Die Kauflaune der Deutschen ist im Keller, das macht sich auch bei den Händlern von Electronic Partner bemerkbar. Eine neue Kooperation mit Telering soll das Repair-Geschäft in Schwung bringen. Große Geschäftschancen sahen die EP-Vorstände zudem bei Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen.
Nur verhalten optimistisch gaben sich die beiden EP-Vorstände Karl Trautmann und Friedrich Sobol bei der traditionellen Pressekonferenz der Verbundgruppe auf der IFA.
Die erste Jahreshälfte hätte man lieber übersprungen, so Trautmann. Erst seit kurzem habe sich EP ein bisschen von dem negativen Trend der Branche abkoppeln können. Ein kurzes Zwischenhoch habe es durch die Fußball-EM gegeben, das sei nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft aber auch sofort wieder abgerissen.
Düster sehe es auch bei Hausgeräten aus. Die Nachfrage nach Weißer Ware sei in den letzten Jahren stetig gestiegen, auch und gerade in der Corona-Zeit. Doch inzwischen habe der Einbruch der Bautätigkeit auch die Ausstattung mit Elektrogeräten heruntergezogen. Hausgeräte im zweistelliger Millionenbereich seien dadurch nicht eingebaut worden.
Eine Wende zum Positiven erwarten beide nicht so schnell. 2025 dürfte schwierig werden – 2026 womöglich auch, fürchtet sein Vorstandskollege Sobol. „Der Enderbraucher ist verunsichert. Der hält sein Geld zusammen“, so Trautmann. In so einer Situation müsse man sich eben etwas einfallen lassen.
Neue Partnerschaften
Und das hat EP. 2019 bis 2021 habe die Verbundgruppe viel investiert und das Unternehmen schlank aufgestellt. Neue Kooperationen sollen jetzt Synergieeffekte und neue Geschäftschancen ermöglichen.
Brandneu ist die Partnerschaft mit dem Großhändler Weltfunk und seiner Elektrofachhandelskooperation Telering im DACH-Raum. Ab dem 1. Oktober 2024 können die 1.450 Telering-Mitglieder auf das Lagersortiment von EP zugreifen. Im Gegenzug erhalten die Mitglieder und Franchisepartner der Düsseldorfer Verbundgruppe ab dem 1. Januar 2025 direkten, zentralregulierten Zugriff auf die Sortimente der Weltfunk-Großhandelslager.
Hintergrund sei das neue „EU-Recht auf Reparatur“. Seit Jahresbeginn beschäftige sich EP mit dem Aufbau einer neuen Fachgruppe mit Fokus auf Reparatur, erklärt Sobol. Und die Technik-Profis der Telering mit ihrem Schwerpunkt auf dem Thema Werkstatt seien dafür ideale Partner.
Weil die EU-Regelung die Hersteller künftig dazu verpflichtet, dass die Geräte repariert werden können, rechnen die EP-Vorstände hier mit steigender Nachfrage. EP will zusammen mit Telering ein deutschlandweites Netzwerk an Reparaturbetrieben aufbauen. Sobol schätzt, dass es dafür rund 2.000 geeignete Betriebe gibt. Ziel sei es, in den nächsten zwei bis drei Jahren rund 1.000 Touchpoints aufzubauen.
Auch in der Schweiz setzt EP auf eine neue Partnerschaft mit der High-end company. Die ehemalige Euronics Schweiz wickelt seit Anfang September ihr Lagergeschäft über ElectronicPartner Schweiz ab.
Neues Geschäftsfeld Erneuerbare
Als neues vielversprechende Geschäftsfeld hat die Verbundgruppe das Thema erneuerbare Energien entdeckt. Bereits über hundert Mitglieder nehmen am „WENDEpunkt“-Konzept, der neuen EP- Vertriebslinie für erneuerbare Energie, teil und lassen sich in zertifizierten Schulungen zu Verkäufern von Photovoltaikanlagen ausbilden. Dabei erfolgt die Beratung und Planung durch den EP-Händler, die Anlieferung und Montage der Anlage dann durch einen Partner.
Ähnliches sei laut Sobol künftig auch für das Thema Wärmepumpe geplant. Ab 2025 will EP das flächendeckend anbieten. Die Vorstände sind davon überzeugt, dass das Thema „größer wird als alles bisher Dagewesene“. Der Markt entwickle sich stabil, sei aktuell nur durch den abrupten Stopp der Förderung eingebremst worden.
Für die kommenden Jahre sind die beiden Vorstände trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuversichtlich. EP sei gut für die Herausforderungen aufgestellt und profitabel. Das sei wichtig, denn die neuen Themen erforderten Investitionen.
Mit dem IFA-Auftritt zeigten sich beide sehr zufrieden. Für den EP-Stand gab es 20 Prozent mehr Anmeldungen als im vergangenen Jahr. Und auch die 2024 noch suboptimale Messeorganisation sei deutlich besser aufgestellt. Das neue Management habe „das menschenmögliche“ gemacht, betonten die EP-Vorstände.