Die Messelandschaft ist im Wandel. Auch wegen neuer Konkurrenten wie Gitex Europe, die 2025 erstmals stattfindet, muss die IFA sich anstrengen, ihre Position zu halten. Mit neuen Themen und Services will IFA-Chef Leif Lindner die Traditionsmesse auch die nächsten hundert Jahren attraktiv halten.
Relevant und wichtig zu bleiben, sei für die IFA heute das wichtigste Thema, meint Messechef Leif Lindner. Er hat die Messe letztes Jahr erstmals verantwortet als die IFA ihr 100-jähriges Bestehen feierte.
Nach den Querelen um den Verbleib bei der Messe Berlin und der nicht ganz so gelungenen Premiere unter dem neuen Messeveranstalter Clarion (connect professional berichtete) im Vorjahr, war Lindner 2024 mit seiner Jubiläumsgala sehr zufrieden.
Natürlich gebe es auch noch einiges zu tun, räumt der IFA-Chef im Gespräch mit connect professional ein, wie beispielsweise die Wegeführung auf dem recht unübersichtlichen Gelände. Die IFA sei mit rund 180.000 Quadratmetern nun mal ein sehr großes Messegelände. Eine bessere Wegeführung per App oder mit Hilfe von KI oder eine andere Aufteilung könne für mehr Übersicht sorgen.
Dafür habe das Entertainment gut funktioniert und soll auch 2025 fokussiert werden. Allerdings nicht mehr in der Größenordnung der 100-Jahre-IFA mit Superstar Brian Adams. Der habe zwar viel Aufmerksamkeit, aber natürlich keinen großen Gewinn gebracht. Das sei aber auch nicht der Sinn der Sache, meint Lindner: „Wir wollen ja nicht Konzertveranstalter werden“.
Sehr zufrieden war er auch mit dem neuen Bereich für Content Creators und Influencer. Der soll deshalb deutlich ausgebaut werden. Außerdem will Lindner die Internationalisierung weiter vorantreiben und der IFA vor allem im Asien noch mehr Sichtbarkeit verschaffen
Denn selbst für eine hundert Jahre alte Traditionsmesse, ist es nicht selbstverständlich, ihren Platz in der sich wandelnden Messelandschaft zu behaupten. Lindner war viel unterwegs, um für die IFA zu werben. Er habe keine Hersteller getroffen, der Messen nicht nach wie vor für wichtig halte, so der IFA-Chef. „Es gibt ein unheimliches Bedürfnis, sich auszutauschen. Ein digitales Format kann das nicht ersetzen.“ Aber Hersteller gehen jedes Jahr eben nicht mehr auf acht, sondern vielleicht nur noch auf fünf Messen. Und da müsse die IFA einfach gesetzt sein, findet Lindner.
Das ist nicht einfach, denn die Konkurrenz ist groß und kann wie die CES in Las Vegas oder der MWC in Barcelona auch viel Glamour bieten. Und im Mai kommt in Berlin mit der Gitex Europe noch ein weiteres Schwergewicht dazu. Der Dublai-Ableger mache ihm keine Angst, meint Lindner. Er sehe höchstens 10 Prozent Überschneidung mit der IFA, vielleicht noch bei den Startups. Er finde auch, dass die Gitex sehr FinTech-orientiert sei. Trotzdem will er sich den Neuzugang schon genau ansehen. „Ich sehe sie aber eher als Erweiterung und nicht als Konkurrenz“, so sein Fazit.
Im Vergleich zur CES könne sich die IFA dadurch profilieren, dass sie auch Consumer anspreche. Heute würden sich viele Brands eben auch die Interaktion mit Endkunden wünschen. Das könne die CES nicht bieten, „das macht uns einmalig.“ Außerdem gebe es auf der CES keine Home Appliances, dafür deutlich mehr Autohersteller. Mobility soll laut Lindner allerdings auch auf der kommenden IFA eine größere Rolle spielen, etwa beim Thema Ladeinfrastruktur.
Und einen weiteren CES-Trend sieht Lindner auch auf der kommenden IFA: Das Thema Beautytech beziehungsweise Healthtech. Denn hier kämen auch neue Anbieter etwa aus der Kosmetikindustrie ins Spiel.
Trotz der zahlreichen Consumer-Themen sieht Lindner die IFA aber auch weiterhin als Messe für Fachbesucher und Einkäufer. Die Kooperationen und Retailer wie MediaSaturn seien ein Rückgrat der Messe und werden auch 2025 wieder präsent sein.