Software kann wahre Wunder bewirken. Nachdem der Dieselskandal mit einem Software-Update aus der Welt geschaffen wurde, machen sich nun auch andere Branchen Hoffnung auf Rettung durch Software.
War früher die Hardware der Star der IT-Branche, ist die Software längst dabei, ihr den Rang abzulaufen. Selbst im Datacenter gelten mittlerweile nicht mehr Server, Speicher und Netzwerk-Equipment als die wahren Assets. Das ganze Rechenzentrum ist auf einmal Software-gesteuert und nennt sich auch nicht mehr schnöde einfach Rechenzentrum sondern Software-defined Datacenter. Selbstverständlich ist es vollkommen flexibel und skalierbar, agil und zuverlässig. Und – nicht zuletzt – natürlich kostengünstig: Statt jahrein jahraus neue Server und Speicher kaufen zu müssen um auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben, sorgt ganz einfach die Software dafür, dass alles okay ist.
Diese Argumente wecken auch außerhalb der IT-Branche Aufmerksamkeit. Jüngstes Beispiel: Die Autoindustrie. Mit einem simplen Software-Update lassen sich – so zumindest die Kalkulation der großen Hersteller – alle Probleme beseitigen, die man über Jahrzehnte angehäuft hat. Ein schnelles und obendrein günstiges Software-Update soll geheime Kartellabsprachen, verschlafene Innovationen, Abgasmanipulationen und zu hohe Stickoxid-Werte sprichwörtlich in Luft auflösen.
Und nachdem die Autohersteller mit ihrer Software-defined-Diesel-Strategie bislang so gut fahren, hat jetzt prompt ein weiteres Sorgenkind der Transportbranche das Software-Update als Allheilmittel für sich entdeckt. Der Kopfnuss ist zu Ohren gekommen, dass sich nun auch der BER Hoffnungen macht, mit der passenden Software wie aktuell geplant im Herbst 2019 den Flugbetrieb aufnehmen zu können – das wäre dann ja auch nur schlappe acht Jahre später als ursprünglich geplant.
Es ist allerdings doch recht fraglich, ob eine Software eine zu kleine Gepäckausgabe vergrößern, zu kurze Rolltreppen verlängern und dafür sorgen kann, dass nicht nur jede Zweite sondern tatsächlich jede Automatiktür funktioniert. Und obendrein verhindern kann, dass neue Mängel auf der Baustelle entdeckt werden. Obwohl: Sollten weitere Probleme auftauchen, gibt es sicher ein Update, das die Angelegenheit schnell und kostengünstig in Ordnung bringt.