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Falschmeldungen zu »X-Surface«

Xbox-Hoax narrt die Gaming-Branche

Um zu testen, wie weit und schnell sich Gerüchte im Netz verbreiten, hat ein Blogger kurzerhand die Xbox Surface erfunden. Mit großem Echo in der Presse.

Autor:Lars Bube • 29.1.2013 • ca. 2:10 Min

Die Xbox hat zwar die neue Bedien-Oberfläche erhalten, einen kleinen Surface-Bruder wird es für die Konsole jedoch eher nicht geben. (Bild: Microsoft)

Nintendo hat seine Wii U vor Weihnachten gestartet, Microsoft und Sony hingegen geben sich hinsichtlich ihrer Spielkonsolen der nächsten Generation noch immer reichlich zugeknöpft. Kein Wunder also, dass die bereits seit Monaten brodelnden Gerüchte, was denn die beiden großen Hersteller für Überraschungen in der Hinterhand haben könnten, derzeit immer heißer aufkochen. Diesen Zeitpunkt des Hypes hat jetzt ein Blogger für ein interessantes Experiment genutzt: Er schrieb einen Brief an einige Gaming-Magazine, in dem er behauptete ein Mitarbeiter von Microsoft zu sein, der mit der Entwicklung der Konsole betraut sei. Geheimniskrämerisch verriet er sodann, dass die Gerüchte Hinsichtlich einer zweiten XBox wahr seien. Allerdings handle es sich beim zweiten neuen Modell nicht wie bislang vermutet um eine abgespeckte Xbox, sondern um eine Tablet-Version, die X-Surface, so die Mail. Innerhalb weniger Stunden verbreitete sich die Geschichte wie ein Lauffeuer durchs Netz. Im Laufe des Tages beschlossen daraufhin auch immer mehr große Portale wie CNET, Gizmodo, Tech Digest und Yahoo dem Schreiben Glauben zu schenken und brachten die Story. Ebenso liefen daraufhin die Foren heiß und die Xbox-Gemeinde fing an zu diskutieren, welche Hardware das Surface mitbringen könnte und für welche Spiele es geeignet sei.

Inzwischen hat der Urheber seinen Hoax jedoch selbst enttarnt. In seinem Blog erklärt er, mit dem Fake die Journalisten auf die Probe gestellt zu haben. Während einige versucht hätten die Geschichte zu verifizieren, haben andere sie einfach übernommen. Das führt ihn zu harter Kritik an den Kollegen: »Viele Gaming-"Journalisten" haben kein Recht sich so zu nennen. Die große Mehrheit macht nichts außer von anderen Seiten zu kopieren und das dann ebenfalls zu veröffentlichen, ohne die Informationen oder ihre Quelle noch zu überprüfen. Es geht ihnen nur noch darum, der Erste zu sein. […] Der Gaming-Journalismus ist komplett am Boden«.

--- forum[x] ---Auch wenn es natürlich journalistisch peinlich ist, wenn solche handwerklichen Fehler passieren, ist es allerdings doch etwas hoch gegriffen, deshalb gleich einen ganzen Bereich der Branche zu verdammen. Der Blogger übersieht dabei völlig die Rolle des Lesers. Sein Besuch erst macht den Wert einer Internetseite aus, auch auf besagtem Blog selbst. Dabei wollen die Leser gerade im Netz vor allem eines: schnell und kostenlos informiert werden. Ein Problem, das bei weitem nicht nur die Games-Publikationen online unter Druck setzt. Wie der Erfinder des Hoax selbst beschreibt: »So eine Story als erster zu veröffentlichen, egal ob man sie glaubt oder nicht, bringt Page Impressions und damit die nötigen Werbeeinnahmen«. Selbst wenn man solche Gerüchte klar als solche darstellt, werde sie gerne gelesen. Immerhin kam auch dem Autor des Hoaxes seine Idee dazu erst, nachdem er über Monate hinweg entsprechende Gerüchte zu neuen Konsolen in Foren und auf Webseiten verfolgt hatte. Der Preis für dieses Rennen um kostenlose Schnell-Informationen ist eben, dass manche Informationen und Quellen erst einmal selbst abgeklopft werden müssen, bevor man ihnen Glauben schenkt.