„UC braucht neue Konzepte“
Die Experten sind sich einig: Alle Teilmärkte im Bereich Unified-Communications dürfen sich über ordentliche Zuwächse freuen. Allerdings zeigt sich der Markt stark dynamisch. Handel, Hersteller sowie Distribution müssen reagieren und ihre Strategie neu justieren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
- „UC braucht neue Konzepte“
- Chancen und Risiken für Fachhandel und Distribution
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funkschau handel sprach mit Dr. Wilhelm Mettner, Geschäftsführer bei Vitec Distribution, über Erfolgskonzepte, große Missverständnisse und neueste Entwicklungen im Bereich Unified-Communications.
Herr Dr. Mettner: UC birgt jede Menge Potenzial. Der Handel muss sich der Dynamik des Marktes anpassen. Welche Konzepte versprechen hier Erfolg?
Mettner: Der Handel muss sich künftig in Richtung IT orientieren, weil das Thema UC sehr infrastruktur- und netzwerklastig ist. Wissen aufzubauen, es entweder zu erwerben oder einzukaufen, ist hier eine Strategie. Eine andere ist, sich auf einen, maximal zwei UC-Hersteller, vorzugsweise Microsoft, zu konzentrieren. Microsoft deshalb, weil UC ja sehr stark in Richtung der Desktop-Arbeitsplätze zielt, und da haben nun mal rund 90 Prozent aller heutigen Anwendungen das MS-Logo. Wer zusätzlich Audio und Video einbeziehen will, sollte, Stand heute, auf die UC-Komplettlösung von Microsoft und Polycom setzen.
Wie kann Ihrer Meinung nach die Vermarktung von UC vorangetrieben werden?
Mettner: UC wirkt auf viele wie eine „Eier legende Wollmilchsau“, die einen, so die Vorstellung, konzeptionell, organisatorisch und finanziell „erschlägt“. Deshalb ist eine Vermarktung in praktikablen, portionierbaren Teillösungen anzuraten, ebenso eine Fokussierung auf die UC-Tools und -Komponenten, die durch eine rasche Wirtschaftlichkeitsrechnung überzeugen. Zu nennen sind hier Effizienzverbesserer wie Instant-Messaging, ONS (One-Number-Service), Präsenzfunktionen und Content-Sharing via Desktop, um nur einige zu nennen. Das sind Leistungsmerkmale, mit denen man heute bereits KMU-Unternehmen überzeugen kann, und die dann in der Folge als Türöffner für weiterreichende UC-Strukturen inklusive Audio- und Video-Collaboration dienen.
Anwender wie Händler sind oft noch skeptisch, wenn es um den Einsatz von Unified-Communications geht. Oft fehlt schlichtweg das nötige Know-how. Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Missverständnisse?
Mettner: Das Thema UC umgibt immer noch ein fast babylonisch anmutendes Definitions-Wirrwarr. Jeder Anbieter versteht darunter etwas anders, wobei die jeweilige Definition oft dem eigenen Angebot geschuldet ist. Das schafft Berührungsängste beim Anwender. Zum Missverständnis, dass sich UC beliebig formen und kneten lässt, und der Anwender trotzdem im Bilde und kaufwillig bleibt, kommt das Missverständnis, dass sich UC wie ein neuer Mantel einem alten Geschäft überstülpen lässt.
Wer UC einführen will, muss zuvor seine Prozesse auf den Prüfstand stellen und sie gegebenenfalls neu organisieren und strukturieren. Erst dann sollte neue UC-Technik darüber gelegt werden. Das erfordert Wissen und Beratung, die beide zunehmend vom Handel eingebracht werden müssen, so er UC-Lösungen verkaufen will.