Energieversorgung und Lieferketten

Achillesfersen des europäischen Rechenzentrumsbooms

17. Februar 2025, 12:39 Uhr | Jörg Schröper
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Der boomende europäische Rechenzentrumsmarkt steht vor einer zentralen Herausforderung: der Energieversorgung. Dies ist ein Ergebnis der Studie „Powering the Future“, die von BCS (Business Critical Solutions) in Auftrag gegeben wurde. BCS ist Anbieter von integrierten IT-Beratungslösungen.

Die Studie verdeutliche, wie die steigende Nachfrage nach Rechenleistung und der zunehmende Energiebedarf, insbesondere durch Künstliche Intelligenz (KI), die Branche vor massive Probleme stellen, so BCS. Für die 29. Ausgabe der Studie wurden mehr als 3.000 Rechenzentrumsexperten in ganz Europa befragt, darunter Eigentümer, Betreiber, Entwickler, Berater und Endnutzer.

Die Verfügbarkeit von Strom ist das wesentliche Kriterium bei der Standortwahl für ein neues Rechenzentrum. 92 Prozent der Studienteilnehmer geben diesem Faktor höchste oder zweithöchste Priorität. Darüber hinaus prognostizieren 84 Prozent der Befragten einen steigenden Stromverbrauch pro Quadratmeter (Rechenzentrumsfläche) in den nächsten drei Jahren. Diese Entwicklung verschärft den Druck auf die Energieinfrastruktur und die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.

Die schnelle Verbreitung von KI-Anwendungen verstärkt den Energiebedarf von Rechenzentren zusätzlich. 85 Prozent der Befragten berichten von einem Nachfrageanstieg aufgrund von KI im letzten Jahr. Die Studie verdeutliche auch, dass die begrenzte Stromverfügbarkeit und die Verfügbarkeit geeigneter Rechenzentren die Geschwindigkeit der KI-Einführung bremsen. Die Untersuchung betont die Notwendigkeit von Investitionen in die Energieinfrastruktur und den Ausbau erneuerbarer Energien. Auch die Steigerung der Energieeffizienz von Rechenzentren durch innovative Technik werde eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Branche spielen.

Die Rechenzentrumsbranche leidet zudem weiterhin unter Lieferkettenproblemen. 85 Prozent der Befragten hatten in den letzten zwölf Monaten Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Materialien und Komponenten. Es handelt sich vor allem um Knappheit an Generatoren, USV-Batterien, Transformatoren und Servern sowie Baumaterialien.

Diese Engpässe werden laut BCS durch die anhaltenden geopolitischen Konflikte weiter verschärft, insbesondere in der Ukraine und im Nahen Osten. Gestörte Transportwege und Produktionsengpässe führen zu Verzögerungen und verteuern den Bau von Rechenzentren. Die Studie zeigt, dass diese Probleme auch die Standortwahl beeinflussen: 63 Prozent der Befragten gaben an, dass Lieferkettenprobleme ihre Entscheidungen über zukünftige Standorte beeinflussen könnten.

Fazit: Die Studie unterstreicht die Dringlichkeit, Lösungen für die Energieversorgung von Rechenzentren zu finden. Nur so könne der europäische Rechenzentrumsmarkt sein Wachstumspotenzial ausschöpfen und gleichzeitig den Anforderungen der Nachhaltigkeit gerecht werden. Darüber hinaus sei das weitere Wohl und Wehe der Branche stark von der künftigen Entwicklung der größten geopolitischen Konfliktfelder abhängig.
 

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