HP Discover, 10. bis 12. Juni 2014, Las Vegas

Auf dem Weg zum Rechenzentrum der Zukunft

11. Juni 2014, 6:39 Uhr | LANline/Stefan Mutschler

Auf seiner Hausmesse Discover hat die Enterprise Gruppe von HP bereits am Vorabend des offiziellen Konferenzbeginns eine Reihe neuer Ankündigungen vom Stapel gelassen. Die konvergierten Infrastrukturlösungen und Services stehen allesamt im Zeichen von Einfachheit, Effizienz und Investitionsschutz. Zusammen sind sie Bestandteil einer Architektur, die eine Brücke von traditionellen zu Cloud-basierten Rechenzentren bauen soll. Highlights bei den Netzwerken waren ein schneller und effizienter Rechenzentrums-Switch für SDN (Software Defined Networking) und eine Virtualisierungssoftware, bei den Speichern eine deutlich aufgepeppte All-Flash-Lösung und bei den Rechnern ein extrem schneller Supercomputer, der High Performance Computing (HPC) für Unternehmen jeder Größenordnung verfügbar machen soll.

Zum 75. Firmenjubiläum will sich HP praktisch komplett neu erfinden. Traditionelle IT-Konzepte hätten im Angesicht moderner Business-Anforderungen in eine Sackgasse geführt. Worum es daher jetzt gehe, sei die kompromisslose Fokussierung der IT auf schnelle und bewegliche Business-Prozesse. „Unternehmen brauchen jetzt eine Art Superhelden der IT, die mit einfachen Mitteln geniale Lösungen bauen“, so Bill Veghte, Executive Vice Rresident und General Manager der HP Enterprise Group.

Der neue Stil, in dem IT künftig betrieben werden soll, basiert laut Veghte auf konvergierten Server-, Speicher- und Netzwerklösungen, deren Funktionen per Software definiert und als Cloud bereitgestellt werden. Ein sehr schönes Beispiel sei die kürzlich vorgestellte Lösung für SAP HANA. „Mit den Produkten und Services, die wir jetzt auf der Discover neu präsentieren, reduziert HP die Komplexität der IT, beschleunigt aber gleichzeitig massiv deren Wertstellung.“

Das Unternehmen sieht sich als idealer Begleiter auf dem Weg in das neue IT-Zeitalter, auf dem nun die Grundlagen für Big Data geschaffen, geeignete Wege für die Virtualisierung gefunden, eine neue Generation von Rechenzentren gebaut, die Reise in die Cloud konsolidiert und letztlich die Produktivität gesteigert werden müssen. HP hätte genau diese Entwicklung in den vergangenen drei Jahren an sich selbst vollzogen („HP on HP“) und wisse daher, worauf es ankommt.

Netzwerk derzeit oft noch Business-Bremse
Ein derzeit noch besonders kritischer Baustein im Puzzle der konvergierten Systeme ist nach Auffassung von HP immer noch das Netzwerk. Während die Softwaresteuerung bei Rechnern und Speichersystemen schon sehr weit vorangeschritten sei, sei die Handlungsfähigkeit der IT durch die Komplexität veralteter Netzwerksysteme noch stark limitiert. „No SDN, no Cloud“, (SDN = Software-Defined Networking) bringt es Antonio Neri, Senior Vice President und General Manager der Server- und Netzwerk-Business Units bei HP, auf den Punkt.

Erst vor gut einem Monat stellte HP mit HP Helion ein Portfolio an Cloud-Lösungen und -Services vor, die Unternehmen dabei helfen sollen, Arbeitslasten in hybriden IT-Umgebungen aufzubauen, zu verwalten und zu betreiben (LANline berichtete). HP Helion umfasst bestehende Cloud-Angebote von HP, neue Lösungen auf Grundlage der Openstack-Technologie sowie Service- und Support-Angebote in einem einheitlichen Portfolio.

Auf der Discover schob HP zunächst mit dem Flexfabric 7900 einen für SDN optimierten Rechenzentrums-Switch und mit der HP Virtual Cloud Networking App eine Virtualisierungssoftware hinterher. Zum offiziellen Konferenzstart gab es mit HP Helion Network noch eine globalen Cloud-Service obendrauf.

Der SDN-Switch kommt in kompakter Modulbauweise, was Kosten und Komplexität um bis zu 75 Prozent reduzieren soll. Er integriert die physische Ebene mit der virtuellen Overlay-Schicht und schafft so eine vereinheitlichte Netzstruktur, die für den Administrator immer und in in allen Aspekten sichtbar bleibt. Hohe Verfügbarkeit, schnelle Antwortzeiten für Nutzer und eine um 80 Prozent gesteigerte Geschwindigkeit bei der Verteilung von VMware-Arbeitslasten sind weitere Eigenschaften, die HP für seinen neuen Switch reklamiert. Wie Helios basiert der Switch auf offenen Standards.

Zusammen mit der neuen HP Virtual Cloud Networking SDN Application soll der „“Flexfabric Datacenter 7900 Series““-Switch Unternehmen dabei unterstützen, ihr Rechenzentrum zügig zu virtualisieren. Das Einrichten und Optimieren vollständig isolierbarer Cloud-Netzwerke soll damit nicht mehr Monate, sondern nur noch Minuten dauern. Dazu bietet HP seinen Trusted Network Transformation Service an, der auf Ende-zu-Ende-Basis sicherstellt, dass der laufende IT-Betrieb während der Netzwerkerneuerung ohne Unterbrechung weiterläuft.

Helion Network: Openstack-Cloud-Plattform
Zur offiziellen Eröffnung der Discover am Dienstagabend, zu der auch die HP-Chefin Meg Whitman angereist war, ließ HP dann noch eine weitere Helion-Geschichte aus dem Sack: das HP Helion Network. Dabei geht es um eine globale, nach „Open Network“-Regeln (Openstack) gestaltete Cloud-Plattform, die nicht nur ein besonders breites Portfolio von Services bieten, sondern seine Nutzer auch dabei unterstützen soll, eine sichere Hybrid-Umgebung zu schaffen, die gleichermaßen globale und lokale Anforderungen erfüllt. Zielkunden sind vor allem Service-Provider, die damit laut HP sowohl betriebstechnisch als auch kommerziell völlig neue Modelle anbieten können.

Highlight bei den Speicherlösungen war auf der Discover klar das All-Flash-Array HP 3PAR Storeserv 7450. Dank hardwarebeschleunigter Inline-Deduplikation, Thin-Cloning-Software, Expressindizierung sowie Solid State Drives (SSDs) mit kommerziellen Multi-Level-Cells (cMLC) und einer Kapazität von 1,92 TByte kommt der Flash-Speicher jetzt auf einen Preis von zwei Dollar pro nutzbarem GByte Speicher und damit auf das Preisniveau von High-Performance-Festplattenlaufwerken.

Das auf über ein PByte skalierbare System soll mit jederzeit genau kalkulierbaren Antwortzeiten sowie einer Verfügbarkeit von 99,9999 Prozent glänzen. Während seiner Präsentation ließ David Scott, Senior Vice President und General Manager HP Storage, insbesondere den Erzrivalen EMC alt aussehen. Deren Vmax 10K etwa beanspruche das 25-fache des Platzes eines Storeserv 7450, biete nicht wirklich berechenbare Antwortzeiten und sei dann auch noch knapp vier Mal so teuer wie das HP-Gerät. „“Das letzte Mal gab es solche krassen Produktunterschiede vor 100 Jahren““, so der HP-Manager spöttisch, „“als wir auf der einen Seite die Kutsche, auf der anderen das Automobil hatten.““

Die spektakulärste Präsentation spendierte HP seinem neuen, wassergekühlten „“Apollo 8000″“-Supercomputer, mit dem Unternehmen jeder Größenordnung auf die Anforderungen im Zusammenhang mit Big Data vorbereitet werden sollen. Mit Preisen in Größenordnungen von 100.000 bis 500.000 Dollar ist zwar die Portokasse sicher auch weiterhin überfordert, im Vergleich zu Systemen etwa von Konkurrent IBM scheinen solche Summen jedoch moderat.

Einer der Apollo-Pilotkunden von HP, das National Renewable Energy Laboratory (NREL), will mit dem neuen Supercomputer sogar jährlich eine Million Dollar an Energiekosten einsparen – wobei 80 Prozent davon auf das Konto der hohen Energieeffizienz gehen, 20 Prozent durch Nutzung des Warmwassers zustande kommen sollen. Eine detaillierte Meldung zum Apollo-System gab es bereits gestern auf LANline.de.

Der Auftritt von Meg Whitman auf der zweieinhalbstündigen Eröffnungs-Plenar-Session mit den meisten der rund 12.000 Discover-Teilnehmer brachte vor allem Motivierendes – weniger Überraschendes. Die Runderneuerung sei gelungen, der finanzielle Turnaround geschafft – HP könne wieder zuversichtlich nach vorne blicken.

Zum 75-jährigen Firmenjubiläum erinnerte sie an die Leistungen der Gründerväter und Meilensteine der Technologieentwicklung bei HP, um schließlich in höchsten Tönen die neuen HP-Cloud-Strategien, -Produkte und -Dienstleistungen sowie das ständig wachsende Partnernetzwerk zu preisen. Der nach wie vor massiv im Gange befindliche Stellenabbau (kürzlich um weitere 16.000 Stellen aufgestockt) fand keine Erwähnung.

HP hat viel zu sagen – und tut das auf Veranstaltungen wie der Discover auch. Allerdings wirkt das Programm daher an vielen Stellen etwas überladen – vielleicht sollte HP einmal über das Prinzip der Einfachheit auch bei seinen Präsentationen nachdenken…

"Mit den Produkten und Services, die wir jetzt auf der Discover neu präsentieren, reduziert HP die Komplexität der IT, beschleunigt aber gleichzeitig massiv deren Wertstellung", so Bill Veghte, Executive Vice Rresident und General Manager der HP Enterprise Group. Foto: Stefan Mutschler

"Das letzte Mal gab es solche krassen Produktunterschiede vor 100 Jahren", so David Scott, Senior Vice President und General Manager HP Storage spöttisch in Richtung EMC, "als wir auf der einen Seite die Kutsche, auf der anderen das Automobil hatten". Foto: Stefan Mutschler

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