WLAN-Infrastrukturen im Unternehmen

Basis für Fixed Mobile Convergence

30. August 2010, 6:00 Uhr | Markus Nispel, Vice President Solutions Architecture bei Enterasys Networks, der Network Infrastructure and Security Division der Siemens Enterprise Communications Group

Schnelle WLAN-Infrastrukturen, wie sie heute mit 802.11n realisierbar sind, eröffnen Unternehmen neue Anwendungsmöglichkeiten und die Lösung altbekannter Probleme. Ein Beispiel ist die zunehmende Mobilkommunikation der Mit-arbeiter mit oft negativen Folgen für Erreichbarkeit und Kosten. Fixed Mobile Convergence nutzt die WLAN-Infrastruktur als Basis und sorgt für eine durchgängige Kommunikationslösung - unabhängig vom Aufenthaltsort des Mitarbeiters.

Die Unternehmens-IT muss heute mehr und mehr Anforderungen mit weniger Budget umsetzen und
gleichzeitig die Agilität und Zuverlässigkeit der gebotenen Dienstleistungen verbessern. Dies gilt
besonders in Hinblick auf die wachsende Zahl mobiler Mitarbeiter und mobiler Dienste, die immer
höhere Ansprüche an die Zuverlässigkeit und Service-Qualität stellen. Innerhalb der
Unternehmensgrenzen hat sich dazu die WLAN-Technik nach IEEE 802.11 als Grundlage einer drahtlosen
Netzinfrastruktur durchgesetzt.

Speziell die aktuelle Variante 802.11n mit bis zu 600 MBit/s Bruttodatenrate und typischen
Nettodatenraten von über 130 MBit/s pro 40-MHz-Kanal bietet den WLAN-Nutzern die Möglichkeit,
Applikationen wie im klassischen kabelgebundenen 10/100-MBit/s-Ethernet zu nutzen. Hersteller wie
beispielsweise Enterasys (Network Infrastructure und Security Division von Siemens Enterprise
Communications) registrieren schon seit geraumer Zeit, dass die Nachfrage nach 802.11n-Technik auch
im Unternehmensumfeld steigt: So übertrifft diese bei der Hipath-WLAN-Lösung inzwischen die nach
der älteren und etwas günstigeren 54-MBit/s-Variante 802.11a/g.

Die Voraussetzungen für eine flächendeckende, performante und kostengünstige WLAN-Versorgung im
Unternehmen sind also inzwischen vorhanden, und der Ausbau dieser Infrastruktur schreitet voran.
Zunächst punktuell in Konferenzräumen, im Einzelhandel oder in Logistikzentren im Einsatz, finden
sich heute flächendeckende WLAN-Infrastrukturen in den Bereichen Bürokommunikation, Produktion,
Gesundheitswesen, in Krankenhäusern – etwa für die mobile Visite – oder auch für automatisierte
Transportprozesse.

Je mehr Anwendungen und Verfahren auf WLAN basieren, desto besser lässt sich der "Business Case"
einer solchen Infrastruktur rechnen. Eine eher neue Anwendung, die mit WLAN-Technik zum Einsatz
kommen kann, ist beispielsweise eine so genannte "Fixed Mobile Convergence (FMC)"-Lösung. In
Zukunft werden aber zunehmend auch Ortungsdienste auf der Basis von WLAN-Infrastruktur an Bedeutung
gewinnen und Lösungen mit GPS-Lokalisierung dort ergänzen, wo diese nicht funktionieren können.

Probleme mobiler Kommunikation

Immer mehr mobile Mitarbeiter setzen auf GSM- und Smartphones und sehen diese als ihre primären
Endgeräte an. Sie nutzen ihr Mobilfunkgerät also auch innerhalb der Unternehmensgrenzen. Dies führt
zu höheren Kosten, verglichen mit dem Festnetzanschluss (Nebenstelle), der den Mitarbeitern am
Arbeitsplatz in der Regel ebenfalls zur Verfügung steht. Auch ergibt sich für diese Mitarbeiter die
Herausforderung, dass sie durch die Kombination von Mobil- und Festnetzgeräten mehrere Rufnummern
und Sprachboxen besitzen, die sie regelmäßig abhören und verwalten müssen. Die Erreichbarkeit der
Mitarbeiter gestaltet sich damit komplexer als früher ist damit nicht gerade kundenfreundlich. Auch
die Verwaltung unterschiedlicher Systeme im Unternehmen erhöht die Gesamtkosten einer solchen
Lösung.

Eine FMC-Lösung wie beispielsweise Openscape Mobileconnect von Siemens Enterprise Communications
kann diese Probleme lösen. Eine Kostenreduktion ist in drei Bereichen möglich:

  • Gesprächsgebühren im Mobilfunknetz lassen sich durch die Nutzung der WLAN-Infrastruktur im
    Unternehmen senken.
  • Die mögliche Reduktion der Zahl der Endgeräte und Telefonanschlüsse führt zu einer weiteren
    Einsparung bei den Gesamtkosten.
  • Wenn sich Mitarbeiter in Außenstellen des Unternehmens bewegen, sind zusätzliche Einsparungen
    bei Roaming-Gebühren möglich.

Zudem erhöht sich die Erreichbarkeit der Mitarbeiter, wodurch sich zugleich eine Verbesserung
des Kunden-Services einstellt. Insgesamt erhöht die Konsolidierung von Telefonnummern,
Anrufjournalen, Endgeräten, Sprachboxen und Applikationen die Produktivität der Mitarbeiter.
Daneben ergeben sich Kosten- und Produktivitätsvorteile in der IT etwa durch effizienteres
Management mobiler Mitarbeiter oder einfache Nutzung neuer Anwendungen wie Applikationsintegration,
Instant Messaging und Presence-Dienste.

Eine FMC-Lösung, die sich in Unified Communications (UC) integriert, kann alle genannten
Probleme adressieren, so etwa die Nutzung der unternehmenseigenen WLAN-Infrastruktur, während sich
der Nutzer im lokalen Empfangsbereich befindet. Damit entstehen keine Mobilfunkgebühren bei
Telefonaten und es kann Zugriff auf die Unternehmens-IT erfolgen. Allerdings sind hier
entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren. Falls sich der Nutzer mit seinem
Mobilfunkgerät aus dem WLAN-Empfangsbereich bewegt, lässt sich während des Gesprächs
unterbrechungsfrei ein Handover auf GSM durchführen. Dieser Wechsel funktioniert natürlich auch in
der umgekehrten Richtung. Weiterhin ist ein so genannter "Single Number"-Service realisierbar –
also die Erreichbarkeit über eine einzige Rufnummer, gleichgültig ob der Nutzer per Softphone,
Desktop-Telefon oder Mobilfunkgerät erreichbar ist. Zudem sind bei einer solchen Lösung alle
Nebenstellen-Leistungsmerkmale auch via Mobiltelefon verfügbar. Damit lassen sich auch Dienste wie
Click to Dial inklusive Kalender und Corporate Directory unmittelbar nutzen. Durch die Integration
in die unternehmensweite UC-Lösung stehen zusätzlich auch diese Kommunikations-Features zur
Verfügung.

VoIP over WLAN als Basis für FMC

Um die Möglichkeit des nahtlosen Roamings zwischen GSM und WLAN problemlos nutzen zu können, ist
zudem – neben der eigentlichen FMC-Lösung – im WLAN eine Service-Qualität bereitzustellen, die es
erlaubt, die Voice-over-IP-(VoIP-)Gespräche vom Mobiltelefon mit gleicher Qualität wie im GSM- oder
Festnetz zu transportieren. Dazu entstanden im Lauf der Jahre entsprechende Standardisierungen, die
in der Praxis oft mit herstellereigenen Erweiterungen kombiniert sind. Generell ist wichtig, dass
die Infrastruktur nicht nur Quality of Service gemäß IEEE 802.11e bereitstellt, sondern auch die in
diesem Standard enthaltenen Stromsparfunktionen (U-APSD – Unscheduled Automatic Power Save
Delivery) für die Endgeräte anbietet und diese zudem auf den Mobilfunkgeräten umgesetzt sind.

Weitergehende Maßnahmen wie Call Admission Control und Bandbreitenlimitierung, Client Load
Balancing (optimale Verteilung von WLAN-Endgeräten auf die verfügbaren Access Points) sowie "Client
Airtime Fairness" (optimale Verteilung von Bandbreite auf Clients mit unterschiedlichen
802.11-Verfahren) sind unerlässlich. Dies zeigt sich zum Beispiel bei der Hipath-WLAN-Lösung
speziell dann, wenn die Anwender Daten und VoIP über WLAN gemeinsam nutzen wollen. Auch stellen die
Roaming-Zeiten zwischen den WLAN Access Points eine große Herausforderung an die Implementierung
der Lösung dar. Dabei kommen ebenfalls Standards wie Opportunistic Key Caching (OKC) – im Standard
802.11i enthalten – oder Pre-Auth (Pre Authentication, Teil des 802.1X-Standards zur
Authentifizierung) zum Einsatz, die auch die verwendeten Endgeräte beherrschen müssen.

Angesichts solcher fortgeschrittenen Nutzungsmöglichkeiten von WLAN-Infrastrukturen stellt sich
die Frage, ob WLAN in Zukunft das Ethernet-LAN im Unternehmen vollständig ablösen wird. Eher nicht!
Kabelgebundene Lösungen haben auch im Access-Bereich ihre Daseinsberechtigung. Mit 10/100/1000
MBit/s dediziert bietet Ethernet heute noch wesentlich mehr Bandbreite als WLAN. Selbst wenn WLAN
aufholt, ist es immer noch ein "Shared" Medium, das heißt, die verfügbare Bandbreite ist mit allen
anderen Nutzern zu teilen. Hohe Nutzerdichten verringern also die verfügbare Bandbreite erheblich.
Leitungsgebundene Übertragungsmedien wie Twisted Pair oder Glasfaser hingegen sind wesentlich
weniger störanfällig und stellen weiterhin mehr Übertragungskapazität bereit der Funk.

Dennoch wird der "Access" der Zukunft beide Techniken mehr und mehr zu einer Infrastruktur
verschmelzen lassen, sodass die Anwender heute auf strategische Hersteller fokussieren sollten, die
beides – LAN und WLAN – aus einer Hand und mit einem durchgängigen Management bereitstellen können.
Dies senkt Betriebskosten und stellt sicher, dass dem Nutzer ein gleichbleibender Service über
jegliche Access-Techniken im Unternehmen gewährleistet ist. Das Access-Netz der Zukunft wird sich
als flächendeckende WLAN-Infrastruktur mit einer leicht verringerten Zahl von kabelgebundenen
Anschlüssen gegenüber heute darstellen, das maximale Performance und Flexibilität miteinander
kombiniert. Neue Standards wie "Wigig" oder IEEE 802.11ac werden zudem erlauben, über kurze
Distanzen sehr hohe Bandbreiten zu transportieren. Aktuell sind dabei die Marken 7 GBit/s
beziehungsweise 1 GBit/s angepeilt. Auch hier ist der nächste Evolutionssprung und damit auch die
Weiterentwicklung mobiler Anwendungsszenarien schon in Sicht.

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