Datacenter-Sicherheit

Brände im Keim ersticken

3. Dezember 2015, 15:40 Uhr | Ines Pettigrew, Director Marketing & Business Development bei Tyco Integrated Fire & Security Deutschland

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das Löschmittel – Sekundärschäden vermeiden

Wird ein Entstehungsbrand erkannt, so ist die Wahl der richtigen Löschmethode entscheidend – bei der effizienten Brandbekämpfung ebenso wie beim Schutz von Menschenleben und Sachwerten. Aber auch wenn niemand verletzt wird: Essenziell bleibt die Vermeidung von Sekundärschäden durch das Löschmittel. Hochverfügbare Rechenzentren haben zwar Backup-Systeme. Die rasche Wiederherstellung des Primärsystems ist dennoch von maßgeblicher Bedeutung, um die erforderliche Redundanz wieder herzustellen. Dass Computer und Wasser sich nicht vertragen, ist eine Binsenweisheit. Klassische Sprinkleranlagen sollten daher von vornherein ausscheiden. Und wer schon einmal gesehen hat, welche Wirkung ein Pulverlöscher haben kann, weis, dass auch diese Technologie für den Brandschutz im Rechenzentrum ungeeignet ist. Durchgesetzt haben sich Gaslöschanlagen mit so genannten Inert-Gasen. Darunter versteht man Gase, die nicht oder nur in wenigen Bereichen chemische Reaktionen eingehen. Im Folgenden ein Überblick:

Kohlendioxid – preiswert aber giftig: CO2, das farblose, geruchlose und trockene Naturgas ist mit 0,03 Volumenprozent Bestandteil der Atmosphäre. Das Inertgas ist umweltfreundlich, elektrisch nicht leitend und löscht rückstandslos. Das Löschgas wird in Druckflaschen bereitgehalten und kühlt sich bei der Entspannung ab. Kohlendioxid ist etwa 50 Prozent dichter als Luft und löscht durch Sauerstoffverdrängung und Kühlung. Es eignet sich beispielsweise auch für Schaltanlagen oder Innentrafos. Jedoch ist Kohlendioxid bereits bei relativ niedrigen Konzentrationen giftig. Ein CO2-Gehalt von 8 Prozent in der Atemluft führt innerhalb von 30 bis 60 Minuten zum Tod. Vor der Flutung mit Kohlendioxid müssen daher Personen den Raum verlassen. Im Brandfall wird zunächst ein Alarm ausgelöst. Danach wartet die Anlage je nach Raumgröße 20 bis 45 Sekunden, damit sich Techniker und Bedienungspersonal in Sicherheit bringen können.

Inergen – Schutz für Mensch und Technik: Das Löschgas Inergen bildet ein Gemisch aus den natürlich vorkommenden Inertgasen Stickstoff, Argon und Kohlendioxid. Wie reines Kohlendioxid arbeitet es ebenfalls rückstandsfrei nach dem Prinzip der Kühlung und Sauerstoffverdrängung. Zudem minimiert die niedrige Leitfähigkeit des Gasgemisches das Risiko für Funkenschlag und Rückzündungen. Inergen besteht zu acht Prozent aus CO2, wird aber durch die Umgebungsluft verdünnt. Kohlendioxid ist zwar giftig, wirkt aber auch atemstimulierend: Schon bei einer Konzentration von 1,5 Prozent nimmt das Atemzeitvolumen um 40 Prozent zu. Damit wird die ausreichende Sauerstoffversorgung auch dann sichergestellt, wenn verletzte und bewusstlose Personen den Flutungsbereich nicht mehr während der Vorwarnzeit verlassen konnten.

Sapphire – das innovative Löschgas: Das Löschsystem Sapphire nutzt das chemische Löschmedium „NOVEC 1230 Fire Protection Fluid“ (Dodecafluor 2-Methylpentan-3-on). Dieses elektrisch nicht leitende Löschgas wurde als Ersatz für das früher übliche, aber äußerst klimaschädliche Halon entwickelt. Das C6-Fluorketon wird als farb- und geruchslose Flüssigkeit vorgehalten und verdampft erst beim Austritt über die Düsen eines Verteilerrohrsystems. Durch den Phasenübergang entfaltet es eine besonders hohe Kühlwirkung und greift zusätzlich chemisch in den Verbrennungsprozess ein. Durch kurze Flutungszeiten von rund zehn Sekunden wird das Feuer bereits in der Entstehung gelöscht.

Für alle Gaslöschanlagen gilt: Massenspeicher sind geräuschempfindlich! Das unter hohem Druck ausströmende Löschgas kann Schalldruckpegel verursachen, die auch bei nicht unmittelbar brandgeschädigten Medien zu Datenverlusten führen. Daher müssen die Ausströmer mit entsprechenden Schalldämpfern versehen sein.

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  1. Brände im Keim ersticken
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