Kommentar: Unfreundliche Telearbeiter

Das Smartphone ist schuld

7. Juni 2013, 10:18 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Folgen der "Dauererreichbarkeit"

Die Folgen dieser ständigen Überlastung sind direkt am Arbeitsplatz abzulesen. Der Umgangston wird rauer und so manch einer der Zeitgenossen vergisst schnell seine gute Kinderstube. Schuld daran sind die mobilen Kommunikationstechnologien. Der Marktforscher Robert Half Technologie (RHT) untersuchte in den USA die Auswirkungen der verstärkten Nutzung von mobilen Gadgets auf die Umgangsformen am Arbeitsplatz. Die ungeschriebene Etikette der Arbeitsplätze werden ständig und nachhaltig verletzt. Wer kennt nicht folgenden Fall: Sie sitzen für ein Gespräch mit einem Kollegen/einer Kollegin zusammen. Diese kontrolliert ständig die eingehenden E-Mails während das Gespräch geführt wird oder der Kommunikationsfluss wird durch ständige Anrufe oder einem Mithören der auf dem Anrufbeantworter eingehenden Messages unterbrochen. Früher gehörte das Ausschalten des Klingeltons bei persönlichen Treffen zum guten Ton.

Die mobilen Geräte haben den Menschen geholfen ihre Arbeitsproduktivität zu erhöhen, aber diese lenken die Menschen zunehmend von den eigentlichen Aufgaben ab. Von diesem von den Kommunikationstechniken bestimmten Lebensgefühl sind 50 bis 60 Prozent der Menschen betroffen und diese reagieren auf den permanenten Leistungsdruck mit Frust und depressiven Stimmungen. Ein Großteil der Führungskräfte arbeitet heute außerhalb der traditionellen Geschäftszeiten. 73 Prozent der CIOs arbeitet inzwischen "oft" oder "häufiger" an den Abenden und Wochenenden. Anstrengend wird es, wenn Unternehmen das ausnutzen und von Angestellten erwarten, dass sie auch spät abends und am Wochenende noch E-Mails beantworten. Oder wenn Mitarbeiter das aus freien Stücken tun und nie mehr wirklich abschalten.

Da es einen engen Zusammenhang gibt zwischen persönlicher und organisationaler Fähigkeit, sich schnell zu erholen, müssen die Unternehmen neue Spielregeln für eine neue Arbeitswelt erfinden: Nicht jeder muss ständig erreichbar sein und sofort E-Mails beantworten. Die Stimmung im Unternehmen ist auch wichtig - und kann ganz einfach verbessert werden, wenn man neben fachlichen Themen auch die menschliche Seite im Blick hat. In einigen Unternehmen wurden hierfür neue Spielregeln zur E-Mail-Abwesenheit festgelegt. Es geht um die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben. Der Autobauer Volkswagen hat bereits Ende 2011 eine Smartphone-Pause nach Feierabend eingeführt. Die mobilen Endgeräte von VW-Mitarbeitern können seitdem von 18.15 Uhr bis 7 Uhr morgens keine Mails mehr empfangen. 30 Minuten nach Ende der Gleitzeit wird der Server-Betrieb eingestellt, 30 Minuten vor Beginn des nächsten Arbeitstags sind die Verbindungen wieder offen. Telefonate sind mit den Geräten allerdings weiter möglich.

Fazit

"Dieser Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar..." Arbeitnehmer müssen nicht ständig ein Ohr für Anrufe ihres Chefs oder ihrer Kunden haben. Viele Mitarbeiter bieten das in der Praxis freiwillig an, aber die Arbeitgeber haben auch eine Fürsorgepflicht. Es geht es zunächst um so essenzielle Dinge wie Essen, Schlaf, Bewegung und Regeneration. Dies kommt dem Arbeitsklima zugute und sorgt für einen entspannten Arbeitsalltag. Einfach eigentlich, aber oft noch nicht selbstverständlich.

 

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