In welchem Verhältnis steht das Third-Network grundsätzlich zu bestehenden Ethernet-Netzen? Phil Tilley, Sales Marketing Director bei Alcatel-Lucent erklärt dazu: „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren Ethernet-Netzwerke entwi-ckelt. Die Frage ist also, ob wir uns daran machen, diesen Zehn-Jahres-Zyklus aufzufrischen, um programmierbare Netze zu verwirklichen oder ob wir sagen, wir arbeiten zunächst damit, was wir haben, weil die Programmierbarkeit dieser Netze sich nicht kurzfristig erreichen lässt. Es ist schon noch sehr idealistisch über ein programmierbares Netz nachzudenken.“
Tatsächlich ist es bereits heute so wie Caroline Chappell, Senior Analyst bei Heavy Reading anmerkt, dass es Beispiele von Betreibern gibt, die ihre Netze automatisieren und ihre eigenen APIs und Scripts schreiben. Sie sind in den meisten Fällen auch Cloud-Service-Provider, die ihre Connectivity an die Cloud-Services anpassen wollen.
Diesen Punkt nimmt James Walker von Tata Communications auf: „Die meisten Menschen in der Branche werden Schwierigkeiten damit haben, einen Cloud-Service zu beschreiben. Das bedeutet in jedem einzelnen Falle etwas ganz Unterschiedliches. Tatsächlich ist es der Fall, dass wir uns sehr auf den Endkunden fokussiert haben. Wir haben von vornherein akzeptiert, dass der Kunde seine Services nicht von einem einzelnen Netzwerk-Provider bezieht. Auch nicht von einem einzelnen Datacenter- oder Cloud-Service-Provider. Das ist nicht im Sinne des Kunden. Es ist also klar, dass wir uns dahin bewegen müssen und die Lösungen müssen bis zu einem gewissen Grad auch austauschbar sein.“
Seiner Ansicht nach geht es um die Frage, wie Services differenziert werden können und wie die Fähigkeiten diese bereitzustellen ausgebaut sind. „Wir befinden uns also in einer Situation mit vielen Ansatzpunkten, von denen einige miteinander verbunden sind, andere nicht. Es liegt also ein gutes Stück Arbeit vor uns, um dies zu realisieren.“
Ein weiter Weg
Auch Carsten Rossenhövel vom EANTC in Berlin nimmt diesen Punkt auf: „Vielleicht müssen wir mit der Situation leben, dass es Standards gibt, die sich aus proprietären Ansätzen entwickeln, weil es schneller ist, und weil es sich um ein Testkonzept mit Prototypen handelt, das schon seit vielen Dekaden als Idee besteht. Es macht keinen Sinn, Dinge zu standardisieren, die ihren Wert nicht in prototypischen Situationen unter Beweis gestellt haben.“
Nicolas Fischbach, Director of Strategy, Architecture and Innovation bei Colt erweitert die Frage: „Wieviel Nachfrage gibt es heute für die Integration von Services? Wenn es jemanden gibt, der diese Integration nachfragt, dann werden wir das eben tun. Diese Diskussion anzuführen bedeutet, mit Fragen zu kämpfen, die bisher komplett undefiniert sind.“ Ähnlich sieht es auch Ulrich Kohn von ADVA Optical Networks, der anmerkt, dass die notwendige Definition eines Service-Lifecycles sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln verschieden darstellt, etwa aus Sicht des Service-Providers und aus Sicht des Kunden. „Es hängt vieles vom jeweiligen Business-Case ab, aber gibt es einen Business-Case?“
Bei allen unterschiedlichen Sichtweisen, kontroversen Diskussionspunkten und verständlicher Skepsis bei einzelnen Punkten zeigt die Diskussion einen breiten Konsens hinsichtlich der Einschätzung, dass Kunden und Carrier durchaus den Bedarf an einem Third-Network haben – inklusive Qualität, Universalität und Service-Orchestrierung, bereitgestellt durch ein programmierbares Netzwerk. Jedoch, klar ist auch, dass dem eine gewaltige Arbeit vorangehen muss, einschließlich einer breiten Kooperation in der Branche.