Alexander Thiele, Director Dell Enterprise Solutions, Networking, Germany bei Dell in Frankfurt am Main: "In vielen Unternehmen reicht wegen rasant steigender Datenmengen die Bandbreite in den Netzwerken nicht mehr aus. An einer grundlegenden Modernisierung führt daher kein Weg vorbei. Software-Defined-Networking bietet viel Potenzial für die notwendigen Veränderungen. Der richtige Zeitpunkt für den Einstieg? Jetzt.
In den Rechenzentren werden die Weichen neu gestellt. Festgefügte, monolithische Strukturen brechen auf und müssen Platz machen für neue, flexiblere Server-, Storage- und Netzwerklösungen. Angefangen hat alles mit der Virtualisierung der Server, und das ist nun gut zehn Jahre her. Bei Servern hat sie sich in breitem Umfang durchgesetzt, bei Storage jedoch weniger. Hier holt sie aber mit großen Schritten auf. Einen beachtlichen Nachholbedarf gibt es dagegen bei den Netzwerktechnologien, manchmal auch als „die letzte Bastion der Mainframe-Ära“ charakterisiert.
Der Grund dafür ist leicht nachzuvollziehen. Herkömmliche Netzwerke können die heute benötigte Flexibilität und Automation nicht bieten. Entwickler haben wenige Möglichkeiten, Switche so zu modifizieren, dass sich eine optimale Abstimmung der Anwendungen mit der Netzwerkinfrastruktur erreichen lässt. Die Switches routen die Daten mit den in der Netzwerk-Hardware verbauten CPUs. Dadurch haben die IT-Verantwortlichen wenig Kontrolle über den Datenverkehr.
Software-Defined-Networking wird, wenn auch nicht über Nacht, einen großen Schritt in Richtung agile Infrastrukturen gehen und damit für mehr Dynamik, eine höhere Automatisierung der Netzprozesse und geringere Betriebskosten sorgen. SDN ist ein neuer Ansatz, um Netze zu bauen, in denen die direkt programmierbare Steuerlogik von Funktionen zur Weiterleitung der Daten – und damit von der zugrundeliegenden Hardware – getrennt ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei der offene Protokoll-Standard Openflow, wie ihn Dell in seinen aktuellen Switchen unterstützt. Er ermöglicht den Zugang auf die Ebene der Datenweiterleitung von Switchen und Routern.
Mit einem vom Switch entkoppelten Controller können Administratoren den Daten-verkehr ohne manuelle Konfiguration der Hardware deutlich effizienter gestalten. Aufwändiges manuelles Routing gehört der Vergangenheit an. Darüber hinaus kann die IT erheblich schneller und flexibler auf neue Geschäftsanforderungen reagieren. Ein weiterer Vorteil: Die Netzwerk-Manager werden unabhängiger von kostspieligen monolithischen Switchen und Routern.
In der klassischen Netzwerkwelt sind Funktionen und Leis-tungsfähigkeit oft durch proprietäre Protokolle festgeschrieben. SDN dagegen ermöglicht von einem logischen, zentralen Punkt aus die Steuerung und Kontrolle eines Netzwerks – ähnlich wie der Tower eines Flughafens, der sämtliche Flugrouten dirigiert und überwacht. Im Gegensatz zur bisherigen Welt können Administratoren mit SDN automatisiert Konfigurations- oder Regeländerungen vornehmen und dynamisch auf Anforderungen aus den Anwendungen reagieren.
Dabei lassen sich drei Einsatzszenarien unterscheiden: erstens Hypervisor-SDN, zweitens die Einbindung in traditionelle Netzwerkarchitekturen (Legacy-Environments) und drittens vollständig neue oder Cloud-Umgebungen. Hypervisor-SDN konzentriert sich auf die virtuellen Switches innerhalb des Hypervisor und erweitert deren Netzwerkfähigkeiten im Sinne einer Netzwerk-Virtualisierung. Aktuell verfügbar ist bereits dezentrales SDN, das auf herkömmlichen Netzwerktechnologien aufbaut und diese funktional erweitert. Am besten geeignet für vollständig neue oder Cloud-Umgebungen ist ein zentrales SDN. Grundlage dafür bildet eine Openflow-basierte Architektur, untergliedert in die Ebenen Applikationen, SDN-Controller und das darunterliegende Netzwerk.
Heute ist es nicht mehr die Frage, ob Unternehmen sich für SDN interessieren, sondern nur noch, wann und wie sie einsteigen wollen. Unternehmen sollten sich bereits bald mit den Vorteilen von SDN befassen und mit der Technologie vertraut machen. Zum Start empfiehlt sich ein hybrider Ansatz: Bei der Integration in ein bestehendes Netz gilt das Motto „Start at the Edge“, wobei nur die Komponenten am Ein- und Ausgang des Netzes SDN-fähig sein müssen. Ansonsten ändert sich nichts. Openflow kann heute schon auf Portbasis granular aktiviert und parallel mit traditionellen Protokollen betrieben werden. Die Netzwerk-produkte von Dell beispielsweise schaffen die Voraussetzung dafür, dass verfügbare Openflow-fähige Systeme über ein Software-Upgrade auf kommende Openflow-Versionen aufrüstbar sind."