24. April 2012, 6:00 Uhr |
Stefan Born/sis, Leiter im Produkt-Managment bei Kaiser.
Der bauliche Brandschutz gehört zu den wichtigsten Aufgaben in der Baupraxis. Ordnungsgemäß ausgeführt, schützen Brandschutzmaßnahmen Leben und Sachwerte. Der präventive Brandschutz soll die Entstehung und Ausbreitung von Rauch und Feuer vermeiden. Die relevanten Normen und Regelwerke betreffen jedoch nicht nur Neubauten, sondern auch den Bestandsbau.
Eine potenzielle Schwachstelle im präventiven Brandschutz stellen Elektroinstallationen dar, die teils sogar die Ursache von Bränden sind. Laut einer Studie des Haftpflichtversicherungsverbandes der Deutschen Industrie (HDI) resultieren etwa 25 Prozent aller Brände aus einem elektrischen Defekt. Die Übertragungswege von Rauch und Feuer sind zumeist unzureichende Raumabschlüsse wie fehlende oder nicht korrekt ausgeführte Abschottungen von elektrischen Leitungen und Rohren. Im Neubau kann eine unsachgemäß ausgeführte und unzureichend gesicherte Elektroinstallation hohe Folgekosten durch Nachbesserung verursachen, die Bauabnahme verzögern und schlimmstenfalls bei einem Brand Menschenleben gefährden. Auch bei der Modernisierung von Bestandsbauten sind praxisgerechte und wirtschaftliche Maßnahmen gefragt, um die baulichen Brandschutzanforderungen zu erfüllen. Vor allem Brandschutzwände stellen hinsichtlich der Feuerwiderstandsklasse nach DIN 4.102 besonders komplexe Anforderungen an das Elektrohandwerk.
Ineffektive Brandabschottung
Im Rahmen der Elektroinstallation ist die brandschutzgerechte Abschottung der Wanddurchführungen und -einführungen wichtig, um die Feuerwiderstandsklasse wiederherzustellen. Oft sind die Öffnungen für Installationsleitungen und Rohre mit Brandschutzkitt, -schaum oder Mörtel in Bauteildicke verschlossen, um den brandschutzgerechten Raumabschluss wieder herzustellen. Hoher Zeitaufwand durch Trocknungszeiten der verarbeiteten Hilfsstoffe, teilweise Nachbearbeitung zu einem späteren Zeitpunkt, angebrochene Gebinde, die man anschließend nicht mehr aufbrauchen kann, und unzureichende Fülltiefen machen das Konzept nicht effektiv. Zudem ist die fachgerechte Verarbeitung für den Planer nur augenscheinlich und oberflächlich überprüfbar.
Abschottungslösung für verschiedene Wandtypen
Vor diesem Hintergrund bieten Hersteller wie Kaiser aus Schalksmühle Lösungen für die Abschottung von Elektroinstallationen in Brandschutzwänden an. Die Leitungs-, Rohr- und Dosenschotts des Brandschottsystems garantieren eine sichere, sichtbare und zertifizierte Brandabschottung bestehender Rohre, Leitungen und Leitungsbündel – ohne zu spachteln oder zu schmieren. Eine solche Lösung schottet sowohl Hohlwand-, Mauerwerks- als auch Betonbauwänden ab, während sie die Feuerwiderstandsklasse der Wand und die selbstständige Abdichtung der Fugen und Zwickel bewahrt. Möglich macht dies die so genannte Active-Fire-Stop-Technik (AFS-Technik), ein umhüllender Dämmschichtbildner, der im Brandfall aufschäumt und somit die Installationsöffnungen verschließt. Dadurch bleibt ohne Kompensationsmaßnahmen die Feuerwiderstandsklasse bis F90 erhalten. F90 bedeutet, dass das Bauteil seine Funktion im Brandfall mindestens 90 Minuten erfüllt. Die Installationsöffnung verhindert zudem die Ausbreitung von Rauch und Feuer.
Verarbeitung der Brandschotts
Die Produktfamilie besteht aus einem Leitungsschott (System LS 90) und einem Rohrschott (System RS 90) für die Einführung und Schottung einzelner Leitungen und Rohre sowie aus einem Dosenschott (System DS 90), das die Einführung oder Schottung von Leitungsbündeln und einzelner Elektroinstallationsrohre ermöglicht. Die teilbaren Leitungsschotts und Rohrschotts steckt der Installateur über bestehende Leitungen oder Rohre in Mauerwerks-, Hohlwand- oder Betonwänden. Den zweiteilige Schottzylinder des Dosenschotts steckt er in die Fräsöffnung von 74 mm Durchschnitt. Dieser ermöglicht es, Installationsrohre bis M40 oder bis zu sechs NYM-Leitungen mit einem maximalen Querschnitt von 5 × 2,5 mm² in die Wand durch- oder einzuführen. Zum Schluss legt der Installateur das zweiteilige Dichtelement zur Sicherstellung des rauchdichten Raumabschlusses um die Leitungen oder das Rohr, schiebt es auf den Schottzylinder und arretiert es per Bajonettverschluss. Zudem lässt sich das Dichtelement für Nachbelegungen einfach wieder öffnen. Bei Mauerwerksinstallationen ist es zusätzlich möglich, das Dosenschott wie eine Unterputzdose einzugipsen. Für die passgenaue Herstellung der Installationsöffnungen führt der Hersteller auch das benötigte Werkzeug in seinem Programm. Die Brandschotts funktionieren als Gruppe bis zu einer dreifach nebeneinander angeordneten Installation, ohne die Aufgabe der Brandschutzwand zu beeinträchtigen.
ETA-Zulassung
Die Brandschotts sind mit einer European-Technical-Approval-Zulassung (ETA) hinsichtlich des Brandschutzes geprüft. Die fachgerechte Verwendung für Elektroinstallationen in Brandschutzwänden ist somit auch von den Behörden bestätigt. Die Zulassung (ETA-11/0188) gilt auf Grundlage der bestandenen Brandprüfungen gemäß DIN EN 1.366-3. Sie bezieht sich auf das Leitungsschott, das Rohrschott und das Dosenschott. Diese sind somit für den Einsatz in massiven Mauerwerkswänden nach DIN 1.053 in Betonwänden nach DIN 1.045 sowie in Trockenbauwänden nach DIN EN 1.364-1 geeignet. Dadurch lässt sich die einfache Elektroinstallation mit den herstellereigenen Installationswerkzeugen in Brandschutzwänden realisieren. Zudem kann über das Dosenschott gleichzeitig die Zuleitung in die hauseigenen Brandschutzdosen (HWD 90) führen, in der Schalter, Steckdosen und andere Einbaugeräte in Hohlwänden sitzen können.
Fazit
Die Einhaltung der Anforderungen an den baulichen Brandschutz stellt eine wesentliche Voraussetzung für die Sicherheit von Leib und Leben dar. Der mangelhafte Brandschutz berührt nicht ausschließlich die Gewährleistung nach VOB oder BGB, sondern kann strafrechtliche Konsequenzen mit sich bringen. Wer bei Planung, Leitung oder Ausführung eines Bauvorhabens gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstößt und dadurch Menschen gefährdet, dem droht nach Paragraf 319 StGB (Baugefährdung) eine Freiheitsstrafe. Mit modernen Installationsprodukten können Hohlwanddosen für den Einbau von Geräten in Brandschutzwänden und Einbaugehäuse für Leuchten und Lautsprecher in Brandschutzdecken die Sicherheitsvorgaben an den Brandschutz einfach und zuverlässig erfüllen. Sie sind bautechnisch zugelassen und liefern einen sichtbaren und überprüfbaren Schutz. Unter dem Strich erhält das Elektrohandwerk praxisgerechte, innovative Produkte, die eine brandschutzsichere Elektroinstallation mit vorhandenen Werkzeugen und schneller Montage ermöglichen.
Bild 4. Nachdem der zweiteilige Schottzylinder des Dosenschottsystems DS 90 in der Fräsöffnung steckt, verschließt das Dichtelement das System.
Bild 3. Das Rohrschottsystem RS 90 baut der Installateur genau wie das Leitungsschott über durch- oder einzuführende Leitungen oder Rohre.
Bild 2. Das Leitungsschottsystem LS 90 steckt der Installateur nach Erstellen der Installationsöffnung einfach über die Leitungen oder Rohre.
Bild 1. Die Brandschotts von Kaiser ermöglichen eine Brandabschottung bestehender Rohre, Leitungen und Leitungsbündel ohne zusätzliche Verwendung von Brandschutzkitt, -schaum oder Mörtel.