Die neue ADAC-Zentrale soll ein Vorzeigeobjekt sein und nicht nur durch ihre Architektur, sondern auch durch Hightech in der IT-Infrastruktur bestechen. Die Anforderung des ADAC war es, zwei Datacenter und eine Office-Verkabelung hochwertig und termingerecht zu realisieren. Die folgende Vorgehensweise im Umgang mit Großprojekten kann laut den Beteiligten als richtungsweisend in Bezug auf Qualitätsstandards im IT-Umfeld, Prozessen bei Großinstallationen und eine integrierte Qualitätssicherung im Projektverlauf gelten.Seit ihrer Einweihung am 22. März 2012 beherbergt die neue Zentrale des ADAC in München rund 2.400 Mitarbeiter des Automobilclubs. Ziel des Neubaus nach Plänen des Berliner Architekturbüros Sauerbruch/Hutton war es, die jahrzehntelang auf verschiedene Münchner Standorte verteilten Mitarbeiter zusammenzuführen. Da die Mitarbeiterzahl seit 40 Jahren nahezu permanent wächst, ist das Gebäude auf Zuwachs geplant. Entsprechend hoch ist der Anspruch an die Technik im Bezug auf ihre Zukunftssicherheit. Daher galt für das Projekt nicht nur die Forderung nach dem neuesten Stand energieeffizienter Gebäudetechnik. Auch das installierte Daten- und Kommunikationsnetz soll für die steigenden Datenraten der kommenden Jahrzehnte gerüstet sein. Entsprechend hoch waren die Anforderungen, die der ADAC für den Bereich Rechenzentrums- und Netzwerktechnik vorgab. "Die Vergabe erfolgte in einem so genannten partnerschaftlichen Modell, sodass der ADAC in alle Vergabegespräche gemeinsam mit dem ARGE-Partner Züblin involviert war", erläutert Christopher Lill, der als Mitarbeiter der ADAC-Bautechnik die Interessen des Bauherrn vertrat. Für den Bauherrn habe dieses Modell den Vorteil, dass "die Firma Züblin, die häufig mit Projekten dieser Größenordnung betraut ist, ihre fundierten Erfahrungen in das Projekt einfließen lassen konnte. Jedoch hatte der ADAC darüber hinaus die Möglichkeit, die konkrete Ausgestaltung des Bauwerks mitzubestimmen." Im Bereich IT-Infrastruktur forderte der Bauherr ein Angebot von Dtm Datentechnik Moll an. Grund für diese Entscheidung waren unter anderem Referenzen von Bauvorhaben ähnlicher Größe und Komplexität. "Die Firma Dtm hatte bereits im Vorfeld überzeugende Qualifikationen aufgezeigt, die für ein Projekt wie den ADAC-Neubau maßgeblich gelten", erklärt Christopher Lill. Ausschlaggebend für die Entscheidung als Preferred Bidder war nicht nur das Preis-Leistungs-Verhältnis des Angebots. Der Installationsbetrieb musste auch besondere organisatorische Vorgaben erfüllen. So galt es beispielsweise, eine softwarebasierende gemeinsame Planverwaltung mit dem Generalunternehmer Züblin zu ermöglichen, um eine lückenlose Genehmigung jeder einzelnen Planänderung durch den GU zu gewährleisten. Dabei war detailliertes Knowhow im CAD-Umfeld unerlässlich. Flächendeckend 10GbE Um Leistungsreserven für die zukünftige Entwicklung der ITK-Technik zu schaffen, ist die ADAC Zentrale nun flächendeckend mit einer 10-GBit/s-Infrastruktur verkabelt. Alle Komponenten sind für Kategorie 7 (im Fall der Kabelstecker), die Kabel sogar für Kategorie 7A ausgelegt. Als Planungs- und Installationsbetrieb konnte Dtm die technischen Anforderungen mit Standverteilern aus eigener Herstellung sowie mit OEM-Kupferkabeln und Lichtwellenleitern von Leoni erfüllen. Als Modulsystem kam Vario Keystone von Leoni zum Einsatz, das als eines der Premium-Anschlusskonzepte auf dem Markt gilt. Bei diesem System ist es möglich, durch Austausch der Anschlussmodule die Bandbreite nachträglich zu erhöhen. Kombiniert wurde das Modulsystem mit einem mehrteiligen Dtm-Panel-System, das die Migration erheblich vereinfachen soll. Die Installateure verbauten 526 so genannte Kupfer-Universalpanels plus 275 Spleißboxen desselben Systems. Als Etagenverteiler und Server-Racks für die zwei redundant ausgelegten Rechenzentren in dem Gebäude lieferte Dtm insgesamt 215 seiner STV-45n-Grundmodule, die abhängig vom Einsatzzweck ausgerüstet sind. So soll das System nicht nur die Basis für die Etagenverteiler zur Aufnahme unzähliger Kabel bilden, sondern soll auch langfristig einen energieeffizienten Betrieb im Rechenzentrum sicherstellen. Für die beiden redundant ausgelegten RZs lieferte Dtm auch eigene Standverteiler und Racks. Günter Breil, der als Leiter Rechenzentrum maßgeblich an der Formulierung der Qualitätsanforderungen des ADAC für die ITK-Anlagen der neuen Zentrale beteiligt war, erklärt dazu: "Je mehr Firmen im Zuge einer ARGE auf einer Baustelle zugelassen und überwacht werden müssen, desto komplexer wird das Projekt. Hätten wir beim Bau des Rechenzentrums Lieferanten und Errichter für Racks und Kabel separat beauftragen müssen, wären Reibungsverluste sehr wahrscheinlich gewesen. Dass Dtm als einer der wenigen Anbieter beides aus einer Hand leisten kann, war für uns ein entscheidender Vorteil." Vorkonfektionierung Im Projekt verbauten die Installateure 494 Kilometer Kupferkabel, 36 Kilometer Lichtwellenleiter, 21 Kilometer Telefonkabel sowie 20.044 RJ45-Buchsen. Das Gebäude umfasst insgesamt 27 Stockwerke: drei Untergeschosse und Erdgeschoss, 22 Obergeschosse und ein Dachgeschoss für Klimatechnik. Die Rechenzentren befinden sich in den Untergeschossen. Bis auf das Dachgeschoss ist in jedem Stockwerk Kommunikationskabel verlegt. Um diese fachgerecht, aber möglichst hochwertig und schnell zu installieren, setzt Dtm insbesondere bei umfangreichen Projekten auf eine Vorkonfektionierung des Modulsystems im Labor. Im Fall der ADAC-Zentrale waren die Kupferkabel in 9.715 Teillängen vorkonfektioniert, die Lichtwellenleiter in 225 Teillängen und die Telefonkabel in 82 Teillängen. Da sich der Installateur durch den Prozess der Vorkonfektion erheblichen Arbeitsaufwand vor Ort spart, ist es auch bei einer Vielzahl von Anschlüssen im Gewerk möglich, den Baufortschritt flexibel und in Einklang mit den weiteren Gewerken abzustimmen. Machbar wird dies, indem zeitintensive Arbeiten wie das Ablängen von Kabelstrecken und die Konfektion der Module vorgelagert sind. Zudem erhöht dieser Prozess die Qualität des Links, da die Prüfung und Konfektionierung unter Laborbedingungen abläuft und eine weitere Abnahmemessung nach Fertigstellung des Gewerks stattfindet. Das vom ADAC gewählte Modulsystem Vario Keystone trug mit seiner Modularität weiterhin dazu bei, Beschädigungen während der Bauphase zu vermeiden, da die Montage der RJ45-Anschlussmodule erst nach dem Abschluss der Innenausbauarbeiten anstand. Durch die Vorkonfektionierung gelang es, die strengen Vorgaben bei der Systemreserve und bei den Klasse-F-Abnahmemessungen einzuhalten. Teilabnahmen während des Installationsprozesses Anspruchsvolle Projekte unterliegen strengen Qualitätsanforderungen, die mit Gewährleistungsansprüchen verbunden sind. Dtm ließ deshalb sein Gewerk während der gesamten Installationsphase von den unabhängigen Experten des GHMT-Prüfinstituts baubegleitend inspizieren. GHMT mit Sitz im saarländischen Bexbach setzt seit nunmehr 20 Jahren in der Verkabelungsindustrie als neutraler Dritter anerkannte Standards. "Diese Art der baubegleitenden Überwachung ist nur ein Baustein in unserem mehrstufigen Konzept für eine ganzheitliche Qualitätssicherung. Daneben überprüfen wir die Qualifikation der Installationsmitarbeiter und die Güte der eingesetzten passiven Verkabelungsprodukte", erläutert der GHMT-Vorstandsvorsitzende Dirk Wilhelm. "Im Fall der ADAC Zentrale fanden insgesamt vier messtechnisch unterstützte Begutachtungen während der Bauzeit durch GHMT statt, bei denen sukzessive die passive Verkabelungsinfrastruktur während der Installation in den einzelnen Bauabschnitten überprüft wurde", erläutert Projektleiter Bernd Jung von GHMT. "Die ersten Begutachtungen nehmen wir grundsätzlich bereits in einer sehr frühen Bauphase vor, um dem Installationsbetrieb erste Verbesserungen an die Hand zu geben. Der Firma Dtm konnten wir allerdings in jedem Bauabschnitt die Einhaltung der Auftraggebervorgaben bescheinigen, was die Abnahme deutlich beschleunigte." Durch dieses Vorgehen der laufenden Qualitätssicherung ließ sich auf Anhieb eine mangelfreie und zeitsparende Abnahme des erstellten Gewerks erreichen. Die Qualifikation von Mitarbeitern ist nicht nur zwingend notwendig, um Normen und die Vorgaben des Bauherrn zu erfüllen. Sie ermöglicht es auch, einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Qualifikation sicherstellen Eine gute Möglichkeit, dies sicherzustellen, ist der Einsatz von VdS-anerkannten Sachkundigen für Gebäude-Infrastruktur-Verkabelungen (GIV-Sachkundigen). Das entsprechende Anerkennungsverfahren entstand in einer engen Kooperation zwischen der VdS Schadenverhütung und der BdNI (Bildungsinitiative der Netzwerkindustrie). Es stellt die durch Aus- und Weiterbildung erworbene fachliche Kompetenz fest und weist diese Dritten gegenüber nach. Für Dtm war es nach eigenem Bekunden so ein Leichtes, genügend qualifiziertes Personal für das ADAC-Projekt zu stellen, da regelmäßig erfahrene Mitarbeiter des Unternehmens die Prüfung zum GIV-Sachkundigen an der BdNI-Akademie ablegen. Vor diesem Hintergrund engagiert sich Dtm seit zwei Jahren auch als Vollmitglied in der BdNI, um die Qualitätsansätze der Bildungsinitiative mit zu unterstützen. Nach Aussage von BdNI-Sprecher André Gerlach wäre es im Interesse eines einheitlichen Niveaus von IT-Fachkräften sehr wünschenswert, wenn sich mehr Unternehmen im Bereich der Planung und Ausführung daran ein Beispiel nehmen. Fazit Die termingerechte Abnahme der Infrastruktur und das Fazit der Auftraggeber haben gezeigt, dass der Projekt-Management- und Qualitätssicherungsansatz gerade in sehr großvolumigen Projekten tragfähig ist. "Im Fall von Dtm hat sich unsere Entscheidung als absolut richtig erwiesen", resümiert Christopher Lill vom ADAC. Peter F. Alexander, als Vertreter von Züblin einer der Geschäftsführer der ARGE Neubau ADAC Zentrale, ergänzt: "Die Qualifikation der Mitarbeiter und die ins Projekt-Management integrierte Qualitätssicherung waren so überzeugend, dass wir uns als Auftraggeber bei minimalem Kontrollaufwand während des ganzen Projekts sehr sicher fühlen konnten."