Plädoyer gegen Plagiate

Fälscher und ihre Helfer

15. August 2011, 6:00 Uhr | Dipl.-Wirtsch.-Ing. Bernd Gerlach/jos ist geschäftsführender Gesellschafter von TKM Telekommunikation und Elektronik

Am Beispiel eines Plagiatsfalls auf der CeBIT kommentiert der TKM-Manager Bernd Gerlach eine gefährliche Geiz-ist-geil-Mentalität beim Endkunden. Vermeintlich günstige Einkäufe können sich bei mangelnder Qualität nämlich schnell als große Fehlinvestition erweisen.Gestern auf den Markt gebracht, heute in China nachgemacht. Provokant formuliert: Die Welt lebt mit dem Mythos, dass das Nachbauen und Kopieren eine 5.000 Jahre alte Tradition hat und deshalb vom Rest der Welt akzeptiert werden muss. Diese Akzeptanz ist aber gar nicht notwendig, sondern wird getrieben von gewinnhungrigen "In-Verkehrbringern" im nichtchinesischen Ausland.

Betrachtet man die ökonomische Denkweise des Plagiators genauer, sieht diese nämlich wie folgt aus: "Um mein Plagiat zu verkaufen muss es preislich günstiger als das Original sein. Da ich die Entwicklungskosten spare, kann ich den Preis geringer gestalten. Geringerer Preis bedeutet jedoch auch einen verhältnismäßig geringeren Gewinn. Diesen kann ich aber maximieren, wenn ich an nicht direkt erkennbaren Stellen das Produkt verändere, zum Beispiel durch Materialveränderung oder -Ersparnis."

Plagiate auf der CeBIT

Der am IT-Markt zurzeit heftigste Plagiatfall wurde auf der diesjährigen CeBIT in Hannover festgestellt. Ein von einem renommierten Hersteller entwickeltes RJ45-Modul der Kategorie 6A (von der GHMT im Prämium Verification Program PVP-zertifiziert) wurde bei acht verschiedenen, meist chinesischen Ausstellern in Kopie entdeckt. Da die meisten dieser Aussteller auch Hersteller sind, geht der Originalhersteller davon aus, dass mindestens sieben Kopietypen auf dem Markt sind. Die Verkaufspreise zum Endkunden liegen bei den "In-Verkehrbringern" unter dem Verkaufspreis des Originalherstellers. Was aber sollte ein Kunde beim Einkauf einer Komponente beachten?

Ratgeber

Auf jeden Fall ist es vor dem Kauf sinnvoll, die folgenden Fragen zu stellen und eine schriftliche Bestätigung einzu-fordern:

Wie Groß ist die Zahl der zugesicherten Steckzyklen?

Gibt es ein Originalzertifikat der Goldauflagen bei den Federkontakten?

Existiert eine Messung und Zertifizierung bei einem akkreditierten Messlabor?

Gibt es eine Bemusterung durch den Originalhersteller beim Fachhandel?

Erfolgt eine Prüfung der Muster an Hand der vom Hersteller vorgegebenen Merkmale?

Wie steht es um die Materialzusammensetzung und die Nichtverwendung giftiger Grundstoffe gemäß gültiger EU-Richtlinien und Gesetze?

Schon das verzögerte und eingeschränkte Beibringen der im Markt üblichen Unterlagen und Zertifikate sollte für den Endnutzer genügend Indiz dafür sein, dass hier Äpfel statt Birnen gehandelt werden.

LANline.

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