Buchbesprechung: Win Server 2008

Helfer für den Administrator

8. Januar 2010, 9:50 Uhr | Frank-Michael Schlede/jos

Auch in den Zeiten des World Wide Webs und der fast immer abrufbaren Informationsflut aus dem Internet wollen Systemprofis häufig nicht auf "das gedruckte Wort" verzichten. Gerade wenn es um so komplexe Dinge wie die Betreuung und Verwaltung der Windows-Server-Systeme geht, haben Administratoren gerne ein Nachschlagewerk zur Hand.

Wer bisher noch nicht glauben konnte, dass Microsoft mit dem aktuellen Betriebssystem Windows
Server 2008 ein "gewichtiges" Stück Software auf den Markt gebracht hat, wird dann vielleicht beim
Anblick des aktuellen Buches von Eric Tierling überzeugt sein: Mit über 1.300 Seiten (zählt man das
umfangreiche Stichwortverzeichnis nicht mit) stellt das unter der schlichten Bezeichnung "Windows
Server 2008" bei Addison Wesley in der Reihe net.com erschienene Buch ein echtes Schwergewicht dar.
Der den Lesern der LANline wohlbekannte Fachautor Tierling hat sich mit diesem Werk eine Menge
vorgenommen, soll es doch den "erfolgreichen Einsatz von Windows Server 2008 mit verständlichen
Beispielen und zahlreichen Praxistipps unterstützen".

Bereits im Vorwort, das der deutsche Produkt-Manager für die Windows-Server von Microsoft
beigetragen hat, wird das Buch als Standardwerk eingeordnet. Sicher ein hoher Anspruch, der jedoch
nicht von ungefähr kommt, hat der Autor doch schon zum Vorgänger-Release, dem Windows Server 2003
R2, ein Buch herausgebracht, das sich in der Praxis nicht nur für Zweifelsfälle sondern auch für
Grundsatzfragen rund um das Betriebssystem immer in Griffweite neben den Werken von Mark
Russinovich und andern Windows-Gurus befinden kann.

In seinem eigenen Vorwort betont der Autor, dass jedes neue Windows-Server-System, das von
Microsoft auf den Markt gebracht wird, dabei dem Administrator eine ganze Reihe an technischen
Neuheiten zur Verfügung stellt. Folgerichtig betitelt er den ersten von sieben großen Teilen, die
das insgesamt 31 Kapitel umfassende Buch aufgliedern, mit der Überschrift "Auf Tuchfühlung mit
Windows Server 2008". Im ersten Kapitel befasst der Autor dann mit den besonderen Merkmalen, die
dieses Microsoft Betriebssystem von seinen Vorgängern unterscheidet.

Den Praktiker erkennt man bereits in diesem ersten Kapitel daran, dass bei der "Vorstellung
des Windows-Servers" also dem Server Core, ein deutlicher Warnhinweis (dafür werden im Buch
spezielle Icons verwendet) erfolgt, der dem Administrator erläutert, dass es nach der Installation
des Servers in der Core-Version ohne eine komplette Neuinstallation nicht möglich ist, zu einer
vollständigen Windows-Version zurückzukehren.

Nach diesem einleitenden Überblick widmet sich je ein Kapitel der
Schritt-für-Schritt-Neuinstallation und der Aktualisierung auf Windows Server 2008. Dabei ist
logischerweise das Kapitel zur Neuinstallation deutlich umfangreicher ausgefallen. Wie auch die
folgenden Abschnitte werden die Erläuterungen und Beschreibungen in diesen Kapiteln mit vielen
Screenshots unterstützt, auf denen die entsprechenden Einstellungen dargestellt werden. An dieser
Stelle ist jedoch ein Wort der Kritik angebracht, das sich nicht an den Autor, sondern an den
Verlag richtet: Es ist unbestritten, dass die Produktion solch umfangreichen Werke nicht
kostengünstig ist: Wenn ein Leser jedoch fast 60 Euro für ein Buch ausgibt, das dann durch Bilder
in schwarz-weiß den Eintrag eines Flyers erweckt, dann ist er sicher nicht begeistert. Zumal gerade
bei modernen Betriebssystemoberfläche die Farbe nicht nur die Funktion hat, den Administrator durch
ihre Vielfalt zu erfreuen, sondern mit ihrer Hilfe häufig für den Anwender wichtige Informationen
transportiert werden.

Weitere Kapitel des ersten Teils stellen den Server-Manager als wichtigstes Werkzeug des
Administrators vor, lassen aber auch andere Werkzeuge wie entsprechende MMC-Snapins, die
Kommandozeilen-Tools sowie die Powershell nicht außen vor. Besonders gefallen hat uns dabei das
Kapitel 4, das der Autor mit "Abrundung der Installation und erste Schritte" überschrieben hat:
Tierling erläutert darin beispielsweise auch die Unterschiede, die sich bei diesem Betriebssystem
schon an der Oberfläche durch die gemeinsame Codebasis mit Windows Vista ergeben und bei einem
Administrator, der bisher nur mit traditionellen Windows-Servern arbeitete, für Überraschungen
sorgen können. Auch die Grundlagen des 64-Bit-Computings und der grundsätzliche Einsatz von 32-Bit
x86-Anwendungen auf diesen Systemen erläutert er detailliert bis hin zur dabei notwendigen
Registry-Umlenkung.

Der zweite Teil des Buchs stellt in vier Kapitel die Arbeit im Netzwerk mit dem aktuellen
Windows-Server vor und geht dabei neben den Grundlagen von Konfiguration, Diagnose und Überwachung
auch auf die Standardprobleme in diesem Bereich ein. Zudem schildert er Betrieb und Wartung der
DHCP, DNS- und WINS-Server. Weitaus umfangreicher ist dann der nächste Abschnitt, der sich in fünf
Kapitel dem Active-Directory-Domänendienst und damit auch den Änderungen widmet, mit denen sich der
Administrator bei dieser wichtigen Funktion des Windows-Servers unbedingt befassen muss. Obwohl
sich dieses Buch sicher nicht an "Server-Einsteiger" richtet, ist es sicher richtig, diesen
Abschnitt mit einer kurzen Einführung in den Verzeichnisdienst zu beginnen, um so auch gleich die
Neuerungen bei Windows Server 2008 im richtigen Zusammenhang vorzustellen.

Nach einem Kapitel zur Planung der AD-Struktur geht es zur Einrichtung und Konfiguration. In
diesem Abschnitt hat uns gut gefallen, dass sich der Autor in einem, wenn auch relativ kurzem,
Kapitel mit der Problematik der Einbindung von Windows Server 2008 in bestehende
AD-Gesamtstrukturen und den vorbereitenden Maßnahmen befasst, die der Administrator für diese
sicher nicht leichte Aufgabe durchführen sollte.

Der daran anschließende vierte Abschnitt des Buches behandelt die Gruppenrichtlinien bevor
sich der Autor im fünften umfangreichen Abschnitt mit den Sicherheitsmerkmalen des Windows Servers
befasst. Neben den grundlegenden Sicherheitskonzepten, der Zugriffssicherheit und der für viele
Administratoren sicher noch ziemlich neuen Laufwerkverschlüsselungslösung Bitlocker geht das Werk
im Kapitel 22 ausführlich auf das Thema Netzwerkzugriffsschutz (NAP – Network Access Protection)
ein. Wir haben bisher noch in keinem anderen Werk eine derart umfangreiche Beschreibung des
Einsatzes dieser neuen Technik gefunden, die auch für viele erfahrene Administratoren neu sein
dürfte.

File- und Print-Dienste

Der sechste Abschnitt des Buchs diskutiert die bekannten File- und Print-Dienste und ihre
Ausprägung unter diesem Betriebssystem. Auch dabei unterstreicht Tierling ein weiteres Mal seine
Verbundenheit mit der Praxis, in der ein ganzes Kapitel dem alten und wohl bekannten Thema des
Druckens über das Netzwerk widmet: Jeder Systemverwalter wird bestätigen, wie aktuell diese
Thematik auch heute noch im täglichen Betrieb ist.

Der letzte Abschnitt zeigt schließlich die Möglichkeiten und Fähigkeiten der
Virtualisierungslösungen, die Microsoft mit diesem Windows-Server zur Verfügung stellt: Ein Kapitel
behandelt die Server-Virtualisierung mit Hyper-V, wobei der Autor sich dabei ausdrücklich auf die
in der x64-Version des Servers zur Verfügung stehende Rolle "Hyper-V" beschränkt und nicht die
Standalone-Version von Hyper-V behandelt. Ein zweites ausführlicheres Kapitel in diesem Abschnitt
behandelt dann die so genannte Präsentationsvirtualisierung, also alle Neuerung, die diese Software
bei den Terminaldiensten zur Verfügung stellt. Das abschließende Kapitel des gesamten Werks befasst
sich mit dem Windows-Systemressourcen-Manager, was zunächst verwundert, weil auch dieses Kapitel
unter der großen Überschrift Virtualisierung fällt. Doch Tierling hat sein Buch logisch aufgebaut
und führt hier zu Recht an, dass Applikationsserver wie der zuvor beschriebene Terminal-Server
unbedingt zuverlässig arbeiten müssen, sodass hier der unter Windows Server 2008 als Feature
realisierte WSRM (Windows-Systemressourcen-Manager) einen sinnvollen Abschluss der "Tour" durch das
Betriebssystem und seine Fähigkeiten darstellt.

Abgerundet wird das Buch durch ein sehr umfangreiches und bei dem Umfang unerlässliches
Stichwortverzeichnis sowie zwei DVDs mit einer 120 Tage arbeitenden Testversion des Windows Servers
2008. Trotz der Ausführlichkeit dieser Rezension konnten wir hier nur einen Überblick über all die
Themen geben, die der Autor in gut lesbarer und nachvollziehbarer Form in seinem Buch
zusammengefasst hat.

Für alle Systemverwalter und Administratoren, die irgendwann einen Windows Server 2008 in ihr
Netzwerk integrieren wollen oder dies schon haben, stellt das Buch eine definitive Empfehlung dar.

 


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