Im Test sind die Anlagen den vollen, teilweise sogar extremen Lastbedingungen ausgesetzt. Dazu sollten spezielle Lastbänke (Bauteile in der Elektrotechnik) zum Einsatz kommen, die ein RZ-spezifisches Lastverhalten am besten simulieren. Üblicherweise sind deren Heizwiderstände in mehreren Stufen schaltbar.
Große Lastbänke lassen sich auf Rollen transportieren und gleichmäßig im RZ verteilen. Mit den Lastbänken erfolgt der Test der kompletten Stromversorgung von Normalnetzeinspeisung über Trafos und Schaltanlagen sowie der gesicherten Stromversorgung über Netzersatz- und USV-Anlagen. Unter diesen realen Lastbedingungen lassen sich dann Einzelkomponenten oder ganze Versorgungspfade abschalten, sodass die Redundanzen greifen müssen.
Gleichzeitig lässt sich die Kühlung des Rechenzentrums über die entstehende Abwärme prüfen. Zu den Testkandidaten gehören die Sicherheitstechnik (Einbruch-, Brandmelde-, Zutrittskontroll-, Wassermelde- und Videoüberwachungsanlagen) sowie Lüftungs- und Löschanlagen. Hier werden Schnittstellen interoperabel über Systemgrenzen hinaus getestet, um die vollständige Durchgängigkeit nachzuweisen.
Eigene Messungen im Testverfahren
Viele Vorgänge im elektrotechnischen System, wie die Lastgänge im Testverlauf, der Nachweis der eingebrachten elektrischen Leistung oder das unterbrechungsfreie Umschalten der Stromversorgung, sind messtechnisch nachweisbar.
Diesen Job können zwar integrierte Messsysteme in den Anlagen erledigen, doch ein blindes Vertrauen ist nicht ratsam. Falsch eingestellte Wandlereingänge und Phasendreher können die Messwerte verfälschen. Daher führen die Sicherheitsfachleute der VZM (Von Zur Mühlen’sche) im Rahmen der Tests eigene Messungen mit eigenem Messequipment durch. Dies umfasst Netzanalysegeräte, Speicheroszilloskope sowie zahlreichen Zangenamperemeter und Universalmessgeräte.
Während der Integrationstests darf man keine anderen Arbeiten durchführen, die das Ergebnis beeinflussen könnten. Bei der Feststellung von Fehlern muss eine Klassifizierung dieser erfolgen – mindestens als kritisch oder unkritisch. Dabei fällt auch die Entscheidung, ob man den gesamten Test wiederholen oder nur nacharbeiten muss. Da alle Beteiligten vor Ort sind, kann in einem gewissen Rahmen eine sofortige Fehlersuche und Reparatur sinnvoll sein. In jedem Falle sind die Verantwortlichen gut beraten, wenn sie bei der Planung des Testablaufes zeitliche Puffer einplanen.
Qualitätssicherung durch regelmäßige Integrationstests
Zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit sollte die Durchführung von Integrationstests regelmäßig erfolgen. Da die Umsetzung bei ohnehin sehr vollen Terminplänen für Wartung und Instandhaltung für die Rechenzetrumsbetreiber schwierig ist, ist die Konzentration auf die wichtigsten Szenarien empfehlenswert. Dazu zählt beispielsweise der jährliche Black-Building-Test für den stets drohenden Ausfall beim Energieversorger.
Darüber hinaus muss eine Wiederholung des Integrationstests beim Austausch von technischen Anlagen erfolgen – und zwar überall dort, wo diese Anlagen beteiligt sind. Aus der Erfahrung dutzendfach durchgeführter Härtetests berichten die Berater der Von Zur Mühlen’schen über vertauschte Adern an einer Schnittstelle bis hin zu lediglich handfest angezogenen Verbindungsschrauben einer Stromschiene. Sie betonen, dass dies ein ernst zu nehmendes Problem ist, denn rund 70 Prozent aller Fehlerentdeckungen hätten direkt und unmittelbar zu einem Ausfall des Betriebs im Rechenzenturm geführt.
Jörg Schulz ist Sicherheitsberater bei Von Zur Mühlen’sche.