Je nach Anwendung und Einsatzort sind Anschlussdosen und Patch-Kabel unerwünscht – sei es, um Stolperfallen durch die Kabel zu vermeiden oder um sicherzustellen, dass Unbefugte sich nicht am Anschluss zu schaffen machen. In solchen Fällen sind Endgeräte zunehmend über einen feldkonfektionierbaren Stecker an das Installationskabel angeschlossen.
Für diesen Einsatzzweck haben sich die Konzepte Modular Plug Terminated Link (MPTL), Direct Attach Cabling und End-to-End Link (E2E Link) bewährt. Jedes dieser drei Konzepte hat seinen bevorzugten Einsatz und seine eigenen Anforderungen an die Messtechnik, um die installierte Verkabelung zu prüfen.
Der Modular Plug Terminated Link besteht aus Verteilfeld, Verlegekabel und Stecker. Da die Endgeräte an das mit einem Stecker versehene Installationskabel angeschlossen sind, entfallen Anschlussdose und Patch-Kabel auf der Endgeräteseite. Das Installationskabel kann beispielsweise in das Schutzgehäuse einer IP-Kamera eingeführt und danach mit einem feldkonfektionierbaren Stecker versehen werden. Da sich die Steckverbindung innerhalb des Schutzgehäuses der Kamera befindet, ist sie wirksam vor unbefugtem Zugriff geschützt. Da die Schutzgehäuse recht kompakt gebaut sind, sollte der Stecker möglichst kurz sein.
MPTLs dienen oft auch zum Anschluss von WLAN Access Points. In Besprechungsräumen, Lobbys, Wartebereichen, Fluren, Treppenhäusern und Tiefgaragen sind Anschlussdosen und lose hängende Patch-Kabel sowohl aus Gründen der Zugriffsicherheit als auch unter gestalterischen Gesichtspunkten unerwünscht. Durch den MPTL ist der Access Point direkt vor dem Kabelauslass an Wand und Decke montierbar. Auch dann sind besonders kurze Stecker hilfreich, da sonst das Kabel unter dem Access Point herausragen würde. Abhängig von der Gehäusebauform sind Stecker mit gewinkeltem Kabelabgang gefragt. Idealerweise kann der Monteur den Kabelabgang des Steckers vor Ort frei wählen und auch nachträglich noch ändern.
Die DIN EN 50173-6:2018-10, die Verkabelungsnorm für verteilte Gebäudedienste, sieht die Möglichkeit vor, Endgeräte ohne Anschlussdose direkt an das Installationskabel anzuschließen. Allerdings schreibt die Norm dabei einen Sammelpunkt in der Nähe der Endgeräte vor, den so genannten Dienstekonzentrationspunkt, um die Fehlersuche bei gestörten Verbindungen zu erleichtern.
Der Dienstekonzentrationspunkt entspricht dem Sammelpunkt der Büroverkabelung. In der Praxis verzichten die Planer häufig auf ihn. Stattdessen ist das Installationskabel als MPTL durchgehend bis zum Endgerät verlegt. Dies ist sowohl im technischen Bericht ISO/IEC TR 11801-9910:2020 als auch in der amerikanischen Verkabelungsnorm ANSI/TIA-568.2-D vorgesehen.
Beim Direct Attach Cabling sind zwei Geräte einfach über ein Kabel miteinander verbunden, das an beiden Enden über Stecker verfügt. Direct Attach Cabling bietet sich in kleinen Netzen wie beispielsweise in Werkstätten und im Home-Office an, wo sich ein Verteiler für die wenigen IT-Anschlüsse nicht lohnen würde. Direct Attach Cabling mit vorkonfektionierten Kabeln oder mit extra langen Patch-Kabeln zwischen Switch und Endgeräten kann eine äußerst wirtschaftliche Alternative zur klassischen strukturierten Verkabelung mit Verteilfeldern und Anschlussdosen sein. Darüber hinaus ist es schnell und einfach zu installieren, besonders bei Nachrüstungen. Durch die fehlenden Anschlussdosen ist die Verkabelung jedoch nicht besonders flexibel, besonders dann, wenn es gilt Endgeräte räumlich zu versetzen. Direct Attach Cabling ist in der ISO/IEC TR 11801-9907:2019-08 beschrieben. Wie beim Direct Attach Cabling sind auch beim End-to-End Link zwei Geräte ohne Verteilfeld und Anschlussdose über eine mit Steckern versehene Kabelstrecke miteinander verbunden. Ein E2E-Link kann jedoch aus bis zu fünf Teilstrecken bestehen. Werden sie zusammengesteckt, sollte ein Kabel mit einem Stecker und das andere mit einer Buchse versehen sein. Haben beide Kabel Stecker, lassen sie sich über eine entsprechende Kupplung zusammenstecken. Ein End-to-End Link, der nur aus einem einzigen Kabel besteht, ist mit dem Direct Attach Cabling identisch.
End-to-End Links sind typischerweise in Installationen für industriell genutzte Bereiche anzutreffen. Ein Einsatz in der technischen Gebäudeausrüstung und Gebäudeautomation kann ebenfalls sinnvoll sein, um Komponenten und Anlagenteile miteinander zu vernetzen. Das einfache Zusammenstecken der Kabelstrecken ermöglicht eine einfache und schnelle Installation. Außerdem vereinfacht es Wartungsarbeiten ungemein, da Verbindungen abschnittsweise trennbar sind, was die Fehlersuche enorm vereinfacht. Da die einzelnen Kabelstrecken nur zusammengesteckt werden, ist die Verkabelung äußerst flexibel. Bei einem Umbau kann das Montagepersonal die Teilstrecken leicht umverlegten oder durch längere oder kürzere Teilstrecken ersetzen. End-to-End Links sind in der ISO/IEC TR 11801-9902:2017-06 beschrieben.
Wie beim MPTL endet das Kabel an einem Ende in einer Buchse, am anderen Ende in einem Stecker. Für eine korrekte Messung des MPTL ist auf der Verteilfeldseite ein Messgerät nötig, dessen Messadapter einen Stecker aufweist, und am anderen Ende eines mit einer Buchse. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass derjenige Stecker, der auf dem Installationskabel angebracht ist, bei der Messung auch berücksichtigt wird, was nicht bei allen Messadaptern der Fall ist. Abhängig vom Messgerät kommt in diesem Fall eine Kombination von Permanent-Link-Adapter am Verteilfeld und Patch-Kabel-Adapter am Steckerende zum Einsatz. Wichtig: Die Messadapter und die Firmware des Messgeräts müssen vom Messgerätehersteller für MPTLs zugelassen sein!