Fast genau zwei Jahre nach der Übernahme von Trapeze Networks durch Belden wechselt die langjährige WLAN-Company erneut den Besitzer. Noch vor Jahresende 2010 will Juniper Belden dessen etwas untergegangene WLAN-Abteilung für 152 Millionen Dollar abkaufen. Eine entsprechende verbindliche Vereinbarung haben Juniper und Belden bereits unterzeichnet - der behördliche Segen soll in Kürze folgen.
Die Pläne von Belden Ende 2008 klangen sehr plausibel: „Wir wollen das best mögliche Signal
liefern, egal ob über Kupfer, Glasfaser oder eben Funk – und unsere Kunden sollen dafür nur einen
Ansprechpartner benötigen“, so Bart Tillmans, der damalige VP Worldwide Marketing bei Trapeze
Networks zu LANline. Dahinter stand nichts weniger als eine Neupositionierung von Belden – weg von
der reinen Kabel-Company hin zum „Übermittlungsunternehmen“. Sogar in Richtung Applikationen wollte
Belden gehen – mit Newbury, die Trapeze kurz vor der Übernahme durch Belden selbst geschluckt
hatte, sollten insbesondere ortungsbasierte Anwendungen entwickelt und vermarktet werden.
Tatsächlich wurde es unter dem Dach der großen Kabelmutter eher still um Trapeze – nur das
OEM-Geschäft (Verkauf von Trapeze-Produkten an andere Hersteller, die sie unter eigenem Label
vermarkteten) lief wie auch schon vor der Belden-Übernahme gut. Umso überraschender die
Ankündigung, Trapeze nun an Juniper zu verkaufen. Analysten erwarten zwar schon seit mehreren
Jahren die Akquisition eines WLAN-Players durch Juniper – als Top-Kandidat wurde allerdings
regelmäßig Meru Networks gehandelt.
Bei Juniper sollen die Trapeze-Produkte nun zu einem Schlüsselelement im Portfolio werden, vor
allem zur Unterstützung des Wachstums im Unternehmensgeschäft. Auch die Vision des „neuen
Netzwerks“, die Juniper seit etwa einem Jahr inszeniert, soll mit Trapeze über das Thema drahtlose
Netzwerkanbindung nach vorne gebracht werden. Warum es ausgerechnet Trapeze wurde, begründet Davis
Yen, Executive Vice President und General Manager für Fabric- und Switching-Technologien bei
Juniper Networks damit, dass Trapeze „eine vielfach erprobte Technologie besitzt, die sich in
zahlreichen und oft auch sehr großen Installationen in der Praxis bewährt hat. In der Tat gehört
auch Juniper seit vielen Jahren zu den zufriedenen Trapeze-Kunden. Trapeze verfügt über eine
stattliche Zahl an Patenten, die teils schon erteilt, teils beantragt sind. Des Weiteren sind die
Hardware- und Softwaretechnologien von Trapeze komplett synergetisch und in hohem Maße komplementär
zu den Juniper-Switching-, Routing- und Security-Produkten für Unternehmen und
Geschäftsstellen.“
Die OEM-Partner von Trapeze sollen auch unter Juniper weiter gepflegt werden. Anders als Belden
dies vorhatte, will Juniper allerdings Trapeze-Technologien wo sinnvoll in die eigenen Produkte
integrieren. Auf längere Sicht soll auch der Name Trapeze ganz in Juniper aufgehen. Die
Produktlinie von Trapeze umfasst „Mobility System“-Software, eine breite Reihe von „Mobility
Exchange“-Controllern, „Mobility Point“-Access-Points, die „Ringmaster“-Wireless-Management-Suite,
Lösungen für die Zugangskontrolle, Antennen und Zubehör sowie ortungsbasierende Software und
Appliances. „Wir glauben, dass die Kombination der Innovationen von Juniper und Trapeze unseren
Kunden klare Vorteile verschafft – Risiken minimiert und die Gesamtkosten senkt“, so Yen.
Stefan Mutschler/pf