IT-Abteilungen in modernen Unternehmen sind häufig überlastet und unterbesetzt. Netzwerkingenieure verlassen sich in hohem Maße auf Netzwerk-Management-Systeme (NMS). Doch diese Systeme können kein vollständiges Bild der Netzwerk- und Applikationsleistung bieten - ein Risiko für das Unternehmen. Es ist wichtig, über die Mängel eines unvollständigen NMS Bescheid zu wissen. Anschließend gilt es, diese Mängel zu beseitigen.
Die folgende Untersuchung beschäftigt sich mit drei häufigen Mängeln von
Netzwerk-Management-Systemen, möglichen Konsequenzen und erläutert sechs wichtige Eigenschaften,
die Verantwortliche für die Evaluierung ihrer Netzwerk-Management-Tools und -prozesse beachten
sollten. Denn nur so lassen sich die Mängel beheben und die damit verbundenen Risiken
vermeiden.
Die hektische Umgebung, in der Netzwerkingenieure arbeiten, führt zu vielen Problemen und
kleinen Kämpfen. Regelmäßig treten Überlastungen im Datenverkehr, Probleme mit Applikationsleistung
und Bandbreite sowie der Regelung der Netzwerke und der Netzwerknutzung auf. Jeden Tag werden
überall Dutzende Alarme ausgelöst. Die Anzahl der Anwender, Geräte und Applikationen wächst, doch
die Zahl Mitarbeiter, auf die sich die Arbeitslast verteilen ließe, verringert sich.
Die Idealbedingungen für Netzwerkingenieure wären ausreichend Zeit und die richtigen Tools, mit
denen sich der Alltagsbetrieb effektiv unterstützen ließe: So könnten sie Änderungen verwalten,
sicherstellen, dass Netzwerk und Applikationen optimale Leistung bringen, und Probleme schnell
lösen, sobald sie auftreten. Doch aufgrund unzureichenden Personals oder einer Arbeitsüberlastung
sowie nicht geeigneter Tools können die IT-Experten meist nur reagieren und ihre Aufgaben nicht
zeitnah genug ausführen, um das Netzwerk proaktiv zu verwalten.
Viele IT-Profis verlassen sich in hohem Maße auf ein Netzwerk-Management-System (NMS), damit
dieses an ihrer Stelle proaktiv Aufgaben übernimmt. Dafür soll es Geräte auf Verfügbarkeit und
Leistung überwachen und die Mitarbeiter benachrichtigen, sobald Probleme auftreten. Die
Informationen aus dem System werden dann genutzt, um Probleme nachzuverfolgen und zu lösen.
Theoretisch ist dies ein durchführbarer Ansatz. Realistisch gesehen leisten
Netzwerk-Management-Systeme gute Arbeit im Hinblick auf die Überwachung der Verfügbarkeit und die
Aufzeichnung einiger Leistungswerte. Doch durch die eingesetzten Architekturen und Techniken sind
sie deutlichen Beschränkungen unterworfen. Diese Beschränkungen führen dazu, dass die tatsächliche
Leistung des Netzwerks und der Applikationen nicht genau genug gemessen wird. Es fehlt die
Transparenz, die erforderlich ist, um Leistungsprobleme im Netzwerk und in den Applikationen zu
erkennen und zu analysieren.
Häufige Mängel in NMS-Lösungen
Netzwerk-Management-Systeme eignen sich optimal für bestimmte Aspekte des Netzwerk-Managements,
wie das Fehler- und Konfigurations-Management, das Bestands-Management und die Überwachung
spezieller Messwerte, die Auskunft über den allgemeinen Zustand des Netzwerks geben. NMS-Lösungen
gibt es in vielen Varianten – von einfachen Ping-Tools mit beschränkten Möglichkeiten bis hin zu
komplexen Unternehmenssystemen mit erhöhter Transparenz, für deren Verwaltung jedoch Spezialisten
erforderlich sind. Unabhängig von der Größe oder Komplexität des NMS sind bei der
Leistungsverwaltung und Problemlösung drei wichtige Aspekte zu beachten.
Die falsche Perspektive der Endbenutzer: Netzwerk-Management-Systeme basieren in der Regel auf
einer zentralen Überwachung. Doch in diesem Fall sieht das Unternehmen nicht, was die Endanwender
sehen. Die Leistung ist auf Grundlage einer breiter gefassten Sicht zu analysieren – von mehreren
Punkten im Netzwerk aus, zu denen auch entfernte Standorte sowie der Blickwinkel der Endanwender
gehören. Wenn ein Anwender beispielsweise Leistungsprobleme mit einer Web-Applikation meldet, kann
der Ingenieur das NMS nutzen, um das Problem einzuordnen. Dazu testet er die Verbindung vom NMS zum
Anwender sowie vom NMS zum Server. Doch eine wichtige Verbindungsstrecke fehlt – die vom Anwender
oder dem entfernten Standort aus zum Server. Dies ist ein Mangel, der durch eine solche
zentralisierte Überwachung auftritt. Um die Erfahrung des Endanwenders nachzuvollziehen, muss die
Leistung nämlich vom Standpunkt des Anwenders aus gemessen werden. Ohne diese Perspektive erhalten
die Netzwerkverwalter ein unvollständiges Bild des Netzwerkstatus.
Ein trügerisches Gefühl von Sicherheit, wenn das System nur die Verfügbarkeit, aber nicht die
Leistung überwacht: Ein Ping- oder Port-Test gibt an, ob ein Gerät aktiv ist, aber nicht, ob es
auch die optimale Leistung bringt. "Rote und grüne Ampeln" vermitteln einen falschen Eindruck der
Netzwerkleistung. Netzwerk-Management-Systeme können oft nicht die tatsächliche Netzwerk- und
Applikationsleistung ermitteln und analysieren, da sie sich darauf verlassen, die Leistung von
Unterprotokollen (beispielsweise Ping-Tests) zu messen, die ihnen als Ersatz für den eigentlichen
Applikationsverkehr dienen. Proxys sind jedoch keine ausreichenden Indikatoren dafür, wie die
Anwender in einem verteilten Netzwerk die Leistung der Applikationen erleben.
Unzureichende Fehlersuche und fehlende detaillierte Echtzeitanalysen: Mit einem NMS erhalten die
Netzwerkingenieure nicht die erforderliche Transparenz, um Leistungsprobleme zu lösen. Sie sehen
nicht den tatsächlichen Datenverkehr im Netzwerk, sondern nur Statistiken und Symptome. Es fehlt an
Transparenz und Detailgenauigkeit, um die Ursache von Leistungsproblemen zu finden. Dargestellt
wird nicht der tatsächliche Echtzeit-Datenverkehr direkt am Netzwerkmedium (bei WLANs drahtlos),
der erforderlich ist, um die Reaktionen (oder fehlenden Reaktionen) und Verhaltensmuster der
Applikationen zu beurteilen. Ohne diese Echtzeittransparenz direkt am Netzwerkmedium können die
Ingenieure niemals wirklich sehen, wie sich eine Applikation verhält. Sie können daher immer erst
reagieren, wenn Anwender ein Problem melden, anstatt Fehler zu erkennen, bevor sie für Anwender
offensichtlich sind.
Risiken von Netzwerk-Management-Systemen
Aufgrund dieser Mängel zeigt ein Netzwerk-Management-System im Hinblick auf die Systemleistung
nur einen Ausschnitt des Gesamtbildes. Dies führt dazu, dass sich ein Unternehmen gleich auf
mehrere Weisen Risiken aussetzt, die hohe Kosten nach sich ziehen können.
Wenn Probleme nicht sofort erkenn- und behebbar sind, wirkt sich dies auf die Produktivität aus.
Sind Netzwerke oder Applikationen langsam oder nicht verfügbar, bleibt den Mitarbeitern keine
andere Wahl: Sie müssen warten. Und diese erzwungene Untätigkeit wirkt sich direkt auf das
Geschäftsergebnis aus. Zwar kann sich die Höhe der Kosten durch diese Ausfälle in jedem Unternehmen
unterscheiden, aber die Kosten an sich sind unvermeidlich.
Wenn keine ordnungsgemäße Fehlersuche möglich ist, dauert es viel länger, Probleme im Netzwerk
zu lösen. Netzwerkingenieure sind in ihrer Arbeit behindert, wenn sie nicht schnell den
Problembereich – Server oder Client, Applikation oder Netzwerk – erkennen und isolieren
können. Auch dies wirkt sich negativ auf das Geschäftsergebnis aus. Zudem müssen die
Netzwerkingenieure in der Lage sein, den Schweregrad jedes Problems zu ermitteln und die
Auswirkungen auf Anwender und Ressourcen zu bestimmen, sodass sie ihre Arbeit priorisieren und die
wichtigsten Probleme zuerst lösen können.
Fehlende Einblicke in den tatsächlichen Zustand eines Netzwerks können zudem zu unsachgemäßen
Investitionsentscheidungen führen. Unternehmen geben häufig Geld für unnötige Verbesserungen ihrer
Infrastruktur aus, da sie eine nicht ausreichende Bandbreite für ihre Netzwerkprobleme
verantwortlich machen, obwohl die IT-Mitarbeiter einfach die Nutzung und die Anforderungen der
Netzwerke nicht verstehen können.
Es gibt sechs wichtige Eigenschaften für die Evaluierung der Tools und Prozesse für Netzwerk-
und Applikationsleistung, die es zu beachten gilt: Netzwerk-Management-Systeme haben die Tendenz,
sich auf Verfügbarkeit und möglichst wenig Ausfälle zu konzentrieren, nicht jedoch auf Effizienz
und Leistung. Um dauerhaft proaktiv handeln zu können, müssen Netzwerkingenieure in der Lage sein,
detaillierte und tägliche Leistungsüberwachungen und eine Ursachenanalyse der wichtigsten
Netzwerkgeräte, Verbindungen und Applikationen im gesamten Netzwerk durchzuführen.
Netzwerk-Management-Systeme können sich aufgrund ihrer Eigenrisiken für Unternehmen, die sich zu
sehr auf sie verlassen, schnell zu einer Belastung entwickeln, es sei denn der Übergang von einer
rein taktischen (reaktiven) zu einer strategischen (proaktiven) Vorgehensweise gelingt.
In den folgenden Überlegungen geht es um diese sechs wichtigen Eigenschaften, die es bei der
Frage zu berücksichtigen gilt, ob die Tools und Prozesse eines Netzwerk-Management-Systems ein
komplettes Bild des Netzwerks liefern:
1. Vollständige Netzwerktransparenz: Netzwerk-Manager benötigen ein komplett transparentes
Netzwerk, was bedeutet, dass jederzeit die Daten mit der entsprechenden Detailgenauigkeit zu jedem
Aspekt des Netzwerkes bereitstehen müssen, insbesondere im Hinblick auf die tatsächliche Leistung.
Es ist wichtig, Lösungen bereitzustellen, die diese Transparenz von mehreren Punkten im Netzwerk
aus bieten können, auch von entfernten Standorten und solchen Punkten aus, die der Perspektive der
Endanwender entsprechen. Dazu ist eine Echtzeitanalyse direkt am Netzwerkmedium (auch drahtlos)
wichtig, die den tatsächlichen Datenverkehr in drahtgebundenen und drahtlosen Netzwerken
darstellt.
2. Dauerhafte Überwachung tatsächlicher Leistungsmesswerte zur frühen Warnung: Der Wechsel von
einer reaktiven zu einer proaktiven Strategie erfordert eine konstante, dauerhafte Überwachung, um
Fehler und Ausfallsituationen jederzeit zu erkennen und die tatsächliche Leistung des Netzwerks zu
verfolgen. Dies gilt besonders auf den Dienst- und Applikationsschichten. Nur die Überwachung der
Proxy-Protokolle reicht nicht aus. Eine konsistente Überwachung wichtiger Netzwerkpfade und
tatsächlicher Applikationstransaktionen bietet wertvolle Einblicke in das "normale" Verhalten
dieser Komponenten. Und durch eine langfristige, vergleichende Trendanalyse haben die
Netzwerkingenieure die Möglichkeit, schnell zwischen tatsächlichen Problemen und einfachen,
unüblichen Ereignissen zu unterscheiden.
3. Intelligenz und Automatisierung: Effektivität und Effizienz lassen sich mitunter am Besten
durch Tools mit integrierten Wissensdatenbanken verbessern. Diese Tools umfassen häufig so genannte
Experten- oder Spezialistenfunktionen, die Datenmuster untersuchen, auf wahrscheinlich Ursachen
hinweisen und passende Maßnahmen empfehlen. Beispielsweise können sich Spezialisten für die
Paketanalyse Netzwerkpakete (Traces) ansehen und Regelsysteme anwenden, um potenzielle Protokoll-
und Applikationsfehler zu finden.
4. Mittel und Methoden für eine einfache Zusammenarbeit: Daten sind besonders dann hilfreich,
wenn sie sich gemeinsam nutzen lassen. Eine solche Freigabe geschieht, wenn Tools über
Web-basierende Berichtsfunktionen die Berichterstattung und Zusammenarbeit über mehrere Gruppen
innerhalb eines Unternehmens ermöglichen. Über ein Web-basierendes Portal wird das Netzwerk für die
Anwender transparent. Es erleichtert IT-Experten zudem die Zusammenarbeit bei der Fehlersuche.
5. Einfache Implementierung, schnelle Amortisierung und minimale Wartung: Die Konfiguration
einiger Systeme dauert Tage oder Woche, während sich andere innerhalb einer Stunde oder weniger
Minuten einrichten lassen. Bei der Evaluierung eines NMS sollten die Implementierungs- und
Wartungszeiten eine wichtige Rolle spielen. Je länger Konfiguration und Wartung dauern, desto
weniger Zeit haben die Mitarbeiter, das Netzwerk zu überwachen und Fehler zu beheben, Applikationen
störungsfrei zu halten und die Produktivität der Anwender zu garantieren. Wenn ein NMS einer
zeitaufwändigen Installation, Konfiguration und Anwenderschulung bedarf und anschließend von
Spezialisten verwaltet werden muss, kann die Erzielung des ROI dauern.
6. Vereinheitlichung durch Konsolidierung: Wenn Techniker mit diversen Management-Tools
arbeiten, können die Lizenzierung, Wartung, Schulung und (fehlende) Interoperabilität ihre
Ressourcen und ihre Effizienz erheblich beeinträchtigen. Tools sollten, wann immer möglich, mehrere
Funktionen abdecken.
Zusammenfassung
Wenn sich ein Unternehmen auf ein einziges, herkömmliches Netzwerk-Management-System verlässt,
wird es nie das ganze Bild der Netzwerkumgebung erhalten, unabhängig davon, wie viele Mitarbeiter
und Ressourcen für die Aufgaben des Netzwerk-Managements abgestellt werden. Die einzige
Möglichkeit, die richtige Perspektive zu erlangen, ein trügerisches Gefühl von Sicherheit zu
vermeiden und ausreichend Funktionen für Fehlerhebung und detaillierte Analysen einsetzen zu
können, besteht darin, den Mitarbeitern eine Lösung bereitzustellen, mit der das Netzwerk und die
Applikationen so überwacht und analysiert werden können, dass die erforderlichen Ansichten und
Messwerte zur Verfügung stehen, die eine optimale Leistung ermöglichen. Nur so können Ingenieure
und Manager proaktiv und strategisch handeln.
Die Optiview-Management-Suite (OMS) von Fluke Networks bietet zum Beispiel die nötige
Transparenz und detaillierte Analyse, die für einen vollständigen Überblick über die Netzwerk- und
Applikationsleistung nötig sind. Der Hersteller hebt besonders die folgenden Features hervor: die
Messung des Gesamtzustands des Netzwerks, Endanwenderperspektive und eine Paketanalyse in Echtzeit.
Dazu gehört die bidirektionale Leistungsmessung zwischen Netzwerk und Anwendern, von kritische
Verbindungen, von virtuellen Umgebungen und entfernten Standorten.