Die Verlegung von Glasfaserkabeln in Leerrohren ist im Carrier-Bereich gängige Praxis - vor allem für Metronetze und die letzte Meile. Dabei bläst ein Kompressor die benötigten Fasern mit Hochdruck in bereits verlegte Leerrohre ein. Solche Einblassysteme sind nun auch für Unternehmensnetze einsetzbar. Sie können für größere Flexibilität und geringere Investitionskosten sorgen.Für Glasfaser bis zum Arbeitsplatz oder bis ins Büro gibt es zahlreiche Lösungen. Bisher konnte der IT-Leiter davon ausgehen, dass die installierten Glasfaserverbindungen lange nutzbar sind. Viele rechneten nicht mit einem baldigen Modernisierungsbedarf. Seit der Einführung von 10GbE und der ernsthaften Diskussion um Geschwindigkeiten bis 40 und 100 GbE und sogar darüber hinaus ist dies anders. Zahlreiche verlegte Fasern geraten mit diesen Übertragungsraten an ihre Grenzen oder sind sogar ungeeignet dafür. Wer 10GbE auf solchen Strecken nutzen will und bereits über andere Geschwindigkeiten nachdenkt, muss dafür neue Kabel mit leistungsfähigeren Fasern einziehen.
Bei Verkabelungen, die auf einem Leerrohrsystem basieren, muss der Netzwerkverantwortliche nach der Erstinstallation dagegen keine aufwändigen Installationen mehr einplanen: Er kann nach Bedarf Fasern in die verlegten Leerrohre einblasen und nicht mehr benötigte Fasern wieder entfernen. Diese Technik wird seit Jahren von Netzbetreibern für die letzte Meile genutzt. Sind die Leerrohre einmal verlegt, können die Netzbetreiber die Anbindung ganzer Straßenzüge oder auch nur einzelner Großkunden ohne großen Aufwand an aktuelle Bedürfnisse anpassen.
Diese Flexibilität bringt auch Vorteile für Unternehmen und Behörden. Das Einblassystem eignet sich zur Kopplung von Rechenzentren, für Backbone-Verbindungen auf dem Firmengelände oder für eine zentrale Gebäudeverkabelung. Alle Einblassysteme im Markt erlauben es, in ihren Rohren Singlemode- und Multimode-Fasereinheiten auch gemischt einzublasen. Manche Anbieter verleihen Installateuren oder Netzwerkverantwortlichen die Einblastechnik für die Installation. MR Facility Services beispielsweise bietet als Distributor für solche Verkabelungslösungen zudem an, das Ein- und Ausblasen von Fasereinheiten bis hin zum Spleißen zu übernehmen und danach die Verbindungen fachgerecht zu prüfen. Denn auch bei diesen Systemen müssen die Fasern stressfrei verlegt und sauber terminiert sein, um Daten mit möglichst wenig Dämpfungsverlust übertragen zu können.
Installierte Glasfasernetze, die auf einem Einblassystem basieren, lassen sich ohne großen Installationsaufwand an neue Bedürfnisse anpassen. Daher kann der Planer für die Leerrohrkabel genau die Fasertypen und auch nur die Faseranzahl ordern, die er für die aktuell geplanten Anwendungen benötigt. Die noch verfügbaren leeren Röhrchen sind für zukünftige Aufgaben reserviert.
Fasern für den aktuellen Bedarf
Dabei ist es völlig unerheblich, ob im nächsten Schritt zwei Singlemode-Fasern oder bis zu zwölf der zuletzt standardisierten OM4-Fasern eingeblasen und verarbeitet werden. Der Anwender hat die freie Wahl. Zudem lassen sich nicht genutzte oder veraltete Fasern wieder herausnehmen. Die so frei gewordenen Röhrchen kann der Netzwerkverantwortliche mit neuen Fasern bestücken. Der Anwender muss später also kaum noch zusätzliche Kabel verlegen. Erfahrene Dienstleister für Einblassysteme benötigen für die Nachrüstung von Faser-Units mit der zugehörigen Weiterverarbeitung im Schnitt deutlich weniger als einen halben Tag. Zudem ist es ohne großen Aufwand möglich, eine Fasereinheit zwischen den Endpunkten einer Stammstrecke auszuleiten und so zum Beispiel eine Abteilung nachträglich an das Glasfasernetz anzubinden. Das Verkabelungssystem spart somit erheblich Investitionskosten. Der Netzwerkverantwortliche benötigt für sein Glasfasernetz keine großen Reserven mehr, sondern kann sich am aktuellen Bedarf orientieren.
Das Landesamt für Steuern in München, setzt das Leerrohrsystem von MR Facility Services schon seit Jahren für die Hochgeschwindigkeitsverbindungen zwischen mehreren Rechenzentren im Inhouse- und Campusbereich ein. Die Netzwerkverantwortlichen des Landesamts schätzen das System wegen seiner absoluten Flexibilität gegenüber neuen Anwendungen. Sie müssen nicht schon heute zukünftige Anwendungen einplanen und die Verkabelung dafür auslegen. Bei dieser Lösung beschränken sich die Investitionen zum Zeitpunkt der Installation auf die derzeit aktuellen Anwendungen. Besonders interessant ist für sie der Aspekt, dass bei einer späteren Nachrüstung weder Kabelkanäle, Brandschotts noch Zwischenböden zu öffnen sind: Die Fasern werden einfach vom Einspeisepunkt zum Anwendungspunkt eingeblasen und direkt am Schrank oder Verteiler gespleißt. Dann lassen sie sich sofort in Betrieb nehmen. "Schneller und kostengünstiger kann eine neue Glasfaserverbindung zwischen unseren Rechenzentren kaum erfolgen", so die Techniker des Landesamts für Steuern.
Fachgerechte Installation
Unternehmen oder Behörden, die LWL-Verbindungen für den Highspeed-Backbone suchen, sollten bei der Wahl des Installationsunternehmens darauf achten, dass der Dienstleister nicht nur Fachkenntnisse in der Verarbeitung von Glasfasern, sondern auch langjährige Erfahrung mit entsprechenden Referenzkunden nachweisen kann. Denn bei Übertragungsgeschwindigkeiten von 10 GBit/s oder höher muss der Installateur die Fasern absolut sauber verarbeiten, um an den Übergangsstellen zwischen den Steckverbindern die Dämpfung zu minimieren. Schnell und schlampig ausgeführte LWL-Verbindungen sind eine häufige Ursache für unsaubere, nicht plane oder nicht ausreichend zentrierte Nahtstellen zwischen zwei Fasern. Sie führen zu Dämpfungsverlusten und können dazu führen, dass Datensignale nicht vollständig übertragen werden. Aus diesem Grund sollte ein Netzbetreiber insbesondere bei der Kabelkonfektion und beim Spleißen auf Spezialisten bestehen. Mindestens genauso wichtig ist eine umfassende Dokumentation der Installationsarbeiten. Nur so lässt sich später nachvollziehen, wo welche Fasern von wem eingeblasen wurden und wer sie wann angeschlossen hat.
Kabelaufbauten und Ausstattungen
Ein Netzwerkverantwortlicher benötigt im Inhouse- und Campusbereich in der Regel Kabellängen bis etwa 1.000 Meter. Dies erlaubt eine Zentralverkabelung vom Gebäudeverteiler bis in die einzelnen Büros oder an die verteilten Arbeitsplätze. Mit einer Zentralverkabelung reduziert sich die Anzahl an Spleiß- und Verteilpunkten, was spätere Anpassungen vereinfacht. Das System von MR Facility Services beispielsweise bietet Kabelaufbauten von zwei bis 24 Leerröhrchen, die der Anwender mit jeweils bis zu zwölf Fasern der unterschiedlichen Faserqualitäten bestücken kann. Ein Kabel fasst somit bis zu 228 Fasern. Bei der Auswahl des Einblassystems sollte der Planer darauf achten, dass das System genügend Auswahl an Fasertypen bietet und auch in den nächsten Jahren neue Faserqualitäten integrieren wird.