Zudem fehlt unter diesen Umständen eine gemeinsame Wissensbasis oder ein Wissens-Repository. Dadurch werden sämtliche wichtigen Netzwerkinformationen, wie etwa Netzwerkdiagramme und Inventarberichte, vermutlich auf Laufwerken gespeichert, die nur im Zugriffsbereich einiger weniger liegen. Auch E-Mail-Verläufe oder lose, unstrukturierte Daten in SharePoint-Drives sind oftmals beliebte Aufbewahrungsorte für wichtige Informationen. Falls ein Problem oder ein Ausfall eintritt, ist es geradezu unmöglich, es in Echtzeit zu beheben. Dies wiederum erhöht den Druck auf die Netzwerkingenieure.
Wissen bündeln und teilen
In vielschichtigen Umgebungen kann eine einzelne Person keinen Überblick mehr über die Vorgänge und den Status behalten. Die meisten Netzwerkprobleme sind bei den vielen Informationsebenen, den verschiedenen genutzten Anbietern, den komplexen Topologien sowie den zahlreich vorhandenen Netzwerkdesigns lediglich von bestimmten Experten lösbar, die diese Situation kennen und verstehen. Dabei ist die Fähigkeit, Wissen zu teilen und zu bündeln, entscheidend für die Lösungsfindung. Besonders, bedenkt man den Umstand, dass die Konzentration auf wenige Fachkräfte zu einer Überbelastung und zu einem Burnout ebenjener beitragen kann, was wiederum ebenfalls zu einem Abfluss von Wissen führen kann.
Durchgängige Automation zur Sicherung des Know-hows
Während Unternehmen ihren Mitarbeitern, vor allem den Netzwerkexperten, in Zeiten eines sehr kompetitiven Arbeitsmarktes kaum verwehren können, sich beruflich anderweitig zu orientieren, können sie doch das Know-how schützen und in ihren Teams halten. Möglich wird dies durch eine durchgehende, lückenlose und effizient organisierte Automation. Die klassischen Formen, etwa eine Ablage von Informationen in Ringbuchordnern oder ausgedruckten Karten haben sich inzwischen überlebt. Auch der elektronische Weg muss nicht viel besser sein, nur weil sich die Informationen in Bits und Bytes befinden.
“Lebende” Informationen im Netzwerk
Auch eine Sammlung statischer Diagramme und Wikis kommt schnell an ihre Grenzen, denn die benötigten Informationen sind nicht schnell genug auffindbar. Zudem lässt die Präzision der enthaltenen Informationen stark zu wünschen übrig, da üblicherweise lediglich ein Verfasser Urheber eines Informationsdokuments ist – das heißt, die Informationen „leben“ nicht. Ein maßgeschneiderte Netzwerkautomatisierung sollte somit nicht an der Anzahl der Ordner, Unterverzeichnisse oder Dateien bemessen werden, die in der Unternehmens-IT verstreut bereitliegen, sondern daran, welchen Nutzwert sie den Teams bringt, wie sie konkret zur tatsächlichen Problemlösung beitragen kann und wie Netzwerkteams darüber hinaus ihr Wissen festhalten und mit anderen teilen können.
Nächste Evolutionsstufe: Runbooks
Im Troubleshooting-Prozess haben sich bislang Playbooks bewährt, die vordefinierte Anwendungsschritte auf ausgewählte Zwischenfälle beschreiben. Deren nächste Evolutionsstufe sind Runbooks. Ähnlich ihrer Vorgänger sammeln diese Anweisungen und Prozeduren zu Problemlösungen, jedoch – im Gegensatz zu den Playbooks – als digitaler Bestandteil einer „Just-in-time“-Netzwerkautomation. Durch ihre einfache Aktualisierbarkeit sind diese stets auf dem neuesten Stand und liefern durch die Integration in das Dokumentationssystem viele neue Funktionalitäten.
Diese neue Art der Netzwerkautomatisierung fungiert zudem als Wissensanker im Unternehmen. Nicht nur, dass alle Teams gleichzeitig auf alle digital gespeicherten Informationen zugreifen können, um gemeinsam an der Lösung eines Problems zu laborieren und somit das Netzwerk zu optimieren, sondern besonders auch, um das Wissen der Mitarbeiter in Runbooks festzuhalten. Diese Form der interaktiven und stringenten Netzwerkautomatisierung verankert das Netzwerkwissen fest im Unternehmen – selbst beim Verlust wertvoller, talentierter Teammitglieder.
Christian Lorentz ist Director of Product Marketing bei NetBrain