Die Digitalisierung des Gesundheitswesens stellt Kliniken, Forschungseinrichtungen und Dienstleister vor Herausforderungen: veraltete Strukturen, komplexe IT-Sicherheitsanforderungen und unklare Finanzierungsmodelle. Welche Lösungen sind zukunftsfähig? Gerhard Hacker von Cancom liefert Antworten.
Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Ein zentrales Element dieser Entwicklung ist die elektronische Patientenakte (ePA), die seit dem 15. Januar 2025 für alle gesetzlich Versicherten eingeführt wurde. Dieses „Opt-out“-System bedeutet, dass alle Versicherten automatisch eine ePA erhalten, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Die ePA ermöglicht es, medizinische Befunde, Arztbriefe und Medikationspläne zentral zu speichern und fördert somit die Transparenz und Effizienz in der Patientenversorgung. Ein weiterer Meilenstein ist die flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) im Jahr 2024. Dieses System ersetzt das traditionelle Papierrezept und ermöglicht es Patienten, ihre Medikamente digital zu verwalten und in Apotheken einzulösen.
Fakt ist: Digitale Innovationen im Gesundheitssystem können entscheidend zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen. Jedoch werden diese in Deutschland noch nicht vollständig ausgeschöpft. Zu diesem Schluss kommt der Digital Health-Index der Bertelsmann Stiftung und attestiert Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin Nachholbedarf.
Die Digitalisierung bietet zahlreiche Vorteile – wie effizientere Abläufe, verbesserte Diagnostik und einen erleichterten Zugang zur Telemedizin. Beispielsweise ermöglichen Wearables und Home Diagnostics eine kontinuierliche Gesundheitsüberwachung und frühzeitige Diagnosen. Dennoch gibt es auch Herausforderungen: Datenschutzbedenken, hohe Implementierungskosten und die Notwendigkeit, medizinisches Personal umfassend zu schulen, sind einige der Hürden, die es zu überwinden gilt. Ein weiterer Knackpunkt ist die Interoperabilität verschiedener Systeme, die eine nahtlose Vernetzung und den Austausch medizinischer Daten sicherstellen muss. Zudem fehlt es häufig an einer ganzheitlichen Digitalstrategie in Krankenhäusern, was dazu führt, dass Technologien nicht effizient eingesetzt oder fehlgeplante Investitionen getätigt werden.
Ein zentrales Problem, das Gerhard Hacker, Senior Manager Healthcare beim Digital Business Provider Cancom, im Gespräch mit connect professional betont, ist das mangelnde Security-Bewusstsein in vielen Krankenhäusern. Während Firewalls und Virenscanner oft vorhanden sind, fehlt es an organisatorischen Maßnahmen und der Sensibilisierung von Mitarbeitern. „Es nützt nichts, wenn eine Klinik über modernste Sicherheitslösungen verfügt, aber Pflegekräfte oder Verwaltungsmitarbeiter nicht wissen, wie sie mit sensiblen Daten umgehen sollen“, gibt Gerhard Hacker zu bedenken. Besonders kritisch ist dies bei Medizingeräten, die oft nicht für eine langfristige IT-Sicherheit ausgelegt sind, da der Fokus auf die Funktionalität, nicht auf die Sicherheit gelegt wird.
„Medizinprodukte müssen geschützt werden, auch wenn sie keinen klassischen Virenscanner haben.“ |
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Ebenfalls problematisch ist dem Cancom-Manager zufolge die Fehlplanung vieler Kliniken bei IT-Investitionen. So gibt es zahlreiche Beispiele für angeschaffte Systeme, die ungenutzt bleiben, weil die dazugehörigen Prozesse nicht definiert wurden. Ein prominentes Beispiel sei eine Identity-Management-Lösung, die in einem Krankenhaus seit zwei Jahren im Keller steht, weil es keine klaren Abläufe für die Integration neuer Mitarbeiter gibt. Statt strategischer Planung werden oft Insellösungen angeschafft, die später nicht miteinander harmonieren.
Auch regulatorische Vorgaben wie die NIS2-Richtlinie sorgen für Unsicherheit. Während einige Kliniken bereits Maßnahmen ergreifen, gibt es andere, die glauben, gar nicht betroffen zu sein. „Manche IT-Verantwortliche haben uns erzählt, dass sie gerade mit Anwälten daran arbeiten, aus der Verpflichtung herauszufallen. Das zeigt, dass hier noch viel Aufklärungsbedarf besteht“, betont Gerhard Hacker. Cancom setzt deshalb auf eine pragmatische Beratung, wie beispielsweise auf GAP-Analysen, um Kliniken auf sinnvolle Weise in die Umsetzung der Regularien einzubinden, ohne sie mit Bürokratie zu überfordern.
Auch bei den Finanzierungsmodellen für Digitalisierungsvorhaben gibt es große Unterschiede. Viele Kliniken investieren nur dann in neue IT-Lösungen, wenn es dafür staatliche Förderprogramme gibt – etwa im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG), dessen Fördertopf noch bis Ende 2024 ausgeschöpft werden konnte, oder anderer Programme und gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Krankenhäuser bei ihrer digitalen Transformation unterstützen. Für Nutznießer dieser Mittel ist es wichtig, die aktuellen Entwicklungen und Fördermöglichkeiten im Blick zu behalten, um weiterhin von staatlichen Unterstützungen zu profitieren. Dabei geht es nicht nur um den Erwerb neuer Technologien, sondern auch darum, diese langfristig zu betreiben und sinnvoll zu nutzen. Vor diesem Hintergrund unterstützt Cancom nicht nur mit Technologie, sagt Gerhard Hacker, sondern auch mit Beratung zu Fördermöglichkeiten und Finanzierungsstrategien, um nachhaltige Digitalisierung sicherzustellen.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen hat sich Cancom bereits vor etwa sechs Jahren entschieden, den Healthcare-Bereich als Vorstandsthema aktiv anzugehen. „Wir haben uns strategisch entschieden, den Healthcare-Sektor zu fokussieren. Dabei adressieren wir nicht nur die klassischen Leistungserbringer wie Krankenhäuser, sondern auch Forschungseinrichtungen, Versicherungen und Medizintechnikhersteller“, unterstreicht Gerhard Hacker. Der Anbieter von IT-Infrastruktur und IT-Dienstleistungen konzentriert sich auf fünf zentrale Geschäftsfelder im Gesundheitsmarkt:
Ein essenzieller Bestandteil der Digitalstrategie ist das Thema Cybersicherheit. Gerhard Hacker: „Technisch sind viele Kliniken in der IT bereits gut aufgestellt. Die eigentliche Schwachstelle liegt in der Organisation und im Umgang mit IT-Sicherheit – insbesondere bei Medizingeräten.“ Hier setzt Cancom auf ein umfassendes Sicherheitskonzept, das sowohl technische Lösungen wie Security Operations Center (SOC) als auch Schulungen und Awareness-Maßnahmen für Klinikpersonal umfasst. Der Senior Manager gibt zudem zu bedenken: „Die größte Herausforderung ist nicht die Technik, sondern die Akzeptanz. IT-Lösungen im Gesundheitswesen müssen reibungslos in bestehende Prozesse integriert werden. Deshalb setzen wir verstärkt auf Partner, die sowohl die IT- als auch die medizinische Perspektive verstehen.“
„IT-Sicherheit endet nicht bei Firewalls. Das Bewusstsein im Klinikalltag ist entscheidend.“ |
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Das Cancom Team arbeitet eng mit führenden Medizintechnikherstellern wie Getinge zusammen und kooperiert mit innovativen Start-ups, die sich auf digitale Gesundheitslösungen spezialisiert haben. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit mit Cliniserve. Das Münchener Start-up entlastet Pflegekräfte mit digitalen Lösungen für Kommunikation und Aufgabenmanagement, während Cancom das notwendige IT-Know-how liefert, um die Systeme sicher und skalierbar zu gestalten.
Eine der zentralen Herausforderungen im Gesundheitswesen ist die Balance zwischen lokaler IT-Infrastruktur und Cloud-Lösungen. Mit der Smart Health Platform bietet Cancom eine hybride Lösung, die Anwendungen je nach Bedarf flexibel zwischen Cloud- und On-Premises-Umgebungen verschiebt. „Gerade im Klinikbereich müssen sensible Daten oft lokal verarbeitet werden. Gleichzeitig profitieren Kunden von der Skalierbarkeit und Flexibilität der Cloud – unsere Plattform verbindet beides“, sagt Gerhard Hacker. Vorbild für die Smart Health Platform ist dabei das Ökosystem eines Smartphones: klar definierte Schnittstellen, eine interoperable Architektur mit zentraler Datenhaltung und Sicherheit durch ein zentrales Management.
Ein weiteres Beispiel für das Engagement von Cancom im Gesundheitsmarkt ist „SiMed“ – ein System zur KI-gestützten Sicherstellung der Medikamentengabe. „Jede Nacht werden auf Krankenhausstationen Medikamente für den nächsten Tag vorbereitet. Unser System überprüft automatisch, ob das richtige Medikament in der passenden Dosierung für den jeweiligen Patienten bereitgestellt wurde“, erklärt Gerhard Hacker. Damit werde eine zusätzliche Sicherheitsstufe in den sensiblen Prozess der Arzneimittelvergabe integriert.
Neben diesen Kernbereichen bietet Cancom weitere spezialisierte Lösungen, um den Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen gezielt zu unterstützen. Darunter:
Cancom auf der DMEA 2025 |
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Auf der DMEA 2025 präsentiert Cancom an seinem Stand in Halle 2.2, Stand E-106 sein Portfolio an IT- und Digitalisierungslösungen für das Gesundheitswesen. Der Stand ist in drei zentrale Themenbereiche unterteilt:
Anhand von Live-Demonstrationen können Besucher praxisnahe Einblicke in die Digitalisierung von Kliniken und Gesundheitseinrichtungen gewinnen. Neben SiMed stehen dabei die digitale OP-Planung, das hybride Tumorboard und Telemedizin-Lösungen im Fokus. Unterstützt wird Cancom von Technologiepartnern wie Nvidia, die KI-Lösungen für den Gesundheitssektor vorstellen, und Getinge, die ihre medizinischen IT-Systeme präsentieren. |
Gerhard Hacker erwartet, dass sich die Marktdynamik im Gesundheitssektor weiter beschleunigen wird. Besonders drei Trends sieht er als wegweisend für die kommenden Jahre: Erstens wird die Nachfrage nach integrierten, skalierbaren IT-Lösungen im Gesundheitsmarkt steigen – insbesondere getrieben durch die zunehmende Konsolidierung im Klinikmarkt. Zweitens zwingen Regulierungen wie NIS2 Krankenhäuser dazu, Cybersicherheitsmaßnahmen systematisch zu optimieren. Und drittens wird der technologische Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz neue Möglichkeiten für die Automatisierung administrativer und klinischer Prozesse eröffnen.
Cancom sieht sich in diesem Wandel als strategischer Partner für Gesundheitseinrichtungen, um sie mit modernen IT-Lösungen, praxisorientierter Beratung und nachhaltigen Finanzierungsmodellen bestmöglich zu unterstützen. Der Fokus liege dabei auf Sicherheit, Effizienzsteigerung und der Verbesserung der Patientenversorgung. „Die Digitalisierung ist alternativlos. Wer sich heute richtig aufstellt, wird morgen ein effizientes und sicheres Gesundheitssystem mitgestalten“, ist Gerhard Hacker überzeugt.