Gastkommentar von Cancom

Der AI-Act: Chancen nutzen, Risiken managen

27. Februar 2025, 13:00 Uhr | Autor: Sinan Tankaz / Redaktion: Diana Künstler
Ein Gastbeitrag von Sinan Tankaz, Director Digital Solutions and AI bei Cancom
© Cancom

Seit dem 1. August 2024 regelt der AI-Act den Einsatz von KI in Europa. Strikte Vorgaben treffen auf unklare Umsetzung – ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Fortschritt. Welche Chancen und Herausforderungen bringt das Gesetz mit sich? Sinan Tankaz von Cancom liefert Antworten.

Mit dem AI-Act1 hat die EU ein umfassendes KI-Gesetz eingeführt, das seit dem 1. August 2024 gilt und Sicherheit sowie den Schutz von Grundrechten gewährleisten soll. Es führt einen risikobasierten Ansatz ein, bei dem KI-Anwendungen in verschiedene Kategorien ein- geteilt werden. Diese reichen von Systemen mit geringem Risiko bis hin zu sogenannten Hochrisikoanwendungen, die besonders strengen Anforderungen unterliegen.

Die Regulierung soll Unternehmen klare Leitlinien bieten, während gleichzeitig strenge Sanktionen für Verstöße drohen. Der AI-Act schafft einheitliche Standards, die langfristig Europas Rolle als Vorreiter für verantwortungsvolle Technologien stärken können. Dennoch stellt die praktische Umsetzung der Vorgaben Unternehmen vor Herausforderungen, insbesondere bei der Interpretation und Anwendung der neuen Regeln.

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Mehr Rechtssicherheit oder Innovationshemmnis?

Der AI-Act weist einige Parallelen zur Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) auf. Damals führte fehlende Rechtssicherheit zu Verunsicherung, wodurch Digitalisierungsprojekte teils unbegründet gestoppt wurden. Ein ähnliches Szenario besteht beim AI-Act: Obwohl die meisten Anwendungen, vor allem im industriellen Kontext, nicht in die Hochrisikokategorien fallen, könnten Unsicherheiten in der Auslegung und der hohe Verwaltungsaufwand dazu führen, dass Innovationen verzögert oder gestoppt werden.

Zudem bleibt für viele Unternehmen unklar, welche konkreten Anforderungen in den jeweiligen Risikokategorien gelten und wie diese effizient umgesetzt werden können. Hierin liegt eine der größten Herausforderungen: Die Regulierung ist inhaltlich sinnvoll, da sie klare Standards für den verantwortungsvollen Umgang mit KI setzt, doch es fehlen Instanzen, die Unternehmen schnell und unkompliziert Rechtssicherheit bieten.

Langfristig birgt der AI-Act jedoch auch Chancen. Europäische Unternehmen haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie von strengen Regulierungen durchaus profitieren können. Die Einführung strikter Umweltstandards etwa hat dazu geführt, dass europäische Automobilhersteller weltweit führend bei umweltfreundlichen Technologien wurden. Eine ähnliche Entwicklung könnte der AI-Act fördern, indem er Unternehmen dazu anregt, innovative KI-Systeme zu entwickeln, die weniger oder keine sensiblen Daten benötigen. Diese Lösungen könnten zum globalen Standard avancieren und europäischen Unternehmen langfristig einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Wege zur AI-Act-Compliance

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) verfügen häufig nicht über die Ressourcen großer Konzerne, um komplexe Vorgaben eigenständig umzusetzen. Dennoch ist es für Organisationen jeder Größe ratsam, den AI-Act selbstständig gründlich zu analysieren und die spezifischen Anforderungen systematisch auf die eigene Geschäftsstrategie anzuwenden. Mit dem Gesetzestext können auch Unternehmen und Start-ups ohne umfassende juristische Expertise eigenständig eine fundierte Einschätzung treffen.

Um die Vorgaben effizient und rechtssicher umzusetzen, kann es in einigen Fällen sinnvoll sein, auf erfahrene IT-Dienstleister zurückzugreifen. Mit ihrer Unterstützung lassen sich Compliance-Aspekte von Beginn an in KI-Projekte integrieren, was hilft, spätere Anpassungen oder gar Rücknahmen zu vermeiden. Partner wie Cancom bringen das notwendige Know-how mit, um Unternehmen durch den komplexen Regulierungsprozess zu begleiten und gleichzeitig innovative Ansätze zu fördern.

Wichtig ist jedoch, dass Unternehmen mutig und pragmatisch vorgehen. Regulatorische Anforderungen sollten nicht als Hindernis, sondern als Gelegenheit verstanden werden, den eigenen Innovationsspielraum auszuloten. Es ist besser, aktiv zu handeln, als aus Angst vor Richtlinien potenziell erfolgreiche Vorhaben nicht zu starten. Ein ausgewogener Ansatz aus Risikoaffinität und Planungssicherheit ist entscheidend, um die Potenziale der Künstlichen Intelligenz voll auszuschöpfen. So wird aus dem AI-Act eine Chance, die Europa als KI-Standort nachhaltig stärkt.

https://artificialintelligenceact.eu/de/


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