Plädoyer für Kategorie 7/7A

Mut zur Qualität

11. Februar 2011, 6:00 Uhr | Lee Funnell, Technical Manager EMEA bei Siemon

Seit über zehn Jahren befindet sich die Kategorie 7/7A weltweit im Einsatz und ist das zurzeit leistungsfähigste Twisted-Pair-Verkabelungssystem. Dennoch hat es mitunter den Anschein, als wäre die Kategorie 7 eher eine Zukunftstechnik - insbesondere aus dem Betrachtungswinkel der Installation. Der Artikel erläutert die wichtigsten Fakten, das technische Know-how und gibt Hinweise für den praktischen Einsatz.

Seit 1999 ist die Kategorie 7 auf dem Markt. Der Standard dazu wurde 2002 verabschiedet und der
entsprechende Standard für die Kategorie 7A/Klasse FA folgte im Februar 2008. Spezifiziert ist die
Klasse FA bis 1 GHz pro Kanal, wodurch immens viel Bandbreite bereitsteht – auch für
Netzgeschwindigkeiten, die über 10 GBit/s (erfordert 500 MHz) hinausgehen.

Die Kategorie 7A/Klasse FA ist mit dem RJ45-Einbaumaß verwendbar und in diesem Sinn
abwärtskompatibel zur Kategorie 5, 5e, 6 und 6A. Es gibt eine Reihe von Kategorie
7/7A-Schnittstellen, die in den RJ45-Ausschnitt passen, unter anderem ein RJ45-basierendes Design
mit einer umschaltbaren Schnittstelle und eine nicht-RJ45-kompatible Quadrantenbauform.

Beim Quadrantendesign handelt es sich um Kategorie-7A-Module, die sich für Übertragungsraten
über 10 GBit/s eignen und alle vier Adernpaare des Kabels nutzen (das heißt übliche vierpaarige
Verbindungen). Da beim Quadrantendesign Steckverbinder und Adernpaare jeweils einzeln geschirmt
sind, können mehrere Medientypen gleichzeitig über das gleiche Kabel laufen. Dem Anwender ist es
darüber hinaus möglich, die Steckverbinderschnittstelle unter Verwendung ein- und zweipaariger
Hybridkabel zu splitten. Wahlweise lassen sich zweimal zwei Paare (bedient zwei
10/100-MBit/s-Verbindungen), vier voneinander unabhängige Anwendungen (viermal ein Paar) oder eine
Kombination nutzen. Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Applikationen beim Cable-Sharing sind
in der Tabelle unten aufgeführt.

Kabel, wie auch jede andere Komponente eines IT-Netzes, kosten Geld und beanspruchen Platz.
Cable-Sharing bietet die Möglichkeit, mehrere Geräte über ein Kabel anzuschließen und so die
benötigte Kabelmenge zu reduzieren. Für die Praxis bedeutet Cable-Sharing, dass die Kategorie 7A
bereits heute kostenwirksam eingesetzt werden kann und zugleich für zukünftige Applikationen mit
hohem Bandbreitenbedarf gerüstet ist.

Damit erscheint die Kategorie 7A in einem anderen Licht. Sie bietet sowohl eine große Bandbreite
als auch eine hohe Leistung, wenn alle vier Adernpaare für eine 1000BaseT- oder
10GBaseT-Applikation arbeiten oder mehrere voneinander unabhängige Anwendungen über einen einzigen
RJ45-Ausschnitt laufen. Die Vorteile für den Installateur liegen klar auf der Hand – weniger Kabel,
weniger Anschlüsse und zugleich eine höhere Dichte. Doch auch für den Anwender ist der Nutzen der
Kategorie 7A direkt greifbar, da ihm eine Netzwerkinfrastruktur mit extrem hoher Bandbreite und
Port-Flexibilität zur Verfügung steht.

Biegeradius und Montage

Im Allgemeinen wenden Praktiker beim Biegeradius des Kabels die Formel „achtmal
Außendurchmesser“ an (jetzt in EN 50174-2: 2010 spezifiziert), und die Kupferdatenkabel werden so
verlegt, dass sich bei der Installation in Position ziehen lassen. Dies ist bei jedem Kabeltyp mit
etwa dem gleichen Zeitaufwand verbunden. Anschließend terminiert sie der Techniker entsprechend den
Anweisungen des Herstellers. Die Kategorie-7A-Anschlussdosen im Arbeitsbereich sind mit einer
Auswahl an Zentralplatten für die Boden- und Wandmontage sowie Befestigungsplatten und Adapter für
den Möbeleinbau mittlerweile zunehmend benutzerfreundlich gestaltet.

Installateure, die sonst ungern mit geschirmten Verkabelungssystemen gearbeitet haben, zeigen
sich erfreut, dass der Anschluss von Folienschirm und Geflecht weit einfacher ist als erwartet.
Eigens für diesen Zweck entwickelte Auflegewerkzeuge sind unentbehrliche Helfer. In der
Vergangenheit verwendeten viele Hersteller das 110er-Auflegewerkzeug oder ähnliche, bei dem die
Kabel vor dem eigentlichen Anschlagen zunächst im Steckverbinder ausgerichtet und fixiert werden
mussten. Bei den modernen Auflegeverfahren ist dieser Arbeitsschritt weitestgehend eingespart. Das
gleichzeitige Anschlagen aller vier Adernpaare bewirkt eine erhebliche Zeiteinsparung.

Mit einer geschirmten Verkabelung verbessern sich sowohl die Nebensprecheigenschaften als auch
die EMV insgesamt. F/UTP-, (Kategorie 6A) F/FTP- und S/FTP-Kabelkonstruktionen bieten eine
ausgezeichnete Abschirmung gegen elektrische Störeinflüsse, wodurch sich der notwendige
einzuhaltende Abstand zwischen Strom- und Datenkabeln reduziert. Kabelkanäle lassen sich Platz und
Kosten sparend installieren.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Lebensdauer: Wie lange ist ein Verkabelungssystem in
Anbetracht der stetig wachsenden Anforderungen und Bedürfnisse des Kunden in der Lage, die
benötigten Anwendungen zu unterstützen? Schon zu dem Zeitpunkt, als die Kategorie 7/Klasse F im
Jahre 1999 auf den Markt kam, gingen die Entwickler davon aus, dass die reale Lebensdauer mehr als
zehn Jahre beträgt. Heute schlüsseln Hersteller die jährlichen Kosten eines Kategorie-7/7A/Klasse
F/FA-Verkabelungssystems anhand eines zehn- oder sogar 15-Jahreszyklus auf. Anwender, die 1999 in
kluger Voraussicht ein Kategorie solches Verkabelungssystem verlegt haben, können sich in dem
Wissen zurücklehnen, dass ihr Netzwerk die Applikationen noch 20 Jahre nach dem ursprünglichen
Installationsdatum und länger unterstützen wird.

Logischerweise kostet ein Klasse-F/FA-Netzwerk beim Kauf mehr. Schlüsselt man jedoch die
Anschaffungskosten auf einen Zeitraum von zehn, 15 oder 20 Jahren auf, gestalten sich die Kosten
pro Anschlussbuchse sehr attraktiv und liegen pro installiertem Übertragungskanal sogar noch unter
denen der Kategorie 5e. In Zeiten, in denen IT-Netzwerkmanager jeden Cent dreimal umdrehen,
erlangen ROI und Lebensdauer des Netzwerks einen umso höheren Stellenwert.

Anwender der Klasse F/FA gehören nicht zwangsläufig dem Finanzmarkt oder Rechenzentren an. Auch
Universitäten, Regierungen auf Landes- und Bundesebene, Medien- und Druckhäuser, die
Spieleindustrie, Unterhaltungsindustrie, Verteidigungsindustrie und Geschäftsfirmen entscheiden
sich für ein Klasse-F/FA-Netzwerk. Für die Universitäten steht hier der hohe Grad an Flexibilität
im Vordergrund. Krankenhäuser speichern Bilder und Krankenakten heute meist in elektronischer Form
und benötigen demzufolge eine hohe Speicherkapazität, eine schnelle Übertragungsrate und sind auf
größtmögliche Zuverlässigkeit angewiesen. Mit ihrer erweiterten Bandbreite ist die Klasse F/FA in
der Lage, genau diese Forderungen zu erfüllen.

Die ausgezeichneten Schirmungseigenschaften des Kabels, wodurch ein Übersprechen zwischen den
Adernpaaren und den benachbarten Kanälen ausgeschaltet wird, sind besonders in einer
strahlungsbelasteten Umgebung wie der Radiologie, wo die Geräte starke elektromagnetische
Störfelder hervorrufen, von größter Wichtigkeit.

Die Klasse F/FA ist kein Nischensystem. Die Lösung ist weder technisch kompliziert noch
wesentlich anders in der Installation als andere Systeme. Aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit
werden die Vorteile für den Anwender sofort wirksam. Als Spitzenreiter auf dem Markt in puncto ROI
und Flexibilität durch die Möglichkeit des Cable-Sharing ist dieses Verkabelungssystem in jedem
Fall die clevere Wahl.

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