Um künftigen Aufgaben gewachsen zu sein, hat LVR-Infokom, das Systemhaus des Landschaftsverbandes Rheinland, sein zentrales Rechenzentrum in Köln erweitert und in einen Neubau ausgelagert. Die Neuverkabelung durch Dätwyler profitierte von vorkonfektionierten Einheiten und softwaregestützter Planung.
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR), im Jahr 1953 als einer von zwei Kommunalverbänden in Nordrhein-Westfalen gegründet, erfüllt im Rheinland mit rund 15.000 Beschäftigten Aufgaben in der Behinderten- und Jugendhilfe, der Psychiatrie und der Kultur. Unter anderem finanziert der LVR die Wohnhilfen und Werkstattarbeitsplätze von behinderten Menschen. Er ist Träger von über 40 Förderschulen, betreibt psychiatrische Kliniken sowie Tageskliniken und unterhält sechs Museen an elf Standorten. Der Sitz der LVR-Zentralverwaltung ist in Köln-Deutz, wo etwa 2.000 Beschäftigte arbeiten. In Köln-Deutz betrieb auch LVR-Infokom, das Systemhaus des Landschaftsverbandes, seine zentralen Rechenzentren.
Im Jahr 2009 beschloss LVR-Infokom, eines seiner beiden RZ zu vergrößern und in einen Neubau im etwa 15 Kilometer entfernt gelegenen Stadtteil Chorweiler auszulagern. Im neuen RZ, das neben dem Rechnerraum auch mehrere Funktionsräume umfasst, soll eine Top-of-Rack-Verkabelung in Kupfer- und Glasfasertechnik alle aktiven Komponenten miteinander verbinden. Im Bereich Kupfertechnik war deshalb ein 10-Gigabit-fähiges Klasse-EA-System ausgeschrieben. Im Glasfaserbereich plante der LVR OM3-Multimode-Kabel und für die Anbindung nach außen OS2-Singlemode-Kabel in Bündeladerkonfektion, die auf beiden Seiten mit Kabelaufteilern und vorkonfektionierten LCD-Anschlüssen geliefert werden sollten. Neben der Abnahmemessung und einem Funktionstest der Verkabelung war eine Systemgarantie über 20 Jahre und eine vollständige Dokumentation gefordert, die auch die Messprotokolle und die Anbindung der aktiven Komponenten enthalten sollte. Außerdem umfasste das erweiterte Verkabelungsprojekt den Bau der Kabeltrassen, die für eine Kabelzuführung von oben notwendig sind, die Brandabschottung zwischen den Funktionsräumen und die Einhausung der Kabeltrassen im Korridor.
Die Installation durch Dätwyler folgte einem detaillierten Zeitplan, auf den sich alle Beteiligten einigten: Anfang Juli 2011 waren der Bau selbst, der Doppelboden und die Raumstromversorgung fertig erstellt. Die Arbeiten an den Kabeltrassen, die Aufstellung der Racks und die Verkabelung selbst waren Mitte August abgeschlossen, somit begann zeitgleich der Server-Umzug.
Aufbau und Verkabelung im Zeitplan
Die Inbetriebnahme und erste Teilabnahme konnte so bereits Anfang September und die erste Umzugswelle des RZ zum Ende des Monats beginnen. Die Endabnahme erfolgte wie geplant am 11.11.2011.
Kurze Installationszeiten
Nach eigenen Aussagen konnten die Teams von Dätwyler die Kupferkabel des Typs 7.702 in wenigen Tagen einziehen, mit Steckern konfektionieren und die etwa 1.000 Strecken mit 16 Kilometern Gesamtlänge abschließend messen und dokumentieren. Die vorkonfektionierten LWL-Trunk-Kabel - insgesamt 210 Strecken, zumeist mit je 24 Fasern - kamen inklusive der Messprotokolle in mehreren Teillieferungen und wurden jeweils umgehend installiert. Zu den verbauten Systemen gehören weiterhin 1.500 Patch-Kabel in Kupfer- und Glasfasertechnik, 400 Patchpanel sowie rund 200 optische Verteilerfelder. Kurzfristige Nachforderungen und Änderungen, wie sie bei vielen RZ-Projekten vorkommen, konnte die Projektleitung kurzfristig realisieren.
"Ohne die vorgefertigten LWL-Strecken wäre dieses Projekt in so kurzer Zeit wohl nicht realisierbar gewesen", ist Joachim Reck, Branchen-Manager Rechenzentren bei Dätwyler, überzeugt. Bei einer beidseitigen Vor-Ort-Steckerkonfektion hätten nach seiner Berechnung zwei gute, eingespielte Spleißteams täglich rund 200 LWL-Anschlüsse geschafft, was etwa vier vorkonfektionierten Strecken entspricht. Für alle 210 Strecken wären somit - ohne Rüstzeiten, Verlegung und Abnahmemessung - über 50 Arbeitstage nötig ge-wesen.
Softwaregestützte Planung und Dokumentation
Für die Planung des Projekts, darunter auch die Längenermittlung der benötigten LWL-Strecken, setzte Dätwyler die hauseigene Softwarelösung "Panorama Cabling View" ein. Diese ersetzte bereits in der Planungsausführung das bei LVR-Infokom zuvor genutzte Tabellenkalkulationsprogramm, mit dem sich die Rack-Verbindungen innerhalb des RZs nur mit erhöhtem Aufwand darstellen ließen. Mit der neuen Software dagegen konnte laut Dätwyler die Verkabelung inklusive aller angeschlossenen Komponenten schnell, übersichtlich und nachvollziehbar dokumentiert werden.
Redundante Wege über den Rhein
Die beiden Rechenzentren von LVR-Infokom in Köln-Deutz und Chorweiler sind über mehrere Singlemode-Glasfaserstrecken miteinander verbunden. Diese sind aus Sicherheitsgründen redundant auf getrennten Wegen über zwei Rheinbrücken in Köln geführt.