Mit einer auf den ersten Blick ungewöhnlichen Lösung will der Schrankhersteller Modulan die Stellfläche im RZ effizienter nutzen: Seine Tower-Racks bestehen aus zwei Schranksystemen, die übereinander angebracht und von einer Zwischenebene unterteilt sind.
In den vergangenen Jahren hat sich Leistungsfähigkeit der Rechenzentren vervielfacht, indem
immer mehr Rechenkapazität pro Höheneinheit durch verbesserte Hardware entstand. Jüngste Ansätze
zeigen allerdings, dass auch auf der Ebene der Server-Racks enormes Potenzial für eine gesteigerte
Effizienz im Rechenzentrum liegt. So genannte Tower-Racks verändern das gewohnte Bild von
Rechenzentren nachhaltig und ermöglichen Einsparungen sowohl auf der Investitionsseite als auch aus
Sicht der Betriebskosten.
Die Idee, die hinter den Tower-Racks steht, ist dabei so einfach, dass man sich fragt, warum
Rechenzentren damit nicht schon früher ausgestattet wurden. Ähnlich wie Hochregale platzsparend
jede Menge Stellfläche in die Warenlager bringen, nutzen Tower-Racks die Höhe des Rechenzentrums,
anstatt die Fläche zu vergrößern. So ist es vielfach nicht mehr nötig, Server-Räume flächenmäßig
auszudehnen, sie werden vielmehr einfach höher.
Ein Tower-Rack besteht aus zwei Schranksystemen, die übereinander angebracht und von einer
Zwischenebene unterteilt sind. Die Zwischenebene lässt sich Treppen und Hebebühnen erreichen und
ermöglicht einen einfachen Zugang zu den oberen 48 Höheneinheiten, ganz so, als ob es sich dabei um
Schränke handelt, die auf einem gewöhnlichen Doppelboden stehen. Die Vorzüge der Tower-Racks: 96
Höheneinheiten ermöglichen den Einbau von doppelt so vielen Einbaugeräten bei der gleichen
Stellfläche wie bei herkömmlichen 19-Zoll-Schränken. Die Stellfläche bleibt gleich.
Die Gesamtinvestitionen beim Bau eines Rechenzentrums beeinflusst diese Maßnahme positiv: Die
Baukosten für den eigentlichen Server-Raum wachsen offenbar deutlich stärker, wenn die Fläche
vergrößert wird, als wenn der Raum zwei bis drei Meter höher ausfällt. Es ist nicht nötig,
Anschaffungen wie Zutrittskontrollen und Doppelboden um die zusätzliche Kapazität zu erweitern. Der
Doppelboden wird sogar preiswerter ausfallen, da die Tower-Racks mit ihrem Gesamtgewicht auf dem
Fundament stehen und der Doppelboden in einer Light-Variante nicht mehr unter, sondern um die Racks
herum gebaut wird. Auch lassen sich bei der Klima- und Stromversorgung mengenabhängige
Preisvorteile realisieren: Verdoppelt sich die Anforderung an Klimaanlage und USV, werden deren
Kosten unterproportional steigen. Dies spiegelt sich ebenfalls in den Betriebs- und Wartungskosten
wider. Auch der Aufwand für die Verkabelung sinkt deutlich, da direkt innerhalb der zwei Ebenen
Verbindungen entstehen können, ohne Umwege über den Doppelboden oder die Decke in Kauf nehmen zu
müssen.
Entwickelt wurden die Tower-Racks im Hause Modulan, das schon seit Jahren darauf spezialisiert
ist mit 19-Zoll-Schranksystemen eine bessere Effizienz bei der Auslastung von Rechenzentrumsflächen
zu erzielen.
Klimatisierung und Einhausung
Kritiker sehen allerdings starke Probleme mit der Klimatisierung der über vier Meter hohen
Schränke. Bereits heute gibt es eine zu hohe Wärmeentwicklung in den obersten HEs bei gerade mal
2,2 Meter Schrankhöhe. Bei Modulan entgegnet man diesem Argument genauso, wie die Techniker dort es
schon seit Jahren mit ihren einstöckigen Schranksystemen praktizieren: mit Einhausungen. Nur, dass
diesmal die Schottungen über zwei Ebenen verlaufen. Der Fokus verlagert sich von den Kaltluft- auf
die Warmluftgänge, um Probleme zu vermeiden, die mit der Versorgung der HEs in vier Meter Höhe
einhergehen.
Tower-Racks bleiben allerdings lediglich den Rechenzentren vorbehalten, die sich noch in der
Planungsphase befinden. Bestehende Server-Räume umzurüsten wäre zu kostenintensiv. Klimaanlage und
USV sowie bauliche Gegebenheiten müssten nämlich auf die Tower-Racks abgestimmt werden, was
nachträglich nur schwer durchführbar ist.