Das papierlose Büro ist eine Illusion geblieben. Neuere Untersuchungen wie die Printer-Umfrage 2008 von Dokulife belegen, dass heute mehr gedruckt wird als je zuvor. Zudem geraten die Druckdateien wegen des Einsatzes von Farben, Grafiken und Fotos immer voluminöser. Gängige Office-Dokumente wie Powerpoint sind schnell bis zu 25 MByte groß und beanspruchen entsprechend viel Bandbreite. Ein effizientes Druckjob-Spooling im Netz ist daher wichtig. Dabei können dedizierte Print Appliances eine kostengünstige Lösung sein, um Server-Ressourcen zu entlasten.
Die Netze der meisten Unternehmen sind als mehr oder weniger weitläufige
Client-Server-Architekturen angelegt. Die beim Netzwerkdruck anfallenden Aufgaben wie das Spoolen
von Druckaufträgen und die Verwaltung der zur Verfügung stehenden Warteschlagen bewältigt der
zentrale Allzweck-Server zusätzlich zu einer Reihe weiterer Netzwerkdienste wie EMail, Internet,
File Sharing und vieles mehr. Dazu kommt häufig noch ein umfangreiches Nutzer, System- und
Application-Management. Diese zentrale Verwaltung ist an und für sich von Vorteil, lastet den
Allzweck-Server in der Regel allerdings stark aus. Werden dazu noch viele umfangreiche
Druckaufträge durch das Netz geschickt, sind stark ausgelastete Server mitunter überfordert. Sollte
der Server zentral im Netz aufgestellt sein, müssen Druckdaten oft weite Wege im Netz zurücklegen.
Dies belastet ebenfalls die gesamte Infrastruktur, zum Beispiel in weitläufigen Netzen wie
WAN-Umgebungen oder LANs mit verteilten Arbeitsgruppen.
Ist nicht nur ein Allzweck-Server im Einsatz, dann sind die Netzwerkdienste in der Regel auf
verschiedene Server verteilt. Dabei kann es sich um eine über die Jahre gewachsene Server-Farm
handeln, in der irgendwann einmal ein Server den Netzwerkdruck übernommen hat. Diese Server sind
aufgrund der wachsenden Anzahl der Druckaufträge und deren Volumen ebenfalls häufig stark belastet.
Da Drucken in Unternehmen zum großen Teil geschäftskritisch ist wie zum Beispiel beim
Massenausdruck von Anschreiben, Rechnungen etc., ist die Verfügbarkeit der Druckdienste mittels
einer zuverlässigen Spooling-Lösung sehr wichtig.
Zentralen Allzweck-Server entlasten
In solchen Szenarien lässt sich der Netzverkehr optimieren, indem die Administration eine
Print Appliance als dedizierten Druck-Server strategisch im Netz positioniert. Druckdatenaufkommen
lassen sich so auf bestimmte Netzwerksegmente begrenzen – zum Beispiel auf eine Arbeitsgruppe oder
eine Außenstelle. Am Beispiel einer Außenstelle lässt sich ein Szenario konstruieren, das zeigt,
wie der Einsatz einer Print Appliance den zentralen Server entlastet: Ein vom Server über ein WAN
an eine Außenstelle geschickter Druckjob lässt sich aufgrund einer Störung des angesteuerten
Druckers (zum Beispiel Papierstau) nicht ausgeben. Da der Auftrag lokal auf der Print Appliance
gespoolt ist, muss er nicht erneut über das WAN geschickt werden, sondern wird nur im lokalen
Segment erneut aufgesetzt, entweder automatisiert im Rahmen des angewendeten Druckverfahrens oder
unter Zuhilfenahme von Mechanismen wie "Store and Forward". Alle Print Appliances auf dem Markt
verfügen zudem über einen integrierten Web-Server als Benutzerschnittstelle, der es Anwendern
erlaubt, diesen Druckjob einfach über das Web-Interface der Print Appliance aufzurufen und lokal
erneut zu starten. Dies funktioniert schnell und entlastet den Netzwerkverkehr.
Kein Fachpersonal für Installation und Management
Über diese Schnittstelle können selbst Anwender ohne spezielle Fachkenntnisse von jedem
Client im Netz aus via Browser die gesamte Konfiguration und Administration abwickeln. Die
Kommunikation über dieses Web-Interface sollte sich bei Bedarf über HTTPS (TLS/SSL) verschlüsseln
lassen. Print Appliances sind in der Regel bei laufendem Netzwerkbetrieb schnell zu installieren
und zu konfigurieren. Auch Soft- und Firmware-Updates zur ständigen Aktualisierung der
Netzwerkgeräte halten die Hersteller auf ihren Websites zum einfachen Download bereit. Highend
Print Appliances sollten in der Lage sein, alle im Netz angeschlossenen Print-Server
beziehungsweise Netzwerkdrucker zu finden, die die Administration dann als Warteschlangen
einrichten und verwalten kann. Bei manchen Print Appliances sichert ein wirksamer Zugriffsschutz
die Gesamtkonfiguration ab. Darüber hinaus erlaubt beispielsweise eine Appliance wie das ISD300
(Intelligent Spooling Device) von SEH auch die Integration der Benutzerverwaltung in das Windows
Active Directory.
Print Appliances können einem zentralen Mehrzweck-Server auch die Bereitstellung und
Verwaltung von Druckertreibern abnehmen. So verfügt beispielsweise das genannte System über die für
Windows entwickelte "Point and Print"-Funktion: Damit können Anwender auch ohne Fachkenntnisse
einfach alle notwendigen, Point-and-Print-fähigen Treiber für die vorhandenen Netzwerkdrucker auf
die Print Appliance laden. Dort stehen sie für jeden Client nach Bedarf zum einfachen Download über
wenige Mausklicks bereit. Updates für die Druckertreiber lassen sich je nach Client-System sogar
automatisch über die Print Appliance verteilen, was den Administrationsaufwand noch einmal deutlich
verringert und vereinfacht. Das Gleiche gilt auch für druckerherstellereigene Print Appliances, zum
Beispiel die HP PSA 4250, die jedoch seit 2006 nicht mehr hergestellt wird, oder für die nur in
Nordamerika erhältliche Canon-Print-Server-Appliance. Diese Geräte sind mit den herstellereigenen
Druckertreibern ausgerüstet und erlauben in der Regel zudem die Installation der Treiber anderer
Druckerhersteller. Für Administratoren bedeutet dies eine Erleichterung, da alle Aufgaben der
Treiberinstallation an einer zentralen Stelle – der Print Appliance – ansetzen. Die
IT-Verantwortlichen müssen sich nicht mehr um jeden PC einzeln kümmern.
Skalierbare Lösungen mit Print Appliances
Print Appliances können nicht nur eine sinnvolle und kostengünstige Alternative zu Servern
darstellen, sondern auch in Peer-to-Peer-Netzen ohne zentralen Mehrzweck-Server praktisch sein und
die Performance sichern beziehungsweise steigern. In solchen Infrastrukturen stellen die
Workstations selbst die Druckdienste zur Verfügung. Eine zentrale und transparente Verwaltung der
Druckaufträge und der Warteschlangen ist dabei normalerweise nicht gegeben. Da eine Print Appliance
in solchen Umgebungen die Zentralisierung des Druckauftrags-Managements ermöglicht, vereinfacht sie
die Administration des Netzwerkdruckens. Indem die Appliance das Spoolen aller Druckaufträge
übernimmt, entlastet sie die Workstations deutlich. Die Anschaffungskosten rentieren sich in einem
solchen Fall schnell. Print Appliances sind im Vergleich zu Servern in der Anschaffung günstig und
benötigen auch keine Peripherie wie Monitor oder Tastatur. Auch Zusatzlizenzen sind nicht unbedingt
notwendig. Die erwähnte Appliance von SEH beispielsweise basiert auf einem Linux-System, das sich
nahtlos in Windows-Umgebungen einbinden lässt, ohne dass Lizenzen anfallen oder Windows-Patches und
Antiviren-Software notwendig wären. Darüber hinaus können Print Appliances zusätzliche kleinere
Netzwerkdienste übernehmen, wie die automatische Zuweisung von IP-Adressen oder Name-Services –
beispielsweise für Außenstellen ohne DHCP- und DNS-Server. Besonders in kleinen Netzen,
Außenstellen und Ähnlichem ist es von Vorteil, dass Print Appliances so gut wie keine Wartung
benötigen. Sie werden einmal konfiguriert, danach gibt es nichts mehr zu tun. Das Einsparpotenzial,
das sich aus dem Wegfall von Fachpersonal für die Inbetriebnahme und Wartung ergibt, kann im
Vergleich zur Verwaltung des Netzwerkdrucks über Server unter Umständen beachtlich sein.
Damit der Einsatz von Print Appliances in Netzwerken großer Organisationen, beispielsweise
global agierender Konzerne, sinnvoll ist, sollten die Systeme skalierbare Einsatzmöglichkeiten
bieten. Es ist dabei von Vorteil, wenn der Anbieter über eine größere Produktpalette von Print
Appliances verfügt, die miteinander kompatibel und daher von einer Plattform aus zu verwalten sind.
So bindet beispielsweise das Gerätemodell ISD400 von SEH bis zu 150 Drucker und 450 Anwender
ins Netz ein, was sich an Standorten wie dem Firmenhauptsitz mit größerer Beschäftigtenzahl lohnt.
Für kleinere Außenstellen mit weniger Beschäftigten und weniger Netzwerkdruckern kann eine kleinere
Variante ausreichend sein, die nur bis zu 50 Drucker und 150 Anwender verwaltet.
Verfügbarkeit der Druckdienste
Erwägt ein Unternehmen den Einsatz einer Print Appliance, dann spielt natürlich auch die hohe
Verfügbarkeit aller Druckdienste eine Rolle. Highend Print Appliances sind hoch spezialisierte
Geräte, die sehr stabil laufen. Außerdem sind sie unabhängig vom Mehrzweck-Server. Sollte dieser
einmal ausfallen, läuft der Druckbetrieb ungestört weiter. Anwender können also auch dann drucken,
wenn der Mehrzweck-Server vorübergehend nicht zugänglich ist. Das Auslagern der
Netzwerk-Druckaufgaben auf eine spezialisierte Appliance zahlt sich besonders im schlimmsten Fall
aus, nämlich dann, wenn nach einem Ausfall eines klassischen Servers das gesamte System
wiederherzustellen ist. Dies erfordert Zeit (für das Drucksystem mindestens eine Stunde) und
speziell geschultes Netzwerkpersonal. Eine Print Appliance dagegen, deren Konfiguration über ein
einfaches Backup in einer ausgelagerten Datei abgelegt ist, lässt sich beispielsweise schlicht
durch den Einsatz eines redundanten Geräts ersetzen und stellt das Drucksystem innerhalb weniger
Minuten wieder her. Dazu ist kein spezielles Fachpersonal benötigt. Eine solche Backup-Datei kann
auch dazu dienen, weitere Appliances schnell und einfach zu konfigurieren. Manche Print Appliances
ermöglichen zudem sehr schnelle Boot-Zeiten von unter zehn Sekunden, was nach einem eventuell
notwendigen Re-Boot dafür sorgt, dass die Druckdienste innerhalb weniger Sekunden wieder voll zur
Verfügung stehen.
Kosten und Energieverbrauch
Wer sich für den Einsatz von Print Appliances entscheidet, eröffnet sich damit
Sparpotenziale. Im Vergleich zum Einsatz eines Servers an gleicher Stelle verbrauchen Print
Appliances in der Regel deutlich weniger Strom und geben weniger Wärme ab. Laut einer Studie von
IDC liegt der Energieverbrauch eines Servers mittlerweile im Schnitt um die 400 Watt. Eine kompakte
Appliance benötigt zum Betrieb beispielsweise nur maximal 20 Watt. Da ein solches System wie etwa
die ISD300 von SEH auch ohne Lüftungssystem und Peripheriegeräte auskommt, betragen die laufenden
Kosten nur ungefähr zehn Prozent dessen, was der Einsatz eines Servers oder PCs an gleicher Stelle
verursachen würde. Größere Print Appliances liegen bei 90 bis 95 Watt, was sich in etwa dem
Energieverbrauch mancher Spar-Server entspricht. Ein direkter Vergleich gestaltet sich schwierig,
da zu berücksichtigen ist, dass eine Print Appliance ein hoch spezialisiertes Gerät darstellt,
während ein Server für unterschiedliche Aufgaben zur Verfügung steht und die benötigte Leistung je
nach Einsatzgebiet anders einzuschätzen ist. Andere Kostenaspekte wie die geringeren Anschaffungs-
und Folgekosten für Hard- und Software bei Print Appliances wurden bereits erwähnt. Da diese so gut
wie keine Wartung benötigen, lassen sich zudem Kosten für Support und IT-Fachpersonal sparen.
Einbindung in bestehende Strukturen
Print Appliances sind in der Regel anpassungsfähig und eignen sich zum Einsatz in
unterschiedlichen Umgebungen: In komplexen Netzwerken mit hohem Datenaufkommen oder weitläufigen
Strukturen optimieren sie den Netzverkehr und entlasten die Server-Ressourcen, während sie in
Peer-to-Peer-Netzen Server-Funktionen für das Drucken bereitstellen. Je nach Modell und Hersteller
bieten Print Appliances weitere Leistungsmerkmale zur Einbindung in die jeweilige Umgebung.
Modelle von Druckerherstellern wie die HP PSA 4250 oder die Canon-Print-Server-Appliance sind
bereits ab Werk mit den Druckertreibern für die eigenen Systeme ausgestattet und lassen sich
gegebenenfalls in weitere Applikationen des Herstellers einbinden – wie im Fall des Canon-Modells
in Canons Enterprise Service Platform (ESP). Die herstellerunabhängigen Lösungen von SEH wiederum
sind beispielsweise zum Einsatz als Thinprint Gateway für das bandbreitenoptimierte Drucken mit der
Thinprint-Technik bereit – inklusive Unterstützung der Thinprint-SSL-Verschlüsselung der
Druckdaten. Auch bieten sie sich als Plattform für Filterapplikationen wie etwa Barcode-Drucken an.
Es kann sich also durchaus lohnen zu prüfen, ob sich mit dem Einsatz von Print Appliances die
bestehende Umgebung optimieren lässt – zum Beispiel bei Filialen ohne eigenem Server,
Arbeitsgruppen, Netzen mit hohem lokalen Aufkommen von Druckdaten sowie Umgebungen mit Server Based
Computing oder Desktop-Virtualisierung.
Margarete Keulen ist Public Relations Manager bei SEH Computertechnik.