Es gibt viele Argumente sich im Netzwerk nicht mit Quality of Service, kurz QoS, zu befassen. Aber keine dieser Ausreden hält einer eingehenden Prüfung stand.
Immer wieder führe ich endlose Diskussionen mit Netzadministratoren über den Sinn und Zweck von Quality of Service. Immer wieder höre ich die gleichen Argumente, warum QoS nicht im LAN benötigt wird. Immer wieder höre ich die folgenden Ausreden:
Wir erschlagen das Problem mit Bandbreite
Einige Zeitgenossen sind der Meinung, dass die Bandbreite ein guter Ersatz für die Realisierung von QoS im LAN ist. Die Begründung für diesen Lösungsansatz folgt einer simplen Logik: QoS-Konfiguration sind komplex und fehlerträchtig. Stattdessen wird dafür gesorgt, dass überall im Netzwerk mindestens eine Bandbreite von x-MBit/s oder gar GBit/s zur Verfügung steht. Mit dem Einsatz von Highspeed-Verbindungen erschlagen wir alle QoS-Anforderungen! Dabei geht man davon aus, dass durch die Bereitstellung von ausreichender Bandbreite nie Staus auftreten können.
Die Argumentation um die verfügbare Bandbreite und die im Netz installierten Hochgeschwindigkeitsverbindungen gehen ins Leere, da es in den Netzen immer wieder zu kurzzeitigen Pufferüberlastungen (bzw. Staus in den Puffern) kommen kann. Durch die burstartige Natur des IP-Netzwerkverkehrs werden die verfügbaren Puffer kurzzeitig immer wieder bis zum Rand gefüllt. Moderne Workstations und Server sind heute in der Lage, eine 1 GBit/s schnelle Verbindung zu füllen und auch 10 GBit/s schnelle Links können mit mehreren parallelen Verkehrsflüsse bis zum Maximum ausgelastet werden. Treten aufgrund einer Verstopfung auf der Verbindung Paketverluste auf, dann reduziert das TCP-Protokoll die Datenrate entsprechend.
Die Praxis beweist immer wieder, dass der Bandbreitenansatz verkehrt ist. Anwendungen verbrauchen immer mehr Netzwerkbandbreite. Durch Zugabe von Video-Inhalten, Daten-intensive Anwendungen und Grafiken wird das Volumen des Netzwerkverkehrs drastisch erhöht. Was passiert, wenn man das spezifische Netzverhalten nicht beachtet und einfach die Bandbreitenanforderungen addiert und keine QoS-Maßnahmen ergreift?