Kupfer-LAN-Verkabelung: Standard oder System

Richtig rechnen

4. Februar 2013, 7:00 Uhr | Andreas Klees, Geschäftsführer von Easylan in Garching bei München (jos)

Für die Etagenverkabelung setzen Betreiber großer Netze häufig preiswerte RJ45-Standardkomponenten anstelle von Systemkomponenten ein. Bei hohen Stückzahlen ist der Preis oft das ausschlaggebende Kriterium. Denn bei der Budgetierung einer IT-Kupferverkabelung rechnet der Planer im Schnitt mit 400 Euro pro Link. Die RJ45-Anschlusskomponenten mit Preisen von etwa 2,50 bis 3,50 Euro fallen dabei kaum ins Gewicht. Die Standardkomponenten senken somit nur minimal die Kosten für die Erstinstallation - spätere Wartungsarbeiten sind jedoch aufwändiger.In großen Datennetzen findet man häufig Standardkomponenten und keine Verkabelungssysteme von renommierten Herstellern. Die Installateure und Planer sparen damit nicht nur bei Anschaffungskosten. Der Installateur benötigt kein spezielles Know-how und kein Spezialwerkzeug. Er kann einen Link in gewohnter Manier schnell installieren. Dies führt zu gut einschätzbaren Installationskosten. Außerdem legt sich der Betreiber damit nicht auf Komponenten eines Herstellers fest. Doch er erhält eine Festverkabelung mit nicht mehr modifizierbaren Anschlüssen in den Datendosen. Dies ist sinnvoll, wenn in den nächsten Jahren kaum Veränderungen in der Verkabelung zu erwarten sind. So sollten zum Beispiel nur wenige Verlegungen von Teilnehmeranschlüssen für die nächsten Jahre vorgesehen sein. Denn dies bedeutet bei Festverkabelungen, dass die Anschlüsse hinter der Datendose vom Datenkabel abgeschnitten, das Kabel auf die passende Länge gekürzt und neu konfektioniert werden muss. Eine fachgerechte Verlängerung des installierten Kabels ist mit Standardkomponenten nicht möglich. Der Installateur zieht in diesem Fall ein zusätzliches Datenkabel ein. Für ihn ist dies kein Problem, bisweilen jedoch für den Betreiber, wenn der Brüstungskanal voll ist. Zudem sollte das Gros der Arbeitsplätze langfristig mit den unterstützten Datenraten auskommen können. Bei Erweiterungen wäre es zudem sinnvoll, wenn diese ohne zusätzliche Durchführung durch Brandschutzmauern realisierbar sind. Denn das Öffnen und anschließende normgerechte Abdichten eines Brandschotts für die Durchführung eines zusätzlichen Kabels gestaltet sich ebenfalls aufwändig.   Große Qualitätsunterschiede zum gleichen Preis Wenn eine Etagenverkabelung diese Kriterien erfüllt, lohnt sich tatsächlich der Einsatz von Standardkomponenten. Der Installateur findet im Großhandel eine reiche Auswahl an Keystones und Stecker verschiedenster Hersteller aus verschiedenen Ländern. Die Preise sind in der Regel vergleichbar, doch die Qualitätsunterschiede groß. Es gibt zum Beispiel Standardkomponenten, die die Kategorie 6A (500 MHz) nur bei Übertragungen über einen Kanal erfüllen. Sie dürfen sich Kategorie-6A-Komponenten nennen, eignen sich jedoch keinesfalls für Gigabit-Ethernet- oder gar 10GbE-Übertragungen. Solche Details erfährt der Planer oder Installateur, wenn er Glück hat, aus dem Kleingedruckten des Datenblatts. Außerdem bestehen einige Komponenten aus zahlreichen Kleinteilen und lassen sich nur umständlich konfektionieren. Der höhere Installationsaufwand schmälert dann die Kosten-ersparnis. Darüber hinaus ist das Kriterium Herstellerunabhängigkeit ab Datenraten im GBit/s-Bereich nur mit Abstrichen realisierbar. Da bei diesen Datenraten die Signale parallel über mehrere Kanäle laufen, müssen die einzelnen Adernpaare elektrisch sauber voneinander getrennt und Stecker und Buchse gut aufeinander abgestimmt sein. Selbst wenn Komponenten verschiedener Hersteller der Kategorie 6A auf allen Kanälen entsprechen, sind sie doch nicht identisch aufgebaut. Im Zusammenspiel halten sie zwar die Grenzwerte der Norm ein, aber ohne viel Reserve. Ein nicht ganz perfekt konfektionierter Anschluss kann in diesen Fällen dazu führen, dass der Link die Grenzwerte bereits nicht mehr einhält. Deshalb ist es ratsam, auch bei der Verwendung von Standardkomponenten diese von nur einem Hersteller zu beziehen.   Zugentlastung Grundsätzlich sollte ein robustes Gehäuse die Adern vor Beschädigung und elektromagnetischen Einflüssen schützen. Stecker und Buchse passen dabei spielfrei ineinander und gewährleisten einen sicheren Kontakt. Die einzelnen Adern und Kontakte sollten gut voneinander abgeschirmt sein. Wirkt bei einem Keystone oder Stecker die Zugentlastung direkt auf die Kontakte, so mindert dies die Gasdichtheit. Die Kontakte korrodieren, und die Dämpfungswerte steigen, dies kann zu Spätausfällen führen. Diese Spätausfälle zeigen sich erst in zwei bis fünf Jahren. Die gesetzlichen Garantieleistungen sind zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr gültig. Den Schaden trägt der Nutzer. Neben diesen Qualitätskriterien ist es sinnvoll, vor der Auswahl der Komponenten noch spezielle Anforderungen abzuklären: Für dicht gepackte Consolidation Points oder Verteilerfelder etwa wählt man am besten besonders kompakte Keystones. Für die Versorgung von angeschlossenen Endgeräten sollte der Planer nach Komponenten Ausschau halten, die zum Standardpreis eine PoE+-Unterstützung bieten.   Anpassungsfähig Doch welches Großunternehmen fährt heute wirklich gut mit Festverkabelungen? Früher konnten viele IT-Verantwortliche davon ausgehen, dass sich bei der Arbeitsplatzanbindung kaum etwas ändert. Heute werden Teams immer wieder neu zusammengewürfelt. Mehrere Einzelplatzbüros werden zu Teambüros zusammengelegt und später wieder in ganz andere Raumlösungen verändert. Mit Festverkabelungen ist dies nur schwer zu realisieren. Für solche modernen Netze eignen sich anpassungsfähige Verkabelungssysteme weit besser. Viele dieser Systeme bieten austauschbare Module und zum Beispiel Extender zur Leitungsverlängerung. Dazu zählen Systeme mit Prelink- oder modular aufgebauten Anschlusskomponenten. Austauschbare Module ermöglichen einen stufenweisen Ausbau der Datenrate, ohne dass die installierte Verkabelung davon berührt ist. Der Betreiber kann bei einfachen Büroarbeitsplätzen sogar noch Kategorie-5-Komponenten einsetzen und die Module sukzessiv durch höherwertige ersetzen. Das Prelink-System bietet sogar unterschiedliche Steckgesichter an, die sich zum Beispiel für Außenanwendungen (IP65) oder für Fertigungsumgebungen (M12) eignen. So lässt sich das IT-Netz unternehmensweit mit einem System aufbauen. Dies reduziert Verdrahtungsfehler und erlaubt eine durchgängige Infrastruktur über alle Gewerke hinweg. Mit Extendern verlängert der Installateur nicht nur installierte Leitungen. Er kann damit auch ein Anschlusskabel eines Endgeräts direkt an eine Datenleitung anschließen oder einen definierten Übergang zum Beispiel in einer Brandschutzmauer herstellen. Dazu verkabelt der Installateur die Bereiche hinter der Brandschutzmauer komplett vor. Die Leitungen führt er mit ein paar Zusatzleitungen in den Brandschott ein und schließt sie auf der anderen Seite mit Extendern ab. Den so verkabelten Brandschott schäumt er dann vorschriftsgemäß aus. Bei Bedarf kann er diese Links mit Verlängerungen bis zum Verteiler weiterführen und aktivieren.   Systeme beschleunigen die Installation Im Gegensatz zu den großen Installationen setzen Netzwerkbetreuer bei übersichtlichen Büroinstallationen oder kleinen Netzen schon heute meist Verkabelungssysteme mit vorkonfektionierten Links ein. Diese Leitungen hat der Konfektionär bereits im Werk durchgemessen. Dies spart Installationskosten und reduziert den Aufwand bei der Abnahme. Bei solchen Verkabelungen lassen sich die Grenzwerte deutlich zuverlässiger einhalten als bei vor Ort konfektionierten Links. Noch effizienter sind Installationen mit vorkonfektionierten Trunk-Kabeln. Der Installateur verlegt nur noch einen Bruchteil der Kabel. Vor allem Franchise-Unternehmen mit vielen gleichartigen Filialen optimieren die Vorkonfektionierung auf diese Weise oft bis ins Detail. Wenn das System zudem eine LED-Signalisierung über den gesamten Link hinweg bietet, lassen sich Verkabelungsstrecken extrem prozesssicher installieren. Wenn der Installateur das Prelink-System einsetzt, benötigt er dazu einen speziellen Detektor sowie Anschlussmodule mit der Light-Emitting-Outlet-Funktion (LEO). Steckt er den Detektor am einen Ende des Links auf das Anschlussmodul, so dient dieser als Stromquelle und lässt alle angeschlossenen LEO-Module des Links aufleuchten.   Schnell und sicher mit LED-Signalisierung Mit dieser Technik kann der Installateur vorkonfektionierte Leitungen im Bündel einziehen. Er schließt die Kabelabschlüsse am einen Ende an die Teilnehmeranschlussdosen an und kann dann mithilfe der LED-Signalisierung eindeutig das jeweils zugehörige andere Ende identifizieren. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass dieses Ende genau an den dafür vorgesehenen Port im Verteiler angeschlossen ist. Im Netzbetrieb lässt sich über die LEO-Funktion bei einer Dose ohne Netzanschluss eindeutig ermitteln, wo der Link exakt endet. Die LEO-Module sind übrigens kaum teurer als Kategorie-6A-Systemkomponenten ohne diese Funktion. Da die anpassungsfähigen Verkabelungssysteme meist auf einem Zwischenstecker basieren, benötigt der Installateur für die Konfektion vor Ort ein Spezialwerkzeug, in der Regel eine Crimp-Zange. Außerdem benötigt er aufgrund der vielfältigen Module, Techniken und Einsatzgebiete deutlich mehr Netzwerk-Know-how als bei herkömmlichen LAN-Verkabelungen mit Standardkomponenten.   Qualitätsanforderungen für den Installateur Zudem sollte er im Umgang mit den Systemkomponenten geübt sein, um effizient installieren zu können. Er sollte bereits einige Module konfektioniert und ausgetauscht haben und zum Beispiel wissen, dass bei manchen Extendern die Kontakte ausgekreuzt werden, beim Prelink-Extender zum Beispiel jedoch nicht. Ideal ist es, wenn der Installateur einige Erfahrung mit dem ausgewählten System nachweisen kann, zum Beispiel in Form einer Schulung. Wahrscheinlich liegt es an diesen Zusatzinvestitionen für den Installateur, dass auch heute noch vornehmlich Standardkomponenten im Einsatz sind.   Fazit Tatsächlich ist es erstaunlich, dass gerade Großunternehmen Billigprodukte einsetzen. IT-Leiter reden gerne vom lebenden Netz, das sich ständig verändert, setzen aber auf eine Festverkabelung, die sich nur mit viel Aufwand modifizieren lässt. Die meisten würden mit einem vorkonfektionierten flexiblen System deutlich günstiger fahren. Denn bei den Kosten einer Verkabelung fällt der Anschaffungspreis für die Anschlusssysteme nicht ins Gewicht, der Aufwand für Installation und Wartung dagegen sehr.   Info: Easylan Tel.: 089/20208463-0 Web: www.easylan.de

Die Light-Emitting-Outlet-Funktion zeigt sämtliche angeschlossenen Module, die mit dieser Funktion ausgestattet sind.

Ein bestücktes Fixlink-System.

Fixlink von Easylan ist ein Beispiel für ein State-of-the-Art-Standardmodul. Es besteht nur aus drei Teilen, lässt sich schnell werkzeugfrei montieren, eignet sich für 10GbE (Kategorie 6A) und unterstützt zudem PoE.
LANline.

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