Kommentar: Software-Defined-Networking

SDN-Hype

15. Juli 2014, 10:15 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Was man noch über SDN wissen müssen

  • Die SDN-Technologie ist noch immer nicht ausgereift. Man findet keine seriöse Umfrage, in der SDN-Anwender mit mehr als einem Jahr Erfahrung zu Wort kommen. Auch die länger bestehenden SDN-Pilotprojekte mussten durch mehrere signifikante Veränderungen gehen und sucht man erfahrene SDN-Spezialisten, dann sind diese so selten wie erfahrene Astronauten. Eigentlich trifft man die SDN-Spezialisten bisher nur auf Spezialveranstaltungen. Die meisten SDN-Gurus, die man dort trifft, arbeiten in der Regel bei Service-Provider, Carriern, IT-Riesen oder ähnlichen Unternehmen. Dies bedeutet, dass man bei der Entscheidung für ein SDN-Produkt nicht um einen gründlichen Pilotversuch herumkommt.
  • Die meisten der angeblichen SDN-Vorteile haben nicht ihre Ursache im SDN. Die Anwender sprechen immer von der „Service-Agilität“, den „reduzierten Betriebskosten“ oder den „geringeren Netzwerk-Service-Kosten“. Dabei wird jedoch übersehen, dass diese „Vorteile“ erst zum tragen kommen, wenn man eine komplette Ende-zu-Ende-Implementierung von SDN realisiert hat. Auch rühren die Verbesserungen nicht vom SDN her, sondern diese Vorteile ergeben sich aus dem Management und den daraus prognostizierten geringeren Betriebskosten.

Wie sollte man jetzt mit SDN umgehen?

  • Es wird von allen Experten erwartet, dass SDN zuerst in den Rechenzentren – und auch hier nur in sehr großen Datenzentren – zum Einsatz kommt. Mit SDN lassen sich die Anwendungen besser separieren und die Sicherheit der jeweiligen Anwendungen optimieren. Je größer das Rechenzentrum, desto wahrscheinlicher ist der Einsatz von SDN. Kann der Einsatz von SDN im Datacenter nicht gerechtfertigt werden, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch kein Bedarf im Unternehmen für SDN besteht. In diesem Fall kann man sich zurücklehnen, die vorhandenen Techniken weiter nutzen und abwarten, wie sich der SDN-Markt entwickelt.
  • Soll SDN im eigenen Rechenzentrum eingesetzt werden, dann sollte man auch einen Blick in die Filialen und Niederlassungen werfen. Die meisten SDN-Lösungen außerhalb des Rechenzentrums unterscheiden sich in der Regel von reinen zentralen Lösungen. Unterstützen die eingesetzten Anwendungen (oder werden die künftig eingesetzten Anwendungen) die SDN-Funktionen, müssen diese (und eventuell die in Betracht kommenden SDN-Produkte) mit dem jeweiligen WAN-Provider abgestimmt werden.
  • Bei vielen Carrier-Services wird SDN wahrscheinlich in den kommenden Jahren noch nicht angeboten. Die Carrier werden sich bei SDN nur auf wenige Anwendungen konzentrieren – solche, die aus der eigenen Cloud heraus angeboten werden.

Unterm Strich kann man sagen, SDN ist sicherlich eine wichtige Technologie für die Zukunft. Kurzfristig bietet SDN keine wirklich Lösung an, die die Probleme besser löst als die bereits installierten Technologien. Erst wenn die Anwendungen SDN-aware werden, lässt sich der volle Nutzen von SDN erschließen.

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