Citrix übernimmt den deutschen Softwareanbieter Unicon. Dessen Produkte sind künftig Teil der Citrix-Lizenz und können von allen Citrix-Partnern mitvertrieben werden. Bei Kunden und Partnern gebe es ohnehin viele Überschneidungen, betont Unicon-CEO Philipp Benkler - anders als bei den Distributoren.
Citrix baut sein Geschäft durch den Kauf eines langjährigen Software-Partners aus. Der US-amerikanische VDI-Spezialist schluckt den deutschen Softwareentwickler Unicon, dessen Kernprodukt das Linux-basierte Client-Betriebssystem „eLux“ ist. Unicon-CEO Philipp Benkler soll als Vice President Product bei Citrix an Bord bleiben.
Citrix kann durch den Zukauf das Angebot über seine Plattform bis hin zu einem sicheren Endpoint-Betriebssystem erweitern. Darüber hinaus könnten Unternehmenskunden eLux nutzen, um die Lebensdauer ihrer installierten Rechner im Hinblick auf das bevorstehende Support-Ende von Windows 10 zu verlängern. „Die Lösungen von Unicon in Kombination mit der Plattform von Citrix schaffen eine starke Synergie für hybrides Arbeiten“, so Philipp Benkler, Ex-Unicon-CEO und jetzt Vice President Product bei Citrix.
Mit dem Branchenriesen Citrix im Rücken stärkt Unicon seine Position im Markt für Endpoint-Software enorm. Die erstarkte Konkurrenz wird vor allem Igel zu spüren bekommen. Das ebenfalls deutschstämmige Unternehmen kommt aus dem Hardware-Business und war lange Jahre deutscher Marktführer bei Thin Clients. Mittlerweile konzentriert sich Igel aber ebenfalls auf Software und ist damit in den letzten Jahren vor allem auf dem US-Markt stark gewachsen (connect professional berichtete).
Unicon-Produkte werden Teil der Citrix-Lizenz
„Der Schritt war naheliegend und wir haben sehr lange darauf hingearbeitet“, so Benkler im Gespräch mit connect professional. Für die Kunden und Partner würden sich daraus jede Menge Vorteile ergeben. Denn die Unicon-Produkte werden Teil der Citrix-Lizenz und künftig zusammen vermarktet. Bei den Kunden gebe es ohnehin eine Überschneidung von mehr als 90 Prozent. Bei Partner sei es ähnlich, schätzt Benker. „Unicon only“-Kunden könnten ihre Lizenz bis Ende des Jahres noch verlängern und müssten sich dann entscheiden, ob sie Citrix-Kunde werden wollen. Sie bekommen aber zunächst auch weiter Support von Unicon. Es wird keine Support-Lücke entstehen“, verspricht Benkler.
Nicht ganz so erfreulich sieht es wohl für die Distributoren aus, die bisher die Unicon-Produkte vertrieben haben, zumindest für ADN und Bytec. Denn Citrix hat vor wenigen Tagen ein exklusives Mittelstands- und Single-Distributor-Abkommen für Nordamerika und Europa abgeschlossen. Bereits ab dem 3. März 2025 wird Arrow die Verantwortung für die exklusive Betreuung des Citrix-Mittelstandsmarktes und des KMU-Geschäfts in Nordamerika und Europa übernehmen. Ab dem 2. Juni 2025 wird Arrow als alleiniger Citrix-Distributor für alle Partner in Nordamerika und Europa fungieren.
Citrix und Arrow arbeiten seit langem zusammen. Erst im Oktober 2024 hatte Citrix Arrow die Verantwortung für Vertrieb, Marketing und technischen Support für alle MSP- und ISV-Partner, die weniger als 2.000 Citrix-CSP-Lizenzen in Nordamerika und Europa verbrauchen, an Arrow übertragen.
Langjährige Zusammenarbeit mit Citrix
Unicon ist ein Pionier im Bereich Endpoint-Software. Das Portfolio umfasst in erster Linie das Linux-basierte Betriebssystems „eLux“ und die Endpoint-Managementplattform „Scout“. Über 2,5 Millionen Endpoints in mehr als 65 Ländern weltweit werden laut Unternehmen derzeit mit Unicon-Software betrieben und verwaltet. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche, dem Einzelhandel und dem öffentlichen Sektor.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Karlsruhe arbeitet schon seit mehr als 20 Jahren mit Citrix zusammen. Als offizieller Technologiepartner sind Unicon-Softwarelösungen mit Citrix Ready-Validierung im Citrix Ready Marketplace verfügbar.
Unicon gehörte lange Jahre zum Fujitsu-Konzern. 2021 kaufte das Management gemeinsam mit einem Investor sämtliche Anteile von Fujitsu Technology Solutions (connect professional berichtete). Der japanische Hersteller blieb nach dem Management-Buy-out zunächst ein wichtiger strategischer Partner und Distributor von Unicon-Produkten. Nach dem Ausstieg von Fujitsu aus dem PC-Geschäft schloss Unicon Partnerschaften mit weiteren Hardware-Herstellern, wie LG und Lenovo. So ist „eLux“ mittlerweile auf den Clients von LG und Lenovo vorinstalliert.