Glücklicherweise setzen sich sowohl Server- als auch Prozessorhersteller mit diesen Problemen schon längere Zeit auseinander. Warum Prozessorhersteller? Weil Prozessoren einen nicht geringen Einfluss auf den Stromverbrauch und die Abwärme des Rechners haben. Ein Schritt zur Lösung beider Probleme sind Blade-Server. Blade-Server oder kurz Blades sind kleinformatige Serversysteme, eingeschoben in herstellerspezifische Baugruppenträger. Stromversorgung, Lüftung und Netzwerk-Connectivity ist in den Baugruppenträgern implementiert. Alle in einen Baugruppenträger eingeschobenen Blades nutzen also die redundanten Netzteile, Lüfter und Netzwerkadapter des Baugruppenträgers gemeinsam.
Ein Blade-Server selbst besitzt in der Regel nur eine Hauptplatine mit Prozessor(en) und Arbeitsspeicher sowie ein oder zwei Festplatten für das Betriebssystem. Blade-Systeme können sowohl ein eigenständiges Betriebssystem aufnehmen als auch einen Hypervisor (für virtuelle Maschinen). Die Funktionalität von Blade-Servern entspricht weitgehend der von traditionellen Rack-Systemen. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch beim Formfaktor, beim Management und bei der Dichte. Blades tragen einiges zur Reduzierung des Stromverbrauchs, des Kühlungsaufwands und des Platzbedarfs bei. In ein Standard-42HE-19-Zoll-Rack passen beispielsweise 84 Blades mit 1344 Prozessorkernen. Weitere Vorteile der Blade-Server sind eine größere Flexibilität, eine einfachere Verkabelung und eine leichtere Wartung.
Es gibt aber auch Nachteile: Die Stromversorgung und Wärmeableitung muss wegen der hohen Leistungsdichte auf engem Raum sorgfältig geplant werden. Die Einstiegskosten für ein Blade-Server-Datacenter sind verglichen mit einem traditionellen Set-up höher. Und wer sich einmal für ein Blade-System entschieden hat, ist an den jeweiligen Hersteller gebunden, denn Blades unterschiedlicher Hersteller lassen sich in einem Baugruppenträger nicht mixen.
Auch wenn es anders aussieht, Blade-Server sind nicht unbedingt hundertprozentige Plug-and-Play-Einheiten. Je nach Hersteller benötigt der Administrator mehr oder weniger Zeit, sich mit dem Management, der Terminologie und den Serverprofilen vertraut zu machen. Am Ende steht aber die Erkenntnis, dass der Umgang mit Blade-Systemen einfacher ist, als mit traditioneller Hardware. Es ist einfach bequemer, mit Blades im Rack zu hantieren: kein Kabelgewirr, keine vom Herumfummeln in engen Gehäusen zerschnittenen Hände. Leistungsmäßig nehmen es Blade-Server mit so gut wie jedem Standard-Server auf.
Eine bestehende (traditionelle) Infrastruktur durch Blade-Systeme zu ersetzen, ist leider weder einfach noch billig. Das liegt einerseits daran, dass ein traditioneller Rack-Server nicht 1-zu-1 gegen einen Blade-Server ausgetauscht werden kann. Schon der Betrieb eines einzelnen Blade-Servers erfordert einen kompletten Baugruppenträger (das Enclosure), die Stromversorgung für den Baugruppenträger und genug Platz im Rack, um den Baugruppenträger unterzubringen (7 bis 12 Höheneinheiten).
Die bedeutendsten Hersteller von Blade-Servern sind Dell, Fujitsu, Hewlett-Packard, IBM und Oracle. Noch nicht lange dabei aber bereits mit gesundem Marktanteil ist Cisco, überraschend in den Blade-Markt eingestiegen ist Super-Micro.
Trotz der höheren anfänglichen Investitionen, dem nicht einfachen Wechsel zur Blade-Architektur und den anderen beschriebenen Nachteilen überwiegen offensichtlich für viele Kunden die Vorteile. Nach IDC war der Blade-Server-Markt im dritten Quartal 2011 einer der starken Gewinner und repräsentierte 16 Prozent des Gesamtmarktes – ein historischer Höhepunkt. Nahezu identische Ergebnisse ermittelten auch andere Marktbeobachter. Im Laufe der nächsten drei, vier Jahre könnte sich der Servermarkt allerdings schon wieder zu ungunsten der Blades verschieben, denn es gibt Bewegung.