Ein neuer Steckeraufbau für Datenkabel besteht aus gecrimpten Kabelabschlüssen, auf die der Anwender ein Steckgesicht seiner Wahl aufsteckt. Die so genannte Prelink-Technik erlaubt vorkonfektionierte Kabel, die kaum dicker sind als der Kabeldurchmesser. Die Prelink-Abschlüsse stellen dabei sicher, dass die Kabelstrecken durchgängig die Werte der Klasse EA ISO/IEC 11801 einhalten.Der Verkabelungsspezialist Easylan hat zusammen mit Harting, einem führenden Anbieter im Bereich Industrieautomation, den Prelink-Steckeraufbau entwickelt. Harting vertreibt seine Ha-VIS-Prelink-Lösung seit etwa einem Jahr in seinen Kerngebieten und will damit durchgängige Netze für die Verkabelung von Nutzgebäuden in der Industrie ermöglichen. Easylan spezialisiert sich mit seinen Varianten auf Officeanwendungen und Rechenzentren. Das Unternehmen gehört zur Firmengruppe Zellner, die seit Jahrzehnten Datenkabel konfektioniert. Easylan vertreibt die Prelink-Technik nicht nur selbst, sondern auch über OEM-Partner.
Der Markt zeigte bereits reges Interesse daran: Mehrere namhafte Anbieter von Verkabelungslösungen für Office- und Industrienetze haben die Prelink-Technik in ihre Systeme integriert. Damit wird dieser Zwischenstecker-in-Buchsen-Ansatz breit im Markt eingeführt und erhält viel Unterstützung - insbesondere von renommierten Anbietern in Deutschland. Die Technik bringt auf jeden Fall frischen Wind in die Debatte um den besten Steckverbinder, bleibt dabei aber neutral bezüglich des Steckgesichts: Denn es gibt den Prelink-Stecker als RJ45-Keystone, als RJ45-Pushpull ebenso wie in M12-Ausführung. Das Gesicht ist austauschbar.
Steckeraufbau
Der Prelink-Abschluss an den Kabelenden entspricht im Prinzip einer Aderendhülse. Doch tatsächlich erhält der Anwender mit dem Crimp-Abschluss einen stabilen Kunststoffblock, in dem alle acht IDC-Kontakte vibrationssicher in ihre Position gepresst sind. Der Installateur legt diesen Block in ein Modul aus vernickeltem Zinkdruckguss ein und schließt die Klappe, bis die Verriegelung einrastet. Die Datenleitung ist mit den so konfektionierten RJ45-Anschlüssen ein standardkonformer Permanent Link nach ISO/IEC 11801 oder EN 50173-1 der Klasse EA bis 500 MHz. Dies ermittelte die herstellerunabhängige Gesellschaft für Hochfrequenzmesstechnik (GHMT) bei ihren Zertifizierungsmessungen mit Prelink-Komponenten. Selbst Messungen mit Hochfrequenzsignalen bis 800 MHz lieferten noch gute Ergebnisse.
Die Prelink-Stecker und -Buchsen hat die GHMT als Anschlusskomponenten der Kategorie 6A ISO/IEC 11801 oder EN 50173-1 (500 MHz) zertifiziert und sie bis 600 MHz ohne Beanstandungen getestet. Somit eignet sich die Lösung für Highspeed-Anwendungen wie 10GbE. Es sind aber auch geschirmte und ungeschirmte Anschlusskomponenten mit einer Zertifizierung für Kategorie 6A der EIA/TIA-568 erhältlich. Die ungeschirmten Varianten der Module bestehen aus Kunststoff (PA) und erlauben dank der kompakten Bauform eine hohe Packungsdichte. Selbst zweipaarige RJ45-Varianten für Stern-Vierer-Verkabelungen sind in Prelink-Ausführung verfügbar. Die möglichen Kabeldurchmesser reichen von AWG 27 bis 22. Der Abschluss ist in zwei Ausführungen für Installationskabel mit AWG 24 bis AWG 22 und für flexible Kabel mit vier Paaren in AWG 27 bis AWG 26 erhältlich. Der Übergang zwischen Ader und Steckverbinder ist gasdicht und somit auch für den Einsatz in rauer Umgebung geeignet.
Da der Steckverbinder von Anfang an für den Industrieeinsatz ausgelegt ist, eignet er sich auch für Power over Ethernet (PoE) und PoE+. Zudem ist er nach Herstellerangaben mechanisch besonders zuverlässig und nach den Vorgaben für Bahnzulassungen erfolgreich getestet worden.
Diese hohe Zuverlässigkeit kann das System laut Hersteller erreichen,
weil das Kabel im Stecker so gut wie keine Bewegungsfreiheit hat,
weil sich das Kabel mit Mantel im Steckergehäuse befindet und die Zugentlastung keinesfalls auf den Adern stattfindet,
weil eine sichere Zugentlastung über einen Rastclip am Modul realisiert ist, und
weil die Paarschirmung bis weit in den Stecker hinein aufrecht erhalten ist.
Bei den geschirmten Varianten erleichtert der Metallbügel die Schirmübergabe. Ein Flachkontakt an der 360°-Schirmung ermöglicht zum Beispiel die Verbindung mit einem Schutzleiter.
Der große Vorteil des Steckeraufbaus besteht in der einfachen Installation: Mit dem System sind vorkonfektionierte Kupferdatenkabel möglich, bei denen der Kabelabschluss kaum größer ist als der Kabeldurchmesser. Vorkonfektionierte Verkabelungsstrecken minimieren das Risiko von Verkabelungsfehlern. Außerdem muss der Installateur am Ende nur noch die Einzughilfe entfernen und das Modul aufstecken. Dann kann er das Kabel in die Dose stecken.
Auch die komplette Steckermontage vor Ort ist selbst bei geschirmten Steckern nicht besonders aufwändig: Der Installateur entfernt etwa vier Zentimeter vom Mantel, biegt das Schirmgeflecht nach hinten über den Mantel, entfernt bis auf etwa fünf Millimeter die Schirmfolien, hebt die Verseilung sowie die Verdrillung der Adern auf und schiebt die einzelnen Adern nach Vorlage in den Abschlussblock. Er schiebt diesen bis zum Folienschirm auf das Kabel. Dann drückt er den Block mit einer speziellen Crimp-Zange bis zum Anschlag zusammen und kappt mit diesem Druck auch gleich die durchstehenden Adern. Damit hat das Kabel seinen Abschluss. Jetzt befestigt der Installateur nur noch das Prelink-Modul mit dem RJ45-Steckgesicht. Für den kompletten Vorgang benötigt man ohne viel Übung weniger als eine Minute.
Für den Netzbetreiber ist interessant, dass er die Module mit einem Handgriff lösen und wieder schließen oder auch austauschen kann. So ist es möglich, auf ein anderes RJ45-Steckgesicht zu wechseln oder verschmutzte gegen neue Module zu tauschen. Über die Wahl des Moduls lassen sich IP-Schutzart, LED-Signalisierungen oder auch spezielle Formfaktoren einzelner Hersteller realisieren. Harting etwa bietet die Technik sogar mit M12-Anschluss an.
Die Module sind in einer Version mit LED-Signalisierung als Light-Emitting-Outlet (L.E.O.) verfügbar.Bei diesen Modulen kann sich der Administrator bei Umpatchungen im Verteilerschrank mithilfe des Prelink-Detektors, einer Stromquelle mit Stecker, das andere Ende der Verbindung anzeigen lassen. So sieht er auf einen Blick, welche Enden zu einem Link gehören, und dies über alle Zwischen-Patchungen hinweg. Bei einer Etagen-Verkabelung kann der Administrator die Spannungsquelle auf Dauerversorgung stellen und sich damit einen gesamten Link von der Wanddose über alle Patch-Stellen hinweg bis zur Buchse im Verteilerschrank anzeigen lassen. Da die Technik allein in den Prelink-L.E.O.-Modulen steckt, ist die Einführung nicht teuer. Denn die Kabelinstallation bleibt davon unberührt und kann mit jedem Installationskabel eines jeden Herstellers bewerkstelligt werden.
Handhabbare 48 Ports auf einer Höheneinheit
Für den Abschluss der Datenleitungen im Verteilerschrank bietet Easylan neben dem üblichen 24-Port-Verteilerfeld nun auch eine hoch integrierte Variante mit 48 Ports auf einer Höheneinheit an. Diese ist bereits mit Prelink-Keystone-Modulen vorkonfektioniert. Der Anwender muss nur noch die Kabel mit dem Abschluss einstecken und die Module zuklappen. Hier bietet es sich an, vorkonfektionierte RZ-Kabel als Einzel- oder als Mehrfachkabel zu verwenden. Damit der Anwender bei diesen dicht gepackten Installationen Patchungen wieder lösen kann, sind kleine Hebel mit Federmechanismus in die Verriegelung der Ports eingebaut.
Für den Einsatz in Rechenzentren entwickelte der Hersteller außerdem ein High-Densitiy-Modul mit sechs RJ45-Anschlüssen in einem Modulgehäuse. Der Anwender kann bis zu 28 dieser Module senkrecht in einen 3-HE-19-Zoll-Einbaurahmen schrauben und erreicht damit im 19-Zollschrank eine Packungsdichte von 168 RJ45-Anschlüssen auf drei Höheneinheiten. Diese Sechsereinheiten sind mit Modulen und Kabeln vorkonfektioniert und in beliebigen Längen, zum Beispiel für Schrank-zu-Schrank-Verbindungen, lieferbar. Easylan hat für diese hoch integrierte Technik spezielle Mehrfachkabel entwickelt, die gegenüber den vorher verwendeten Schrank-zu-Schrank-Verbindungen einen deutlich kleineren Durchmesser und nur noch ein Drittel der Brandlast aufweisen. Es enthält sechs Einzelkabel ohne Mäntel. Auf die Einzelkabelmäntel konnte man verzichten, weil das Multikabel erst im HD-Modul in die vierpaarigen Einzelelemente aufgeteilt wird. Der Durchmesser des Kabels reduzierte sich damit von etwa 26 Millimeter auf unter 19 Millimeter. Die dünneren Kabel senken auch den Luftwiderstand im Verteilerschrank. Somit braucht der RZ-Betreiber deutlich weniger Energie zur Klimatisierung der Schränke. In einem Rechenzentrum summiert sich das schnell zu erheblichen Energie- und damit Kosteneinsparungen.
Eine ähnliche Entwicklung wird es auch bei den Datendosen geben. Derzeit sind die Anschlussdosen als leere Datendosen erhältlich, in die der Installateur die verfügbaren Keystone-Module einclipt. Noch in diesem Jahr wird Easylan nach eigenem Bekunden aber designfähigen Datendosen auf den Markt bringen, bei denen ein genormter Träger mit Prelink-Kompakt-Modulen bestückt ist. Der Anwender kann darauf dann eine Abdeckung nach Wahl montieren. Diese Lösung wird die gängigen Hersteller wie Busch-Jaeger, Berker, Merten, Jung, Siedle, Siemens und weitere unterstützen.
Ausblick
Eine Verkabelung mit Prelink-Komponenten lässt sowohl dem Installateur also auch dem Anwender im Betrieb deutlich mehr Spielräume als eine Verkabelung mit herkömmlichen RJ45-Komponenten. Das haben bereits einige renommierte Verkabelungsanbieter erkannt und bieten die Technik auch für ihre Systeme an. Dies sind gute Voraussetzungen, dass sich diese Technik im Markt durchsetzen wird. Vielleicht ersetzt sie in den nächsten Jahren sogar den herkömmlichen RJ45-Steckverbinder, der sich nicht zerstörungsfrei austauschen lässt.