VZM: Planungsfehler im Datacenter

Systematik in der Rechenzentrumsplanung

27. April 2011, 15:54 Uhr | Rainer von zur Mühlen seit 40 Jahren Rechenzentrumsplaner und Gründer der von zur Mühlen’sche GmbH, Rechenzentrums-planung und Sicherheitsberatung in Bonn

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Gründe des Misserfolgs

Sanierung im Datacenter
Sanierung im Datacenter
© VZM

Es gibt viele Gründe, die ein Projekt zum Misserfolg führen. Und die meisten Fehler werden am Anfang bei der Grundlagenermittlung gemacht, die auf der HOAI basiert und damit für die Nutzung eines modernen Rechenzentrums einen falschen Ansatz verfolgt. Sie wird nur mit drei Prozent der Honorarsumme tarifiert. Für das Geld ist mehr oder weniger nur die Erhebung eines Mengengerüstes machbar, Quadratmeter, Raumvolumina, angenommene Leistungen in Kilowatt je Quadratmeter, angenommene Temperaturen oder Luftfeuchten. Das Mengengerüst wird wie in dem erwähnten Fall des Rechenzentrums einer Bundesbehörde von den Planern auf der Basis des vorhandenen Rechenzentrums erhoben (das geht schnell) und gegebenenfalls lediglich in dem Mengengerüst angepasst, wenn der Nutzer vorher Zahlen erhoben hat und bekannt gibt.

Problem: Falsches Budget

Ein großes Problem ist die starke Budgetlimitierung, unter der die Projekte zu leiden haben. Bei acht von zehn Projekten basieren sie auf falschen Annahmen. Es werden die Indices von Bürogebäuden zugrunde gelegt und ein Aufschlag für Haustechnik gemacht. Ein Projektsteuerer hat jüngst für den Bau eines RZ Kosten von 2.800 Euro/m² für ein RZ mit Hochverfügbarkeit veranschlagt. Realistisch sind aber eher 5000 bis 6000 Euro pro m².

Keine RZ-Planung ohne Prognosen

Fachleute machen den Planungsprozess nicht komplizierter. Sie zeigen nur auf,
an was alles zu denken ist. Um ein zukunftsfähiges RZ zu planen, braucht man nämlich sehr umfassende Informationen. Man braucht beispielsweise: Flächenentwicklungsprognosen, basierend auf Planungen der Unternehmensentwicklung, Energiebedarfsprognosen,
Zeitschiene, innerhalb derer sich Entwicklungen voraussichtlich einstellen werden (wichtig für modulare Ausbaukonzepte zum Einsparen von Invest und Optimierung der Betriebskosten),
Konzeptalternativen (soll das RZ als „Dark site“ gefahren werden oder gibt es vor Ort Personal und mit welchen Funktionen? Das hat gravierende Auswirkungen auf die Planung von RZ-Steuerung einerseits und Nebenflächen andererseits), RZ-Standortkonsolidierungen – bedeutet, dass auch überlegt werden soll, welche IT-Komponenten, die bislang im Feld, also außerhalb des RZ, nahe an Verbrauchern angesiedelt sind – wie dezentrale Serverräume etc. –, in den Neubau integriert werden sollen, um Netze und Technik zu optimieren, Servicepersonal einzusparen und auch im Bereich der Verwaltung und des Unterhalts erhebliche Einsparungen zu gewinnen.

Ein genaues Bild über die absehbare Zukunft ist das eine, die Erarbeitung eines Flexibilisierungskonzeptes des Rechenzentrums ist das andere Problem, das anzugehen ist. Denn über den Horizont der Absehbarkeit hinaus, muss sichergestellt werden, dass ein RZ auch in 15 oder 20 Jahren noch bestimmungsgemäß betrieben werden kann – und das ist möglich. Das heißt erforderliches Spezialistenwissen und langjährige Erfahrung in der Planung von Rechenzentren, ihrer Organisation und Techniken und eine Portion Phantasie.

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