LANline-Chefkorrespondent Stefan Mutschler berichtet aktuell von seiner Tour durch das Silicon Valley - diesmal vom letzten Tag der Tour.
Freitag: Was ist denn nun los? Pünktlich um sieben Uhr stehe ich auf der Matte – mit gepacktem Koffer und ausgecheckt – aber allein auf weiter Flur. Ah, an der Frühstücksbar sitzt Celine, die deutlich charmantere und attraktivere Hälfte von Philippe – sie wird künftig die IT Press Tour leiten. Küsschen links und rechts – und meine Panik ist verflogen. Die Franzosen haben’s eben raus!
Offenbar habe ich das letzte Tour-Update nicht wahrgenommen, ich erfahre, dass wir nicht zu Ubeeko hinfahren, sondern dass die zu uns ins Hotel kommen – und zwar um 8 Uhr. Na toll, die Stunde hätte ich noch gut brauchen können…
Ubeeko
Ein ziemlich junger und legerer Typ hantiert im Konferenzraum am Projektor – an der Tafel steht der Name Ghislain Mazars, und ob der Franzose ist! – der CEO von Ubeeko, wie er beiläufig einwirft. Und jetzt klärt sich auch, warum wir uns nicht auf deren Campus treffen – ein solches gibt es noch nicht, und drei der insgesamt vier Mitarbeiter des echten Startups sitzen in der Zentrale in Paris.
Auf dem Weg zu einer datengetriebenen Wirtschaft sind Werkzeuge nötig, die aus Big Data schnell und einfach verwertbare Informationen machen. „Daten sind die neue Weltwährung“, grinst Ghislain – man weiß nie genau, ob er das, was er sagt, ernst meint. Aber mit den Werkzeugen der etablierten Datenbanken sei das nicht zu stemmen, es brauche eine komplett neue Generation an Werkzeugen, die von Grund auf für solche Aufgaben angelegt sind.
Die Basis dafür sei – und jetzt kommt’s: Hadoop. Schon wieder! Gut, dass wir gestern einiges über Hadoop erfahren haben – ich glaube, ich war nicht der einzige, der sich in dieser Welt noch nicht sonderlich auskennt. Aber wenn es etwas auf meiner Lernliste nach dieser Tour nach ganz oben geschafft hat, dann Hadoop. „Hadoop wird die Weltherrschaft übernehmen“, so Ghislain – schon wieder grinst er über beide Ohren.
Ubeeko bietet also einfache Werkzeuge für die Entwicklung Hadoop-basierter Web-Applikationen. Der in diesen Tools anwendungsfertig vorkonfigurierte Web-Stack reicht von Apache Hbase auf der Speicher- über Spray auf der Verteilungs- bis zu D3.JS auf der Visualisierungsebene. Das gerade in dieser Woche auf der Ubeeko-Website online gestellte Hfactory Studio kommt als sofort nutzbares Fertigpaket mit einer Eclipse-Implementierung der Ubeeko-eigenen NoSQL-Datenbank zusammen mit dem Web-Stack.
So richtig in Fahrt kommt Ghislain, als er von den Zukunftstrends und der Hadoop-Version 2.0 mit YARN und SPARC spricht. Klingts sehr spannend – ein Grund mehr, sich einmal tiefer mit Hadoop zu beschäftigen.
Foundationdb
So, die beiden letzten Termine unserer Tour sind in Palo Alto und – Serge sei Dank – auch schnell gefunden. Foundationdb-CEO Dave Rosenthal empfängt uns im Gebäude von Sutterhill, einem seiner drei Investoren. Wie Nuodb, die wir auf einer der letzten Touren besucht haben (LANline berichtete), hat auch Foundationdb seine Zentrale in Boston und beschäftigt sich mit verteilten Datenbanken.
In verteilten System galten Verfügbarkeit und Konsistenz lange Zeit als unvereinbar („CAP-Monster“). Grund war offensichtlich das Fehlen echter Transaktionen in solchen Datenbanken. Der Ansatz von Foundationdb ist es daher, in einer neuen Datenbankgeneration die Vorteile moderner NoSQL-Datenbanken mit der Leistung und Verfügberkeit von ACID-Transaktionen zu kombinieren.
Erstes Ergebnis der bis dato vierjährigen Entwicklung des aktuell 30-köpfigen Teams von Foundationdb ist Key-Value Store. Damit hat das Unternehmen bislang schon in den USA gute Erfolge erzielt – größter Kunde auf europäischem Boden ist eine schwedische Dating-Website.
Yourfilesystem (YFS)
Letzte Station der Tour ist YFS, und wieder Treffen wir uns in den Räumen einer Fremdfirma (irgendwie mit YFS befreundet), denn auch YFS hat an der Westküste kein Büro. Das kleine Team mit vier festen und zwölf freien Mitarbeitern sitzt ansonsten in New York.
Jeffrey Altman, Gründer von YFS, beschreibt uns sein Produkt, dessen 1.0-Version leider nicht zu unserem Besuch fertig geworden ist, als ein globales Netzwerk-Dateisystem mit den Funktionen eines lokalen Dateisystems wie NTFS oder SMB/CIFS. Über die in lokalen Systemen gebotenen Funktionen hinaus umfasse YFS alle wichtigen Funktionen, die für eine WAN-Umgebung nötig sind (zum Beispiel intelligente Caching-Mechanismen).
Jeffrey führt uns zurück in die Welt des Andrew Filesystem (AFS), schon in den 1980ger-Jahren ein gut skalierendes Netzwerkprotokoll für verteilte Dateisysteme. Leider sei Andrew irgendwann stark zurückgedrängt worden – zugunsten weit schlechterer Lösungen, die sich mit dem Web von HTTP über X.509, TLS, SOAP/REST etc. von oben nach unten entwickelt hätten.
„Andrew wusste, wie es globalen Netzen läuft“, meint Jeffrey. Wenn ich das richtig verstanden habe, teilt sich YFS die Architektur mit AFS, ist damit kompatibel, erweitert es aber um ausgefeilte Management- und Security-Funktionen. Da der komplette Netzwerk-Stack neu geschrieben wurde, sei YFS zudem sehr vier schneller als AFS. Der Produkt-Launch wird für die kommenden Wochen erwartet, die Preise beginnen bei 21.000 Dollar, unter anderem inklusive je vier Datenbank- und File-Service-Instanzen.
So, das war´s! Ich fand es eine sehr spannende Tour. Vielen Dank Philippe und Celine (Organisation) und natürlich Serge, der uns schließlich auch noch sicher zum Flughafen nach San Francisco gebracht hat. Wie immer habe ich echte Netzwerkthemen ein wenig vermisst, aber auch der Netzwerker muss sich heute wohl deutlich breiter aufstellen, als das früher noch der Fall war. Feedback ist willkommen!
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