Kommentar: Software-Defined-Networking

Vernetzung völlig neu definiert

1. August 2013, 14:44 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Welche Vorteile hat man heute von SDN?

Die Vorteile von SDN in den Netzwerken liegen in der Vereinfachung der Prozesse, denn die zentrale Steuerung sorgt für eine verbesserte Automatisierung der Netzadministration. Dies führt jedoch zwangsläufig zu der Fragestellung, wie der Übergang zwischen den bisherigen Netzwerktechniken und den SDN-Funktionen bewerkstelligt werden kann. Der schrittweise Umbau der Netze ist der Schlüssel zum Erfolg. Einige SDN-Lösungen ermöglichen einen Umbau in irgendeinem Teil des vorhandenen Netzwerks. In diesem Teil des Netzes wird die Komplexität der Netzstrukturen durch SDN reduziert und somit die Vorteile der neuen Technik unmittelbar genutzt. So kann nach Bedarf jedes Stück des Netzes umgebaut werden, bis eines Tages die gesamte Netzinfrastruktur vollständig auf SDN umgebaut ist. Beispiele hierfür sind die Datacenter oder auch Funktionen zur Netzwerkanalyse. Bei letzterer Anwendung werden preisgünstige 10-Gigabit-Ethernet-Switches mit Openflow-Schnittstellen zur Steuerung der Spiegel-Ports genutzt. Dadurch reduzieren sich die Kosten für das Einsammeln der Verkehrsströme drastisch.

Die prognostizierten Kosteneinsparungen im Bereich Support und Administration sind jedoch nur ein kleiner Teil der potenziellen Vorteile der SDN-Technik. In Zukunft werden sicher noch eine Vielzahl bisher unbekannter Nutzungsszenarien hinzukommen, die längerfristige zur Vereinfachung der Netze führen und zur Reduzierung der Betriebskosten beitragen. Darüber hinaus sollen die Netzbetreiber bei der Beschaffung zukünftiger Netzkomponenten durch SDN bis zu 50 Prozent ihrer Beschaffungskosten einsparen. Der Grund hierfür liegt in der Auslagerung der Control-Plane aus den Koppelkomponenten. Durch dieses Gerätekonzept sollen sich die Koppelkomponenten (nach Aussagen einiger Hersteller) preiswerter fertigen lassen. Bei den meisten Unternehmen sind jedoch nicht die Investitionskosten für die Netzwerkkomponenten das Problem, sondern die immer höheren Betriebskosten. Momentan gehen die Unternehmen bei der Berechnung der TCO (Total Cost of Ownership) eines Projekts von Hardwarekosten von 25 Prozent aus. Würden sich die Hardware-Kosten durch den Einsatz von SDN-Technologien halbieren, dann hätten die Netzbetreiber noch nichts gewonnen. Einige Unternehmen könnten einen Netzumbau auch dann nicht finanzieren, wenn ein Hersteller ihnen die notwendige Hardware schenken würde. Das Problem liegt in den Betriebskosten. Genau in diesem Bereich verspricht die SDN-Technologie das größte Sparpotenzial. Daher rühren die Hersteller bereits ihre Marketingtrommeln, um den potenziellen Kunden ihre Unterscheidungsmerkmale in Bezug auf Benutzbarkeit, Verwaltbarkeit und zusätzlicher Leistung näherzubringen.

Der eigentliche Nutzen des SDN-Konzepts liegt jedoch in den Applikationen. Sind diese eines Tages in der Lage, dem Netzwerk über den Controller ihre Anforderungen mitzuteilen, dann wird der Traum vom preiswerten Netzbetrieb wahr werden. Alle heute verfügbaren Anwendungen sind jedoch hierfür nicht zu gebrauchen und es werden noch mehrere Jahre an harter Entwicklungsarbeit ins Land gehen, bis dieser Traum zur Realität wird.

Alles eine Frage des Timings

Es hat fast 10 Jahre gedauert bis sich die Server-Virtualisierung im Markt durchgesetzt hat. Der SDN-Markt befindet sich in einem sehr frühen Stadium und es wird für das Jahr 2014 ein weltweites Marktvolumen von 400 Millionen Dollar prognostiziert. Der größte Umsatz wird wohl im Datacenter-Bereich mit der Netzwerk-Virtualisierung erzielt. Für die anderen Bereiche der Netzwerke stehen einfach noch keine speziellen SDN-Lösungen zur Verfügung. Von vollständigen SDN-fähigen Netzwerken sind wir noch mindestens fünf Jahre entfernt. Dies ist eine sehr lange Zeit in der High-Tech-Welt. Es bleibt abzuwarten, ob bis dahin nicht eine noch „bessere“ Lösung im Netzwerkmarkt entsteht, die SDN bereits wieder „alt“ aussehen lässt.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Vernetzung völlig neu definiert
  2. Was ist so speziell an SDN?
  3. Welche Vorteile hat man heute von SDN?

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Server, Datacenter

Matchmaker+