Praxis: Verkabelung für 320 Tegut-Märkte

Von Coax zu Kategorie 7

30. Juli 2010, 6:00 Uhr | Dieter Rieken

In den vergangenen drei Jahren hat der Lebensmittelhändler Tegut in all seinen Märkten, der Firmenzentrale, der Logistik und mehreren Tochterunternehmen ein 10-Gigabit-taugliches, ausfallsicheres Kommunikationsnetzwerk eingeführt.

Tegut ist ein mittelständischer Lebensmittelhändler mit Sitz in Fulda. In 320 Märkten in Hessen,
Thüringen, Nordbayern, Südniedersachsen und Rheinland-Pfalz, in der Zentrale und in je zwei großen
Logistikzentren, Produktionsbetrieben und Dienstleistungsfirmen beschäftigt Tegut mehr als 6.500
Mitarbeiter. Erklärtes Ziel des Handelsunternehmens ist es, mit besonders wertigen Lebensmitteln,
darunter rund 3.000 Bioprodukten, einen Beitrag zum guten Leben zu leisten. Die Anforderungen an
die Qualität der Ware sind nach eigenen Angaben entsprechend hoch.

Hohe Anforderungen hatte der Händler auch an die neue Kommunikationsverkabelung, die das
Handelsunternehmen zwischen 2007 und Anfang 2010 in allen Märkten einführte. "Unser Ziel war es,
mit moderner Technik die Übertragungsgeschwindigkeit mindestens zu verzehnfachen, die
Ausfallsicherheit deutlich zu erhöhen und die Telefonie ins Netzwerk mit einzubeziehen", berichtet
Johannes Willkomm, Arbeitsleiter Systemtechnik/Kommunikation bei Tegut. Die Modernisierung umfasste
nicht nur alle Märkte, sondern auch den Bürobereich am Hauptsitz, die Logistikzentren in Hessen und
Thüringen sowie die beiden Tochterunternehmen Herzberger Bäckerei und Kff Kurhessische Fleischwaren
Fulda. In der Zentrale verfügte Tegut zwar schon seit den 1990er Jahren über eine strukturierte
Verkabelung. Aufgrund zu kleiner Kabelkanäle im Boden bot diese aber keine ausreichende Dosendichte
und Flexibilität. Für die Datenkommunikation in den Märkten nutzte das Haus sogar noch eine
BNC-Verkabelung. Die koaxiale Verkabelung bot nicht genug Bandbreiten und war sehr
störungsempfindlich. Eine Fehlfunktion wirkte sich zumeist gleich auf mehrere Rechner aus, und die
Fehlersuche war dann schwierig. "Es war einfach notwendig, auch die Märkte auf eine strukturierte
Verkabelung umzustellen", so Willkomm. "Dafür suchten wir ein leistungsfähiges, zuverlässiges und
namhaftes Verkabelungssystem." Unterstützung fand Tegut beim Gebäudetechnikspezialisten Kerbl
Elektrotechnik, der in Petersberg bei Fulda und im thüringischen Wandersleben rund 140 Mitarbeiter
beschäftigt. Von Kerbl kam der Vorschlag, ein rundum geschirmtes 10-Gigabit-taugliches System mit
Kategorie-7-Datenkabeln des Typs Uninet 7080 und der RJ45-Anschlusstechnik MS-K 1/8 von Dätwyler
Cables zu verwenden. "Wir haben mit diesen Produkten nur gute Erfahrungen gemacht. Mindestens
Kategorie 7 ist für Datenkabel einfach Stand der Technik. Und die MS-K-Module lassen sich sehr gut
und schnell verarbeiten", erläutert Norbert Rippert, Gesellschafter bei Kerbl, die Empfehlung.

Stand der Technik: 10-Gigabit-ready

Am Hauptsitz und in den Logistikzentren verlegte das Kerbl-Team unter der Leitung von Thomas
Grohl etwa 60 Kilometer Datenkabel und verbaute rund 3.000 RJ45-Module. In den Märkten schufen die
Teams von Norbert Rippert zwischen 20 und 120 Anschlüsse. Dafür verbauten die Installateure
insgesamt über 900 Kilometer Kabel sowie rund 10.000 Doppeldosen und 900 Patch-Panels.

Die Neuverkabelung der Zentrale war Teil einer umfassenden Sanierung der Großraumbüros. Um bei
der Nutzung flexibler zu sein, wurden hier auf 3.000 Quadratmetern Ständerböden errichtet und
zahlreiche, zum Teil vorkonfektionierte Bodentanks mit je zwei Doppeldosen gesetzt. Durch das
Kassettensystem und ausreichende Reserveschleifen lässt sich heute jeder Bodentank in einem Radius
von etwa vier Metern versetzen. Diese sind von den Unterverteilern in den Stockwerken aus über
Glasfaserkabel mit den Core-Switches im Rechenzentrum verbunden, an die wiederum 250 Server
angebunden sind.

Logistische Herausforderung

Die Modernisierung der 320 Märkte war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Die
Fachabteilung und der Installateur erstellten zunächst für jeden Markt eine genaue Planung.
Daraufhin orderte Kerbl beim Kabelhersteller das benötigte Material. Während der
Installationsarbeiten wurden in der Zentrale die Kopplungselemente für die jeweiligen Märkte
vorbereitet. Nach Abschluss der Neuverkabelungen standen drei feste Teams zur Verfügung, die dann
vor Ort alle Geräte, Rechner und Server an die strukturierte Verkabelung anschlossen.

Die Installationen fanden während der normalen Öffnungszeiten statt. Abhängig von der Größe des
Marktes war Kerbl mit einem zwei- bis dreiköpfigen Team drei bis vier Tage vor Ort. Dabei war es
von Vorteil, dass der langjährige Installationspartner die einzelnen Filialen und baulichen
Gegebenheiten gut kennt.

Einbindung drahtloser Dienste

Die konsequente und schnelle Umstellung auf ein leistungsfähiges, verlässliches Netzwerk mit
symmetrischen Datenkabeln erwies sich in den Märkten als ein Segen. Denn das Handelsunternehmen
führte 2008/2009 ein modernes Filial-Warenwirtschaftssystem ein, das höhere Bandbreiten benötigt.
Dafür ließ Tegut WLAN-Access-Points installieren, die zwangsläufig über Twisted-Pair-Kabel
angebunden werden müssen. So sind die Märkte heute lückenlos ausgeleuchtet, und die Mitarbeiter
können die Wareneingangskontrolle und Bestellungen über mobile Datenerfassungsgeräte erledigen.

Über die neue Kommunikationsverkabelung überträgt der Händler heute Büroanwendungen,
SAP-Anwendungen, diverse Spezialapplikationen und die Telefonie. In den Märkten sind nicht nur
Rechner und Server, sondern auch die neuen Access-Points sowie Kassensysteme, EC-Terminals,
Leergutautomaten, Waagensysteme und Videokonzentratoren daran angeschlossen. Mit der Zentrale sind
sie über IPSec-verschlüsselte VPN-Tunnel via DSL verbunden.

Fazit

Johannes Willkomm ist nach eigenem Bekunden mit dem neuen System zufrieden: "Die Umstellung hat
reibungslos geklappt. Wir haben nun ein vernünftiges Netzwerk mit hoher Leistung und hohem
Sicherheitsanspruch. Die strukturierte Verkabelung nimmt die Schärfe aus eventuellen Problemen und
hat die Fehlersuche deutlich vereinfacht." Außerdem blieb die Modernisierung wirtschaftlich in
jeder Hinsicht im Plan. Das sei nicht nur der realistischen Kosteneinschätzung, sondern auch der
professionellen und termingenauen Installation und "dem stets termingerechten Lieferservice" zu
verdanken.


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