Wireless LANs gewinnen auch in der Logistik an Bedeutung. Zentrale Warenwirtschaftssysteme verwalten dabei den Warenbestand in unterschiedlichen Lagern und Filialen in Echtzeit. Technische Voraussetzung vor Ort sind mobile Barcode-Scanner, die über WLAN und VPN direkt mit der Hauptverwaltung verbunden sind. Dabei spielt auch die zentrale Administration und Steuerung der verteilten Access Points eine wichtige Rolle - wie ein Beispiel aus dem Farbengroßhandel zeigt.
Der Mitarbeiter geht gemeinsam mit seinem Kunden durch die mehrgeschossigen Regale eines Farben-
und Lackgroßhandels. Der Kunde wählt unterwegs eine spezielle Wandfarbe aus. Mit einem Handgerät
scannt der Verkäufer den Barcode der Farbe und gibt die gewünschte Anzahl an. Umgehend erhält er
auf dem Scanner einen Hinweis aus dem System: Die gewünschte Farbe aus dem Lager ist bereits für
einen Großkunden reserviert. Glücklicherweise ist das Produkt in einem anderen Lager des
Unternehmens vorrätig und lässt sich kurzfristig ordern. Der aktuelle Bestand der Lager wird
automatisch auf den neuesten Stand gebracht. An der Kasse angekommen liegt die Rechnung für den
Einkauf sofort bereit, sodass dort für den Kunden die übliche Wartezeit entfällt.
Was wie Zukunftsmusik klingt, ist Alltag beim Lack- und Farbengroßhändler Louis Gnatz aus
Süddeutschland. Etwa 150.000 verschiedene Produkte lagern in 38 Filialen des Unternehmens mit
Niederlassungen in Deutschland und Österreich. Mit dem Wachstum des Unternehmens und der Gründung
neuer Standorte stand der Groß- und Einzelhandel für Farben und Lacke vor neuen Anforderungen an
die Verwaltung und Logistik. Unter anderem sollte ein neues Lagerverwaltungssystem wichtige
Alltagsprozesse verbessern.
Mit dem neuen System will der Großhändler eine bessere Kontrolle über den Wareneingang und
-ausgang erhalten, denn bisher wurde dieses in den Farblagern manuell mithilfe von Lieferscheinen
geregelt und von Hand in das Warenwirtschaftssystem eingepflegt. Dabei sind Buchungsfehler oder
Differenzen im Bestand erst mit zeitlicher Verzögerung aufgefallen. Gerade bei Farben, die sich
manchmal nur in Nuancen unterscheiden, ist ein genaues Erfassen und Buchen entscheidend. Da Farben
und Lacke außerdem nur begrenzt haltbar sind, gilt es, die Lagerbestände klein zu halten und die
Interaktion zwischen den Lagern zu verstärken.
Für die Konzeption und Umsetzung des Logistiknetzes bedeutet dies, dass die die Buchungen im
Warenwirtschaftssystem in Echtzeit ablaufen müssen. Nur so kann das System Fehlbuchungen
rechtzeitig erkennen und direkte Rückmeldung über die jeweilige Auswahl und Verfügbarkeit geben.
Ein Datenabgleich in Echtzeit stellt hohe Anforderungen an die zugrundeliegende technische Lösung.
Diese muss insbesondere stabile, ausfallsichere Verbindungen von mobilen Erfassungsgeräten in den
Lagerhallen der einzelnen Filialen mit der zentralen Datenbank sicherstellen.
Mobile Scanner generieren die Produktdaten für das Warenwirtschaftssystem durch das Lesen von
Barcodes. Auf diesen Geräten ist eine spezielle Software, in diesem Fall Scannav von PZ Systeme,
aufgespielt, die mit der Verwaltungssoftware Microsoft Dynamics Navision in Echtzeit korrespondiert
und so für stets aktuelle Bestandsdaten sorgt. Voraussetzung dafür ist ein flächendeckendes WLAN in
den einzelnen Lagern. Zu diesem Zweck wurden in den jeweiligen Gebäuden Access Points so
angebracht, dass die Mitarbeiter im Lager mit ihren WLAN-fähigen Barcode-Scannern in jedem Winkel
mit dem Drahtlosnetzwerk verbunden sind.
Das gemeinsame Warenwirtschaftsystem ist auf einem Server in der Firmenzentrale gehostet. Dort
laufen die Daten zu den Lagerbeständen des Farbengroßhandels zusammen. Jeweils ein VPN-Tunnel sorgt
dabei für eine sichere Internet-Verbindung zwischen der zentralen Datenbank und den 38 Filialen und
Lagern in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Österreich.
Zusätzlich erfolgt über diese Verbindungen auch die zentrale Steuerung der WLANs vor Ort: Ein in
der Unternehmenszentrale installierter WLAN-Controller (Lancom WLC 4100) managt die rund 100 Access
Points (Lancom L-54ag Wireless), die über die Filialen und Lager des Farbengroßhändlers verteilt
sind. Die WLAN-Architektur setzt dabei auf eine intelligente Arbeitsteilung zwischen Access Points
und WLAN-Controller – das "Smart WLAN Controlling". So übernimmt der zentrale WLAN-Controller die
Verwaltungsaufgaben der externen Geräte und die Access Points konzentrieren sich auf die reine
Datenübertragung.
Aus der Entfernung konfiguriert und überwacht der Controller die gesamte WLAN-Infrastruktur des
Unternehmens und sorgt mit dem zentralen Management beispielsweise für einheitliche
Sicherheitsvorkehrungen in allen Drahtlosnetzen des Großhändlers. So lassen sich etwa auch
Firmware-Updates von zentraler Stelle aus auf den Access Points durchführen. Außerdem unterstützt
das Smart WLAN Controlling auch die Funkfeldoptimierung für den störungsfreien Betrieb der WLANs
innerhalb der Reichweite anderer Access Points. Da der zentrale Controller auch die Verbindungen
der einzelnen WLAN-Clients in den Lagerhallen fortlaufend verwaltet, ist sogar für das nahtlose
Roaming zwischen den einzelnen Funkzellen vor Ort gesorgt.
Die Kommunikation zwischen den gemanagten Access Points und dem Controller erfolgt bei der
verwendeten Lösung über das CAPWAP-Protokoll (Control and Provisioning of Wireless Access Points).
Dieses versendet Steuerungs- und Nutzdaten auf getrennten Kanälen und hilft so, den Datentransfer
zu beschleunigen. Über einen Kontrollkanal, der mit DTLS (Datagram Transport Layer Security)
verschlüsselt ist, tauschen WLAN-Controller und Access Point die Verwaltungsinformationen
untereinander aus. Nur die Daten, die für den WLAN-Controller wichtig sind, laufen durch den
CAPWAP-Tunnel zum Controller. Das deutlich größere Datenvolumen der Nutzdaten kann direkt am Access
Point ausgekoppelt und ins LAN beziehungsweise WAN übertragen werden.
Mit dem verwendeten WLAN-Controller sind die Drahtlosnetzwerke außerdem gegen Ausfälle
geschützt, denn er unterstützt den autarken Weiterbetrieb der angeschlossenen intelligenten Access
Points. Im so genannten "Access Point"-Modus lassen sich diese Geräte auch unabhängig mit eigener
Konfiguration betreiben. Standard-WLAN-Funktionen funktionieren so auch bei einem unerwarteten
Verbindungsabbruch zum Controller in der Unternehmenszentrale uneingeschränkt weiter.
Mit der Funktion des "autarken Weiterbetriebs" bleibt in diesem Fall die Konfiguration des
Access Points, der vom WLAN-Controller verwaltet wird, für eine bestimmte Zeit im Flash
beziehungsweise im RAM gespeichert. Dies vermeidet einen "Single Point of Failure" und sichert die
WLAN-Installation gegen Ausfälle ab.
Die Datenaufnahme mit mobilen WLAN-Geräten in Kombination mit der neuen Netzanbindung an die
Zentrale ist im Fall des Farbengroßhändlers vielseitig einsetzbar. Für Logistik, Kommissionierung
oder als Kassensystem zeigt sich das neue Buchungs- und Verwaltungssystem als Gewinn bringend. Mit
der automatischen Erfassung der Produktbezeichnung über Barcode-Scanner lassen sich Fehlerquellen
vermeiden und somit die typischen Logistikprozesse des Farbhandels verbessern. Die Übertragung und
Synchronisation der Daten in Echtzeit mit der zentralen Datenbank verringern zusätzlich
Falschbuchungen und sorgen rund um die Uhr für eine aktuelle Dokumentation der Bestände.