Das virtualisierte Datacenter stellt neue Herausforderungen an die physische und logische Netzwerktopologie. Neue Standards entwickeln sich, die Beachtung finden müssen. Eine immer wieder aufkommende Frage ist das Verkabelungs- und damit auch das Switching-Konzept. „Top-of-Rack (ToR)“ oder „End/Middle-of-Row (EoR)“ – was ist besser?
Durch die hohen Serverdichten im Rack sieht ToR sehr verlockend aus – insbesondere kann man die Verkabelung zwischen den Racks damit vereinfachen und beispielsweise nur Glasfaser für 10/40/100 GBit/s verwenden. Das große Argument für ToR.
Man kauft sich jedoch auch eine Reihe von Nachteilen ein. Der ToR-Switch ist recht einfach gehalten und daher eher kostengünstig. Gerade wenn es sich um einen 1-GBit/s-Switch mit 10-GBit/s-Uplinks handelt. Jedoch müssen diese 10-GBit/s-Ports auch irgendwo aggregiert werden. Hier entstehen höhere Kosten als bei einer EoR-Variante, die auf diese 10-GBit/s-Uplink-Verbindungen verzichten kann. Auch ist der „Verschnitt“ im Rack höher, da man ja nicht immer auf 24 oder 48 Ports kommt. Im EoR-Switch ist eine optimalere Ausnutzung der Ports möglich. Die Verkabelungskosten liegen dafür bei der EoR-Variante höher.
Die Betriebskosten sind typisch höher bei ToR, da der Gesamtstromverbrauch (und damit auch der Kühlungsbedarf) aller ToR-Switches auf der Aggregationsebene, die einer reinen EoR-Lösung, übertrifft. Es müssen natürlich auch mehr Switches konfiguriert und verwaltet werden. Das Gesamtdesign wird etwas komplexer. Dafür ist durch die Verteilung auf die ToR-Switches mehr Redundanz im System.
Last but not least die Funktion/Performance. Hier kann die EoR-Varinate Punkte sammeln: die Backplane, der dazu verwendeten Switches hat eine wesentlich höhere Performance als die typisch verwendeten 10-GBit/s-Uplinks in der ToR-Variante. Bei dem hohen Grad an Virtualisierung und der eingehenden Dynamik, muss der Überbuchungsfaktor im Design so niedrig, wie möglich gehalten werden. Das ist mit ToR kaum möglich beziehungsweise mit hohen Kosten verbunden. Und wenn man im Rack 10-GBit/s-Server-Anbindung möchte, müsste man eigentlich schon auf 40-GBit/s-Uplinks setzen. Auch sind die EoR-Switches meist „höherwertig“, was die verwendeten ASICs und damit die Funktionen angeht – wie non-sampled Netflow, mehr Buffering etc.
Die Welt ist nicht schwarz-weiß, jedoch spricht vieles für EoR – im Einzelfall kann dies natürlich variieren. Ein genaues Hinschauen und Kalkulieren lohnt sich wie immer.