Supply-Chain-Lösungen für Rechenzentren

Weniger ist mehr

26. März 2014, 7:00 Uhr | Dirk Traeger/jos, Technical Manager bei Anixter in Mörfelden-Walldorf, www.annixter.de.

Seit jeher stellen Rechenzentren hohe Ansprüche an Zuverlässigkeit, Leistung und Wirtschaftlichkeit. Dies schlägt sich auch bei Installationsarbeiten nieder. In Rechenzentren lässt sich das Equipment nicht beliebig ein-, aus- oder umbauen. Enge Zeitfenster, räumliche Beschränkungen und ein streng reglementierter Zugang stellen Facherrichter und Betreiber bei RZ-Installationen gleichermaßen vor gewaltige Herausforderungen, womöglich mit Ausfällen oder Mehrkosten.Mit kunden- und prozessorientierten Supply-Chain-Strategien können RZ-Betreiber solche Probleme von vornherein vermeiden. "Kunden fordern immer mehr Dynamik und Flexibilität in ihrem Materialfluss", stellt Michael Schwamborn, Country Manager bei Anixter Deutschland fest. "Mit einer optimierten Supply-Chain-Lösung erhalten sie das richtige Produkt exakt zur richtigen Zeit am richtigen Ort und minimieren damit eventuelle Beeinträchtigungen im Rechenzentrumsbetrieb." Jeder, der im Rechenzentrumsumfeld zu tun hat, kennt das: Eine schier endlose Flut von Kisten, Kartons und Paletten drängt ins Gebäude, beansprucht einen großen Teil des ohnehin schon knappen Platzes, will sortiert, ausgepackt, geprüft und montiert sein. Der dabei entstehende Abfall (Wertstoff) ist ebenfalls zu sortieren und fachgerecht zu entsorgen. Und dies alles, ohne den laufenden Betrieb zu beeinträchtigen. Hinzu kommt noch die Gefahr, dass Material verloren geht, verlegt oder sogar entwendet wird. Den Materialfluss im Rechenzentrum zu managen, ist daher keine leichte Aufgabe. Und sie wird umso anspruchsvoller, je mehr Hersteller und Zulieferer beteiligt sind. Installationsarbeiten in Rechenzentren sind meist nur in knapp bemessenen Zeitfenstern möglich. In deren engen Grenzen müssen aber nicht nur die reine Montagearbeiten, Messungen und Inbetriebnahmen stattfinden, sondern meist auch die Koordination des ankommenden Materials. Dies ist bei den üblichen Platzbeschränkungen vor Ort nicht eben einfach, denn nur wenige Rechenzentren verfügen über Räumlichkeiten, in denen sich Ware lagern, auspacken, prüfen und vormontieren lässt. In vielen Fällen geschieht dies im Rechenzentrum selbst, wo Staub und brennbare Materialien wie Karton und Folienverpackungen eigentlich tabu sind. Einen Ausweg aus dem Dilemma zeigen Supply-Chain-Lösungen auf. Präzise auf die zeitlichen und räumlichen Anforderungen des Rechenzentrumsbetreibers abgestimmt, vereinfachen sie das Material-Management und die Lagerhaltung vor Ort deutlich. Offsite-Lagerung und eine bedarfsgerechte Materiallieferung führen zu deutlich weniger beschädigtem oder gestohlenen Material vor Ort. Durch das optimierte Material-Management ist weniger Zeit für die Bestellung, die Baustelleneinrichtung, die Warenannahme und die Wareneingangskontrolle nötig, was den Anteil produktiver Arbeitszeit in Installationsprojekten signifikant erhöht und das Projekt-Management vereinfacht. Mit dem so genannten Kitting sind verschiedene Einzelteile kundenspezifisch zusammenzufassen. So kann beispielsweise ein kompletter Schrank inklusive Einbauten und Montage unter einer einzigen Produktnummer laufen. "Professionelles Supply-Chain-Management bietet weit mehr als nur logistische Vorteile", so Schwamborn weiter. "Eine kundenspezifische, skalierbare Lieferkette vereinfacht Bestellprozesse, Material-Management vor Ort sowie die Qualitätssicherung und wirkt sich darüber hinaus positiv auf den Cash-Flow aus." Vormontierte Lösungen stellen die Einhaltung der Produktspezifikationen des Anwenders sicher. In Multi-Site-Rollouts sorgen sie für ein gleichbleibend hohes Qualitätsniveau. Vor allem global agierende Unternehmen mit zentralem Einkauf legen laut Schwamborn Wert auf ein gleichbleibend hohes Niveau bei Material und Ausführung unabhängig vom jeweiligen Standort. Ein weiterer Vorteil: Vormontierte Lösungen sorgen für deutlich weniger Verpackungsmüll vor Ort. Betreiber sparen sich dadurch nicht nur den enormen Entsorgungsaufwand. Lösungen mit weniger Verpackungsmüll beanspruchen auch weniger Platz vor Ort und deutlich weniger Zeit für die Entsorgung. Damit tragen sie dazu bei, ambitionierte Umweltziele zu erreichen und leisten einen wichtigen Beitrag zu Green IT, besonders im Hinblick auf The-Green-Grid- und Leeds-Zertifizierungen. Darüber hinaus lässt sich das fachgerechte Recycling mit Supply-Chain-Lösungen dokumentieren. Supply-Chain-Lösungen von Anixter haben sich nach Angaben des Herstellers bereits in größeren und kleineren Rechenzentren in der Praxis bewährt. Oft kommen dabei vormontierte Racks und Schränke zum Einsatz, die neben den schranktypischen Komponenten wie Fachböden, Streben, Kabel-Management und Kühlung auch bereits Verteilfelder und 19-Zoll-fähige USV-Anlagen enthalten. Eigenes Material des RZ-Betreibers lässt sich ebenfalls einbeziehen. Bei den Ready-Deployment-Services wird der Schrank auf einer Palette gesichert montiert angeliefert. Vor Ort muss der Installateur lediglich die äußere Verpackung entfernen und den Schrank an den vorbestimmten Ort stellen. Bei PODs und Schrankreihen ist damit auch bei einem mehrstufigen Installationszeitplan sichergestellt, dass alle Schränke einheitlich und in gleicher Qualität aufgebaut sind. Der RZ-Betreiber kann die Schränke komplett vorverkabelt bestellen. Dies ist besonders bei Schränken mit hohen Port-Dichten vorteilhaft, denn eine geordnete Kabelführung ist vor der Auslieferung weit einfacher auszuführen als im Rechenzentrum unter meist eingeschränkten Platzverhältnissen. Supply-Chain-Lösungen sind nicht auf Schränke begrenzt. In der Sicherheitstechnik gehört es beispielsweise längst zum Alltag, Kameras mit passendenden Supply-Chain-Services zu beziehen. Die Kameras sind in den Außengehäusen vormontiert und mit IP-Adresse und Subnetz-Maske vorkonfiguriert. Sämtliches Montage- und Anschlussmaterial ist beigelegt, und der Monteur muss sich pro Kamera nur einen einzigen Karton greifen, der bereits mit dem Montageort beschriftet ist. Er arbeitet sich von oben nach unten durch und findet alles, was er braucht, im selben Karton. Nach dem Einschalten der Kamera kann sich die Sicherheitstechnikabteilung gleich remote mit dem Gerät verbinden.   Projektbeispiele In einem Projekt in Deutschland waren zwei zusammenhängende Rechenzentren mit insgesamt vier Hallen in nur fünf Wochen zu errichten. Das Projekt war nicht nur zeitlich ambitioniert, auch die Abläufe und die Koordination aller beteiligten Unternehmen war eine Herausforderung. Im Rahmen der Supply-Chain-Lösungen wurden 1.000 Kits in 105 Varianten geliefert. Darin enthalten war die Beschriftung von 1.525 Verteilfeldern, 2.850 Trunk-Kabeln und 11.000 Patch-Kabeln. Zum Kitting waren alle Teile ausgepackt, beschriftet und montagefertig zusammengestellt. Doch nicht nur bei Großprojekten sind Supply-Chain-Lösungen sinnvoll. Auch in kleineren und mittleren Projekten können sie Vorteile bieten. In einem Projekt mit 44 Schränken verschickte der Anbieter 44 Einheiten - statt der 463 einzelnen Kisten und Kartons, die die benötigten Einzelteile enthielten. Dies führte zu einer Reduzierung des Abfalls vor Ort von 91 Prozent. Und in einem Projekt mit 250 Schränken betrug das Verhältnis 250 verschickte Einheiten statt 1.281 einzelner Kartons, was den Abfall um 81 Prozent reduzierte. In beiden Projekten ermöglichten kundenspezifisch angepasste Supply-Chain-Lösungen ein vereinfachtes Bestellwesen, die Reduzierung von Zeitaufwand und Abfall sowie den Projektabschluss im Zeit- und Kostenrahmen.   Fazit Supply-Chain-Lösungen müssen exakt auf die Bedürfnisse und Randbedingungen des Projekts und die internen und externen Prozesse des Rechenzentrumsbetreibers abgestimmt sein. Durch vereinfachte Material-Management-Prozesse und einen deutlich geringeren Platzbedarf vereinfachen Supply-Chain-Lösungen Installationsarbeiten, Nachrüstungen, Um- und Neubauten signifikant.

Ein geschicktes Supply-Chain-Management kann zu einer Reduzierung des Abfalls vor Ort führen.

Der RZ-Betreiber kann die Schränke komplett vorverkabelt bestellen. Dies ist besonders bei Schränken mit hohen Port-Dichten vorteilhaft.

Installationsarbeiten in Rechenzentren sind meist nur in knapp bemessenen Zeitfenstern möglich. In deren engen Grenzen müssen aber nicht nur die reine Montagearbeiten, Messungen und Inbetriebnahmen stattfinden, sondern meist auch die Koordination des ankommenden Materials.

Vormontierte Lösungen sorgen für deutlich weniger Verpackungsmüll vor Ort. Betreiber sparen sich dadurch nicht nur den enormen Entsorgungsaufwand.

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