Test: IASO Backup Appliance

Appliance für Remote Backups

2. März 2008, 23:00 Uhr | Christoph Lange/wj

Die Backup-to-Disk-Appliances von IASO verwenden für die Datensicherung eine effiziente Delta-Block-Technologie. Diese reduziert die zu übertragenden Datenmengen deutlich und ermöglicht es, Backups auch über WAN-Verbindungen hinweg durchzuführen.

Der Backup-Spezialist IASO positioniert sich im wachsenden Markt der Backup-to-Disk-Anbieter mit
einer Lösung, die nicht als Virtual Tape Library arbeitet, sondern die Daten auf einer
Linux-Appliance speichert. Das Backup erfolgt mithilfe von Software-Clients auf den zu sichernden
Servern und PC-Clients. Wenn das IASO-Disk-System Daten von Filialen über eine WAN-Verbindung
sichert, kommen auf der Remote-Seite lediglich die Software-Clients zum Einsatz. Sie übertragen die
Daten zur IASO-Box in der Zentrale.

Schnell in Betrieb

Um die Datensicherung hochverfügbar auszulegen, können Unternehmen zwei IASO-Appliances
einsetzen, die im Active-/Passive-Modus arbeiten. Die Daten werden dabei vom primären auf das
sekundäre System repliziert. Fällt die primäre Box aus, muss der Systemverwalter deren IP-Adresse
auf dem Standby-System einrichten. Die Clients bauen anschließend automatisch eine Verbindung zum
Backup-System auf. Das zweite System lässt sich auch für Restores nutzen, zum Beispiel um Daten von
Systemen wiederherzustellen, die am Sekundärstandort stehen.

Die Verwaltung der Backup-Appliance erfolgt per Webbrowser. Für die Erstkonfiguration stellt der
Administrator eine Verbindung zur werkseitig eingestellten IP-Adresse her, indem er einen Rechner
für das entsprechende IP-Subnetz konfiguriert. Für den LANline-Test wurde ein System geliefert, das
bereits für die Testumgebung vorbereitet war.

Im ersten Schritt ordnet der Systemverwalter alle zu sichernden Systeme einem IASO-Account zu.
Dabei wird auch ein Verschlüsselungs-Key generiert, um die übertragenen Sicherungsdaten zu
verschlüsseln. Sobald die Sicherungs-Accounts angelegt worden sind, lässt sich der Backup-Client
auf den zu sichernden Systemen installieren.

Hierfür lädt der Administrator von der Webseite der IASO-Appliance die Installationsdatei auf
den jeweiligen Client herunter und führt das Setup durch. Für den Test wurde der Backup-Agent auf
zwei Windows-2003-Fileservern, einem SQL-2005-Server, einem Exchange-2003-Server und einem
XP-SP2-Client installiert. Zusätzlich wurden die Daten eines Linux-Servers über die so genannte
UNC-Funktion (Universal Naming Convention) der IASO-Appliance gesichert. Dabei richtet der
Systemverwalter auf dem zu sichernden Server eine Verzeichnisfreigabe ein und wählt diesen Ordner
dann im Backup-Client für die regelmäßige Sicherung aus. Die IASO-Box kann auch virtuelle Server
unter Vmware sichern. Hierfür muss der Administrator die zu sichernde Maschine in den Suspend-Modus
setzen.

Effiziente Delta-Block-Sicherung

Für die Sicherung von Daten verwendet IASO die Delta-Block-Technologie, die veränderte
Datenblöcke anhand ihres Hash-Wertes erkennt. Dadurch ist die Appliance in der Lage, bei jedem
Durchgang nur die veränderten Datenblöcke zu übertragen. Da diese Deduplikation der Daten auf
Blockebene stattfindet, reduzieren sich die zu übertragenden Datenmengen auch bei Dateien mit
unterschiedlichen Namen und von unterschiedlichen Clients. In diesem Fall müssen allerdings die
Daten mit demselben Encryption-Hash-Wert verschlüsselt worden sein.

Dateien, die kleiner als 256 kByte sind, werden nicht dedupliziert, da der hierfür nötige
Rechenaufwand die möglichen geringen Einsparungen nicht rechtfertigen würde. Ab einer Größe von 256
kByte werden die Dateien in 256-kByte-Blöcke aufgeteilt. Jeder Block erhält dann einen eigenen
Hash-Wert. Ist ein Block auf der Appliance bereits vorhanden, wird er nicht noch einmal
übertragen.

Die Delta-Block-Technologie beschleunigt nicht nur das Backup, sondern auch die
Wiederherstellung verloren gegangener Daten beträchtlich. Auch in diesem Fall müssen nämlich nicht
die kompletten Dateien zurückgesichert werden, sondern nur die Blöcke, die tatsächlich beschädigt
wurden oder verloren gegangen sind. Die IASO-Appliances können sogar bei SystemState-Dateien
innerhalb des BKF-Files mit den Delta-Blöcken arbeiten. Wird zum Beispiel ein gecrashter Server auf
einem neu installierten Betriebssystem wiederhergestellt, sichert IASO nur diejenigen
System-State-Dateien zurück, die lokal noch nicht vorhanden sind beziehungsweise verändert
wurden.

Die Delta-Block-Technologie greift auch bei der Sicherung von SQL-Datenbanken, sodass nur die
veränderten Blöcke zur Backup Appliance übertragen werden. Der Backup Client erstellt hierfür einen
Dump der Datenbank im lokalen Temp-Verzeichnis und löscht ihn wieder, nachdem die geänderten Blöcke
übertragen wurden. Bei der Wiederherstellung einer SQL-Datenbank erstellt der Agent zunächst erneut
einen Dump der aktuellen Datenbank und sichert dann anhand der File-Journal-Infos den gewünschten
Stand zurück. Für die Sicherung von Exchange-Servern ist ein eigenes Plug-in erhältlich, mit dem
sich sogar einzelne E-Mails wiederherstellen lassen.

Zuverlässiger Testbetrieb nach Anlaufschwierigkeiten

Durch die starke Reduktion der bei Backups und Restores zu übertragenden Datenmengen eignet sich
die IASO-Backup-Appliance auch für die Sicherung von Clients über langsamere WAN-Verbindungen
hinweg. Eine Bandbreitenbeschränkung für die Backup-Datenströme ist bisher allerdings noch nicht
implementiert.

Um auch in großen Verzeichnisbäumen schnell alle Dateien zu finden, die verändert wurden, führt
die IASO-Appliance auf allen Verzeichnishaupt- und -unterebenen ein so genanntes Directory Hashing
durch. Nur wenn sich der Hash geändert hat, wurde eine der darunter liegenden Dateien verändert und
muss gesichert werden.

Das Setup der IASO-Appliance und die Installation der Backup-Agenten auf den zu sichernden
Servern und PCs waren rasch abgeschlossen. Allerdings trat kurze Zeit später das Problem auf, dass
kein Zugriff mehr auf die Weboberfläche der Appliance möglich war. Um den Fehler zu finden, verband
sich der IASO-Support per Webex-Session auf die Appliance. Es stellte sich heraus, dass die
Festplatte einen Hardwaredefekt erlitten hatte und dadurch das Filesystem so stark beschädigt
worden war, dass es sich nicht mehr reparieren ließ. IASO stellte umgehend eine neue Box zur
Verfügung, die bereits mit der Testnetzkonfiguration und den Backup-Accounts versehen war.

Im weiteren Verlauf des LANline-Tests versah die IASO-Appliance dann zuverlässig ihren
Dienst.

Bei den verschiedenen Testsicherungen war eine deutliche Datenreduktion festzustellen. Am
stärksten fiel sie erwartungsgemäß beim Backup von virtuellen Servern aus, da in diesem Fall viele
identische Betriebssystemdateien vorhanden sind. Insgesamt wurden etwa 30 virtuelle Vmware-Server
mit einem Gesamtdatenvolumen von 400 GByte gesichert. Die Größe der gesicherten Daten betrug
lediglich 4,5 GByte, das bedeutet eine Reduktion um den Faktor 89.

Deutliche Reduktion der übertragenen Datenmengen

Bei einem physischen Testserver wurden die System- und Datenpartitionen gesichert, die 16 GByte
Daten enthielten. Auf der Backup-Appliance belegten diese Daten 8 GByte und damit lediglich gut die
Hälfte der ursprünglichen Größe. Ein anderer Testserver kam auf eine Reduktion um das Zehnfache:
Die 10 GByte Originaldaten reduzierte die IASO-Box auf 1 GByte. Ein weiterer Testserver war mit 65
GByte Daten belegt, die auf 14 GByte zusammenschrumpften. Die erste Vollsicherung dieses Servers
benötigte fünf Stunden, was einer durchschnittlichen Übertragungsrate von etwa 215 MByte/min
entspricht. Prinzipiell steigt die insgesamt erzielbare Reduktionsrate mit der Zahl der gesicherten
Server, da identische Systemdateien immer nur einmal gesichert werden müssen.

Die Wiederherstellung von Daten ist auf beliebigen Systemen als Ziel möglich. Die einzige
Voraussetzung ist, dass der IASO-Backup-Agent mit Benutzername, Passwort und Verschlüsselungs-Key
des ausgefallenen Servers installiert werden muss. Wird die Appliance heruntergefahren oder neu
gebootet, während Sicherungsvorgänge laufen, führt sie die Backups automatisch an der Stelle fort,
wo sie unterbrochen wurden. Im Test funktionierte dies reibungslos.

Restore einzelner E-Mails und Attachments

Für die Sicherung von Exchange-Servern wird eine zusätzliche Anwendung installiert, die eine
separate Benutzeroberfläche mit Reporting-Funktionen umfasst. Der Systemverwalter kann dabei unter
anderem einstellen, wie oft die Exchange-Daten gesichert werden sollen. Zur Wahl stehen unter
anderem CDP (Continuous Data Replication) oder etwa stündliche Sicherungen. IASO plant, den
Exchange-Agenten künftig direkt in die normale Oberfläche des Backup-Agenten zu integrieren. Der
SQL-Agent ist bereits jetzt im Standard-Tool enthalten.

Um das Brick-Level-Exchange-Backup der IASO-Appliance zu testen, wurden im Testnetz mehrere
E-Mails verschickt und zwei Stunden später drei dieser Mails gelöscht. Der Exchange-Backup-Agent
war für zuvor für CDP konfiguriert worden. Über die Oberfläche des IASO-Agenten ließ sich
anschließend für jede dieser gelöschten E-Mails auswählen, ob sie zurückgesichert werden sollte.
Die gelang bei allen drei E-Mails, sodass sie anschließend im Outlook-Client wieder vorhanden
waren. E-Mail-Anhänge lassen sich auf die gleiche Weise zurücksichern.

Für die Systemüberwachung unterstützt die Backup Appliance das Protokoll SNMP (Simple Network
Management Protocol), wodurch sie sich zum Beispiel in Nagios-Systeme einbinden lässt. Ob die
Datensicherungen erfolgreich abgeschlossen wurden oder ob Fehler aufgetreten sind, erfährt der
Systemverwalter per E-Mail. Hierfür ist auf der Appliance ein SMTP-Server anzugeben. Alternativ
lässt sich auch eine integrierte E-Mail-Funktion der IASO-Box selbst nutzen.

Fazit

Mithilfe der Delta-Block-Technologie reduziert die IASO-Appliance das für die Sicherung und
Wiederherstellung von Servern benötigte Datenvolumen deutlich. Dadurch wird es auch möglich,
entfernte Standorte eines Unternehmens über WAN-Verbindungen in der Zentrale zu sichern. Mit einem
Einstiegspreis von 3295 Euro dürfte die Appliance von IASO auch für kleinere Unternehmen eine
interessante Alternative zu herkömmlichen Backup-Lösungen sein.

Info: IASO Tel.: 089/99216420 Web: www.iasobackup.com

Info: Wick Hill Tel.: 040/2373010 Web: www.wickhill.de


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