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Bill Gates twittert über Nerds und Beton

17. Juni 2014, 11:10 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

China – eine Weltmacht aus Beton

China ist auf besten Wege zur Beton-Supermacht. (Bild: Screenshot / Bill Gates, Twitter)
China ist auf besten Wege zur Beton-Supermacht. (Bild: Screenshot / Bill Gates, Twitter)
© Screenshot / Bill Gates Twitter

In einem zweiten Post geht Gates auf einige Statistiken des Geschichtswissenschaftlers Vaclav Smil ein. Der hat ein durchaus interessantes Buch mit dem Titel »Making the Modern World: Materials and Dematerialization« (Die Erschaffung der modernen Welt: Materialien und Entmaterialisierung) veröffentlicht, das eine Art Rohstoffgeschichte des Industriezeitalters bietet. Smil beschreibt darin unter anderem, wie wichtig beispielsweise Beton oder Eisen zum Aufbau der modernen westlichen Industrienationen waren. Darüber hinaus beleuchtet er Paradoxien wie jene, dass die Industrienationen viele Güter zwar immer sparsamer herstellen, die jedoch letztlich zu einer noch höheren Nachfrage nach ihnen führt, und so den Rohstoffverbrauch noch weiter ankurbelt.

Gates hat sich daraus unter anderem eine Grafik geteilt, die den Betonverbrauch der neuen Großmacht China mit dem der USA vergleicht. Sie zeigt, dass China alleine in den letzten drei Jahren fast eineinhalb mal so viel Beton verbaut hat, wie die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Eine zweite Statistik, die Gates fasziniert besagt, dass jeder Amerikaner im Durchschnitt pro jahr fast 20 Kilogramm Aluminiumschrott aus Getränkedosen produziert. Obwohl für die Produktion moderner Dosen weniger Aluminium gebraucht wird, steigt der Gesamtverbrauch an Aluminium für Getränkedosen weiter an. Mit solchen Einsichten stimme Smil ihn nachdenklich, während er über Beton-Straßen zur Arbeit fahre und bevor er täglich die erste Dose seiner geliebten Diät-Cola trinke, so Gates.

Trotz des angestrengten Nachdenkens kommt er allerdings offenbar nicht auf die Idee, dass man sein Getränk auch aus einer besser wiederverwertbaren Glasflasche trinken könnte. Oder dass Nerds mit ihren geliebten Technik-Spielereien, die am besten jedes halbe Jahr gegen das neuste Modell ausgetauscht werden müssen, den Ressourcenverbrauch erst so richtig ins Extrem treiben. Auch dass China erst in den letzten Jahren unter nie gesehenem Hochdruck einige Infrastruktur-Entwicklungsschritte nachholt, die in den USA schon längst und über einen viel längeren Zeitraum abgeschlossen wurden, kommt dem sinnierenden Twitter-Nerd offenbar nicht in den Sinn. Nicht nur, dass China eine fast fünfmal so große Bevölkerung wie die USA hat, trägt zum enormen Betonverbrauch bei. Die rücksichtslose Betonkopf-Politik der Partei, die ganze Millionenstädte umsiedelt und an anderer Stelle wieder aufbaut, um sie beispielsweise mit einem Mega-Staudamm überfluten zu können, sollte hier ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Fortschritt braucht zwar definitiv Beton, aber mehr Beton bedeutet im Umkehrschluss eben doch nicht unbedingt auch gleich mehr Fortschritt. Auch im Sinne Smils zeigt der enorme Ressourcenhunger also eher, dass China noch einen langen Weg der Effizienzsteigerung zu einer modernen Industrienation vor sich hat, als dass es die westlichen Länder bereits überflügelt hätte – außer eben in der Verschwendung von Ressourcen. Hier könnte der eigentlich kluge Ansatzpunkt für den geneigten Amerikaner liegen, sich in seinem Land mehr für Klimaschutzziele stark zu machen und den Druck auf China zu erhöhen, als die Panikwelle vor der großen roten Bestie aus dem Osten zu reiten.


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