Mit als Phasenschiebern getarnten »Grenzschützern im Stromnetz« könnte Polen bald deutschen Ökostrom an der Grenze blockieren. So schreibt die Wirtschaftswoche unter dem Titel »Neuer Eiserner Vorhang«.
--- canonical[http://www.energie-und-technik.de/erneuerbare-energien/news/article/103397/] ---Eine Nebenfolge erneuerbarer Energien sind volatile ungeplante Energieflüsse mit sehr steilen Gradienten. Produktionsspitzen in Deutschland können die Netzstabilität der Nachbarländer gefährden. Neben dem Redispatch von Kraftwerken oder dem Netzausbau bietet sich gegen dieses Problem der Einsatz von Phasenschiebern an. Letztere Maßnahme wurde im deutsch-polnischen Grenzgebiet schon seit Längerem in grenzüberschreitender Kooperation erfolgreich erprobt.
In einem vom Stromnetzbetreiber 50Hertz finanzierten Pilotprojekt hat 50Hertz gemeinsam mit dem polnischen Netzbetreiber PSE bis zum Frühjahr 2013 Maßnahmen zum Erhalt der Systemstabilität getestet, konret: Den Einsatz sogenannter »virtueller Phasenschieber«. Bei einer Überschreitung bestimmter Einspeisegrenzen simulierte dabei ein koordiniertes Eingreifen in die Kraftwerksfahrweise Entlastungen durch einen Phasenschiebertransformator.
Die Versuche verliefen so erfolgreich, dass sich die Deutschen und Polen darauf einigten, bis spätestens 2016 physische Phasenschiebertransformatoren auf den beiden grenzüberschreitenden Stromtrassen zwischen Mikulowa und Hagenwerder sowie Krajnik und Vierraden zu installieren.
Diese nachbarschaftlich-konstruktiven Planungen nutzt die »Wirtschaftswoche Green« aktuell zum Sensationalismus und titelt: »Neuer eiserner Vorhang: Sperrt Polen demnächst deutschen Ökostrom aus?« Ein Anruf bei Volker Kamm, Pressesprecher beim Netzbetreiber 50Hertz bringt Klarheit: Nein, er hat noch nichts davon gehört, dass die Polen unschuldigen Ökostrom im Todesstreifen eines neuen eisernen Energie-Vorhangs verbluten lassen wollen.