Das CTS 1000 wurde in einem umgebauten Container installiert, der per LKW in das Mannschaftshotel gebracht und dort an das Strom und Datennetz angeschlossen wurde. Der Container wurde akustisch, lichttechnisch und in Bezug auf die Daten- und Stromtechnik auf die Benutzung von Telepresence vorbereitet.
Mit dem System ist man jederzeit in der Lage, den Standort innerhalb von Südafrika zu verlegen oder das System an einen anderen Ort in der Welt einzusetzen. Um die Anbindung an das Telepresence Netzwerk flexibler zu gestalten, ist zudem der Einsatz von Satellitenverbindungen möglich.
Eine besondere Herausforderung bei der weiten Distanz zwischen Deutschland und Südafrika ist eine möglichst geringe Lauf- oder Latenzzeit. Nur so ist eine Videokommunikation ohne Verzögerungen möglich.
Laufzeiten unter 300 Millisekunden Glas-zu-Glas (Linse-zu-Monitor) nimmt der Mensch nicht wahr. Alles darüber »sehen« die Teilnehmer von Videokonferenzen in Form von Verzögerungen. Die eingesetzte Verbindungsart, beispielsweise Satellit oder Glasfaser, hat einen wesentlichen Einfluss auf diese Latenzzeiten.
Bei aller Planung ist zudem zu bedenken, dass die Technik an sich ebenfalls einiges an Zeit benötigt. Denn das Videobild muss aufgenommen, codiert, verschickt und an der Gegenstelle decodiert und auf dem Bildschirm gezeigt werden.
Ein Codiervorgang dauert etwa 75 ms. Daher stellt Telepresence als hochwertige Video-Technologie auch hohe Anforderungen an die Netzanbindung selbst. Die Laufzeit im Netz sollte wenn möglich nicht höher als 150 ms sein. Zwischen 1,5 und 6 MBit/s sollten verbindlich zur Verfügung gestellt werden.
Die Deutsche Telekom konnte dies mittels Festverbindung nach Deutschland erreichen. Die Systeme in Südafrika und Deutschland sind dabei mit dem Telekom-Datacenter in Düsseldorf verbunden. Die Verbindungen führen von Düsseldorf, in die Türkei, über Indien, weiter nach Johannesburg und von dort ins Velmore-Hotel bei Pretoria.
Die Glasfaserleitung aus Deutschland wurde im Velmore-Hotel terminiert und als Ethernet (über Kupfer) zur Verfügung gestellt. Ein Cisco-Router bildet den Deutschland-Telepresence-WAN-Abschluss und stellt den Uplink für das Telepresence-System zur Verfügung.
Eine Datenleitung via Satellit einzusetzen, wurde von vornherein ausgeschlossen. Denn durch das Senden und Empfangen zum Satelliten benötigt eine solche Verbindung um die 800 ms – zu viel, wenn es Alternativen gibt.
Virtuelle Video-Kommunikation via Telepresence ist in der Wirtschaft schon lange im Einsatz und hat mit der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen oder der Klimaschutz-Konferenz des BDI auch in der Politik seinen Platz gefunden.
Jetzt hält sie erstmals Einzug im Sport: Neben dem DFB setzt auch der US-amerikanische Sportsender ESPN auf Telepresence zur Kommunikation zwischen den Stadien. Es entsteht quasi ein »virtuelles Sportstudio«, ohne dass Übertragungsfahrzeuge in den Austragungsstädten notwendig sind.
Der Sportsender wird außerdem Interviews mit Spielern, Trainern und Analysten mittels Telepresence während des Turniers aufzeichnen und per Videodateien auf der ESPN-Soccernet-Web-Site den Fans zur Verfügung zur Verfügung stellen.
Der Autor: Ernst Engelmann ist Business Development Manager Collaboration bei Cisco Systems.