Diese Form der Virtualisierung zerlegt nicht den Rechner an sich in viele kleine virtuelle Maschinen. Vielmehr teilt sich das Betriebssystem in voneinander getrennte Bereiche auf. Diese hören auf Namen wie Virtual-Entities (VE), Virtual-Private-Server (VPS), Container, Jails oder virtual Zones.
Unabhängig vom Namen arbeitet die Technik überall gleich: Ein einziger Systemkern betreibt die physische Maschine und alle dazugehörigen Hardware-Komponenten. Der Virtualisierer stellt abgeschottete OS-Instanzen bereit. Jede dieser VEs greift auf die Ressourcen des bereits laufenden Kerns zurück, kann aber ein eigenes Benutzerverzeichnis, Policy-Regelwerk und eigene Applikationen verwalten. Aus einer VE heraus ist kein Zugriff auf die Daten des Hosts oder anderer VEs möglich. Der Host hingegen kann in alle VEs hineinsehen und auch deren Einstellungen, Dateien und Konfigurationen verändern.
Anders als VMs haben VEs keine eigenen Festplattenlaufwerke. Ein Overlay-fähiges Dateisystem simuliert die Laufwerksressourcen auf Ordnerebene. Das Overlay blendet Systemdateien wie symbolische Links in die VE.
Eine neue, leere VE braucht folglich erst einmal gar keine Ressourcen: kein RAM, keine CPU-Zeit und keinen Massenspeicher. Das simulierte Dateisystem funktioniert mit einem Copy-on-Write-Mechanismus. Fügt der Nutzer einer VE Daten hinzu, sichert das simulierte Dateisystem die differenziellen Änderungen. Applikationen innerhalb der VEs erscheinen in der Dienste-Liste des Host-Systems, als würden sie direkt auf dem Host laufen.
Diese Virtualisierungstechnologie kommt mit sehr wenigen Ressourcen aus. Bereits ein simpler Uni- oder Dual-Prozessor-PC mit einem GByte RAM kann über hundert VEs mit Web-Servern betreiben. Daher eignet sich diese Technologie sehr gut in Umgebungen, welche viele virtuelle Systeme mit vergleichsweise genügsamen Diensten betreiben. Das populärste Beispiel für Systemvirtualisierung sind die privaten Web-Server der günstigen Internet-Hoster.
Die Vorteile der Systemvirtualisierung sind: Geringe Ressourcenbelastung, Kontrolle aller VE-Inhalte vom Host aus, sehr fein einstellbare Ressource-Belastungen pro VM. Die Nachteile lauten: Eingeschränkte Wahl des OS: Alle VEs teilen sich einen Systemkern, kein direkter Hardware-Zugriff innerhalb von VEs möglich und benachbarte VEs können die gegenseitige Performance negativ beeinflußen.
Network Computing hat die vier populärsten System-Virtualisierer einem Test unterzogen: Die Zonen von Suns Opensolaris, das quelloffene Openvz für Linux, sowie die kommerziellen Parallels Virtuozzo-Containers für Linux und Windows.