Leerstände und Verödung der Innenstädte

HDE: Deutsche Innenstädte in »höchster Not«

18. Februar 2019, 14:30 Uhr | Martin Fryba
In manchen heute verödeten Innenstädten zeugen Piktogramme von einem einst lebendigen Stadtzentrum.
© Adobe Stock /jdoms

Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert von der Politik Sofortmaßnahmen »zur Rettung vitaler Innenstädte«. Der Verband wendet sich gegen Fahrverbote und Handel auf der »Grünen Wiese«.

Der HDE steckt wie viele seiner Interessensvertreter in einem Dilemma. Denn die seit Jahren gute Konjunktur und steigende Kaufkraft der Konsumenten lässt die Umsätze des Handels wieder steigen. Es gibt auf Seiten der Händlerschaft Gewinner: Das sind die großen Etail-Riesen und stationäre Handelsketten mit starken Online-Geschäft. Auf der anderen Seiten verlieren Tausende kleinerer Filialhändler und Ladeninhaber, weil die Kundschaft nicht mehr so zahlreich in die Stadtzentren kommt. Mit jedem Laden, der schließt oder durch einen Ein-Euro-Shop verdrängt wird, verlieren vor allem die Zentren kleiner Kommunen und mittelgroßer Städte an Attraktivität.

»Viele Innenstädte in Deutschland sind in höchster Not. Früher attraktive und vitale Zentren verlieren an Zugkraft, vielerorts finden beunruhigend wenige Menschen den Weg in die Fußgängerzonen und Ladenzeilen«, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. In der Folge sorgen Leerstände für eine Verschlechterung der Versorgungssituation in vielen Kommunen.

Jetzt hat HDE einen Brandbrief an den Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Horst Seehofer, geschrieben und fordert darin »Sofortmaßnahmen zur Rettung vitaler Innenstädte zu ergreifen.« Der innerstädtische Handel solle gestärkt werden, um die weitere Zunahme von Leerständen in vielen Stadtzentren zu stoppen.

Verlust des lebendigen Stadtzentrums, das ist für Genth auch ein Verlust der Heimat vieler Menschen. »Die Politik darf diesem Erosions-Prozess nicht länger nur zuschauen«, wendet sich Genth an den CSU-Politiker Seehofer, der, sollte es vielen noch nicht aufgefallen sein, tatsächlich auch die Ressorts Bau und Heimat in seiner Job Description findet.

Für den HDE müsse in einer funktionierenden Innenstadt die Mischung zwischen Handel, Gastronomie aber auch dem produzierenden Gewerbe stimmen. Genth spricht von »positivem Einkaufserlebnis, stimmiger Baukultur mit attraktiven Gebäuden und angenehmer Atmosphäre«. Da Händler auf den Ausbau digitaler Serviceleistungen setzen, müsse der Ausbau des öffentlichen WLANs und schnellem Internet stärkere Priorität bekommen.

Fahrverbote seien Gift für den stationären Handel, meint der HDE-Funktionär. »Der Handel ist davon gleich in doppelter Weise betroffen. Denn Fahrverbote behindern sowohl den Lieferverkehr als auch den Kundenverkehr.« Profitieren würden dadurch nur Online-Händler und Einkaufszentren auf der »Grünen Wiese«, die »städtebaulich und raumordnerisch unerwünscht« seien.


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