Allerdings – so umfassend sich Carrier-Ethernet hier aufstellt, für den Einsatz im Rechenzentrum bestehen partiell unterschiedliche Anforderungen. Prinzipiell sind drei Aufgabenbereiche zu bewältigen – die Datenkommunikation innerhalb des Datacenter, die Verbindung von Rechenzentren miteinander sowie der Access zu Rechenzentren. Unterschiede bestehen hier vor allem in der Frage, welche Anforderungen die Anwendung an das Übertragungsprotokoll in Bezug auf Laufzeit und Datenintegrität stellt. Synchrone Kopplungen, wie sie beispielsweise beim sofortigen Spiegeln von Daten zwischen Rechenzentren eingesetzt werden, haben hier die höchsten Anforderungen, so dass typischerweise Protokolle wie Fibre-Channel eingesetzt werden, die eine eingebaute Datenflusskontrolle haben und gleichzeitig geringste Laufzeit garantieren. Sind die Anforderungen geringer, wie bei asynchronen Kopplungen, so können Flusskontrolle und Datenintegrität auch auf höheren Protokollebenen implementiert werden (z.B. bei SDH oder Ethernet).
Johannes Weingart, Product Manager bei Teragate, erklärt: »Carrier-Ethernet bietet Funktionen zum Management der Bandbreite sowie der Servicequalitäten. Es ermöglicht Datenverbindungen mit sehr geringen Fehlerraten und ist eine hervorragende Basis für asynchrone Kopplungen. Im Bereich der synchronen Kopplungen wird heute meist Fiber-Channel mit Geschwindigkeiten von 1 bis 10 GBit/s eingesetzt. Datacenter-Bridging (DCB), oft auch als Datacenter-Ethernet oder Converged-Enhanced-Ethernet bezeichnet, bietet eine gute Alternative mit der Fähigkeit, konvergente Verbindungen von Fiber-Channel (via FCoE) und klassischem Ethernet auf derselben Infrastruktur zu realisieren.«
Carrier-Ethernet war zunächst als Technologie gedacht, die es Carriern ermöglicht, herkömmliche Festverbindungen durch Ethernet zu ersetzen. Damit ergeben sich nach Ansicht von Christian Illmer, Director Lösungsmanagement Enterprise bei ADVA Optical Networking AG, auch die unterschiedlichen Einsatzbereiche von Carrier-Ethernet und Datacenter-Ethernet. Datacenter-Ethernet sei zunächst als Konvergenzprotokoll gedacht, um Speichernetze, die bisher Fibre-Channel nutzten, und normale Datennetze, die typischerweise Ethernet einsetzen, auf eine gemeinsame Technologie zu migrieren. »Damit ergeben sich die Einsatzgebiete für Carrier-Ethernet im Datacenter-Umfeld vor allem bei der Anbindung (Access) von Kunden in das Rechenzentrum, während Datacenter-Ethernet vorwiegend im Rechenzentrum oder aber bei der Verbindung von Rechenzentren untereinander zum Einsatz kommen wird.«
Carrier-Ethernet mit den Einsatzgebieten Netzzugang und Festverbindungsdienste müsse sehr spezielle Anforderungen in Bezug auf Überwachung der gelieferten Services (SLA), Netzabschluss und Transportqualität (QoS) erfüllen. Der Kunde erwarte alle Leistungsmerkmale, die er bisher von SDH kennt, auch bei der Nutzung von Carrier-Ethernet. Damit sei Carrier-Ethernet optimiert für den Daten-Transport. Im Gegensatz dazu muss Datacenter-Ethernet andere Anforderungen erfüllen. Hier sollen unternehmenskritische Speicherdaten übertragen werden und wichtige Elemente wie Flusskontrolle, geringste Laufzeit oder Eliminierung von Packet-Loss, wie sie bei Fibre-Channel bereits Standard sind. Dies erfordert Erweiterungen im Ethernet-Protokoll und bei der verwendeten Hardware. Physikalisch (aus Layer 1 Sicht) handelt es sich zwar immer noch um Ethernet, aber die Einführung von neuen Ethertypes, etwa für FCoE (Fibre-Channel over Ethernet), und die Ergänzungen im Bereich Flusskontrolle, Priorisierung oder Multipathing stellen schon im Vergleich zu »Standard-Ethernet« gravierende Änderungen dar.