Intel-Aufsichtsratschef Andy Bryant sieht es als Blamage an, dass der Prozessorhersteller den Trend zum Tablet verpasst hat. Die alte Konzernführung habe die Welt durch die Intel-Brille gesehen, sagte er auf einer Investoren-Konferenz.
Intels Aufsichtsratschef Andy Bryant hat zugegeben, dass der Prozessorhersteller den Trend zu Tablets und Smartphones eindeutig unterschätzt hat. »Dafür zahlen wir jetzt den Preis«, sagte er auf dem Intel-Analysten-Tag. Die Informationen, um den Wandel vorherzusehen, seien verfügbar gewesen, aber Intel habe ihn verpasst. »Es war mir persönlich peinlich, dass wir scheinbar die Richtung verloren haben«, sagte Bryant in der Eröffnungsansprache. Seine Kritik an der »alten Konzernführung« dürfte, auch wenn er es explizit nicht ansprach, auf Ex-CEO Paul Otellini gemünzt sein, der seinerzeit überraschend durch eine neue Doppelspitze ersetzt wurde.
Mit der Ernennung von Brian Krzanich zum neuen Vorstandschef habe der Konzern jemanden gefunden, der die Welt so sieht, wie sie sei, und nicht so, wie Intel sie sich wünsche, erklärte Bryant weiter: »Sein Einfluss auf die Strategien beginnt bereits spürbar zu werden.«
Intel habe es geschafft, eine Präsenz bei Tablets aufzubauen. Im kommenden Jahr sei das Ziel, über 40 Millionen SoCs in dem Bereich abzusetzen: »Diese Präsenz müssen wir einfach haben.«
Im Rahmen der Neuausrichtung, die sich Brian Krzanich und seine Leute ausgedacht haben, verkündete der CEO Intels Öffnung als Foundry für jedermann, der es sich leisten kann, Wafer in Intels High-End-Fabs produzieren zu lassen. Dies ist fast schon eine Revolution, da sich Intel ja bislang immer auch über seine überlegene Fertigung differenziert hat und zumindest bis jetzt direkte Wettbewerber ausgesperrt hat. Zukünftig kann neben den schon heute bedienten FPGA-Herstellern also auch ein Qualcomm oder Samsung auf Intels Leading-Edge-Prozesstechnologie zugreifen, wenn er nur genug Geld auf den Tisch des Hauses legt - Intel wird damit definitiv zum Wettbewerber für TSMC, Samsung und Globalfoundries, welche die High-End-Fertigung bislang unter sich ausgemacht haben.
Neben dem Foundry-Geschäft stehen noch zwei weitere Dinge im Fokus, die mit dem alten, PC-getriebenen Intel nichts mehr zu tun haben: 2014 wird es mit »SoFIA« den ersten integrierten LTE-/Prozessor-Chip für Mobilgeräte geben und damit - die Kunden dürfte es freuen - Qualcomm sein Quasi-Monopol für Snapdragon verlieren, nachdem man erst kürzlich durch Intels ersten diskreten LTE-Modem-Chip Konkurrenz bekommen hat.
Und last but not least hat Intel die Uralt-Mikroarchitektur des 80486 von 1989 wieder ausgegraben, um mit neu entwickelten Low-Power-Chips am Internet der Dinge partizipieren zu können - ein Marktsegment, das bislang - vorsichtig ausgedrückt - nicht unbedingt die höchste Priorität genoss.
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