Marco Chillon, General Manager bei Razer, erklärt im CRN-Gespräch, wie Mobile Devices den Gaming-Markt beeinflussen.
Chillon: Für uns als langjährigen Global Player im Gaming-Sektor ist der wachsende mobile Markt grundsätzlich positiv zu sehen. Die massenhafte Verbreitung und gesellschaftliche Akzeptanz, die Computerspiele in den letzten Jahren erfahren haben, ist in großen Teilen auch der Verbreitung von Smartphones und den damit verbundenen neuen Spieleentwicklungen zuzuschreiben. Dadurch ergeben sich auch für unser Kerngeschäft Neukundenzugänge, die wir vor einigen Jahren so noch nicht hätten erreichen können. Mobiles Gaming ist außerdem keineswegs als Ersatz oder Verdrängung für klassische Computer- und Videospiele zu verstehen. Wir sehen, dass trotz des rasanten Wachstums im mobilen Geschäft weiterhin gleichbleibende oder steigende Gewinne über den Absatz von PC- und Konsolen-Spielen erzielt werden, auch wenn sich hier der Verkauf der Spiele weiter in Richtung der digitalen Distribution verlagert. Es scheint so, als ob eine Koexistenz der Märkte möglich wäre, die für uns ein dauerhaftes Wachstum und substanzielle Gewinne verspricht.
Chillon: Es gibt hier definitiv deutliche Überschneidungen, zumindest in den Nutzergruppen. Die Verbreitung von mobilen und stationären Spielekonsolen zusätzlich zum eigenen PC ist gerade unter Jugendlichen enorm und das das Smartphone mit den dazugehörigen Spiele-Apps ist längst zum Standard geworden. Auch auf Seiten der Entwickler erleben wir eine immer häufigere Integration von mobilen Geräten in klassische Spielkonzepte. Ubisoft bietet hier beispielsweise eine interessante App-Integration für Watch Dogs an, bei der die mobilen User mit der App gegen Spieler vor der heimischen Konsole oder dem PC antreten können. Insofern lassen sich sicherlich Berührungspunkte finden. Wir sind selbst als Hersteller auf allen drei Märkten vertreten und können allerdings beobachten, dass sich die Nutzungsmuster und die Kaufgewohnheiten der Endnutzer stark voneinander unterscheiden. Daher ist es für eine erfolgreiche Kundenansprache hier nicht mit einer einfachen Übertragung der gleichen Produktgruppen getan. Jeder der Märkte benötigt eine eigene Strategie und genaue Zielgruppenanalyse. Auch die klassischen Vertriebsmuster lassen sich hier nicht ohne weiteres übertragen.
Chillon: Wir beobachten auf dem mobilen Markt zurzeit ein anderes Spiel- und Kaufverhalten als auf den traditionellen Plattformen. Hier wird eher nebenbei gespielt und die höchsten Gewinne ergeben sich über die Micro-Transaktionen in den Spielen selbst.Während sich gerade PC-Spieler gezielt mit der Hardware und der Peripherie auseinander setzen, die sie zum Spielen verwenden, bietet mobiles Gaming ein rundum-Sorglos-Paket auf dem eigenen Handy, das sich vor allem an Casual-Gamer und Gelegenheitsspieler richtet. Es ist fraglich, ob sich bei so unterschiedlichen Interessenslagen Geschäftsmodelle auch auf den mobilen Markt übertragen lassen. Vielmehr müssen wir uns fragen, was die Wünsche und Antriebe der mobilen Gamer sind. Hier geht es um Komfort und Entspannung beim Spiel und den direkten, reibungslosen Zugang zu Inhalten. Ein Vordringen als Peripheriehersteller in diesen Markt ist nur denkbar, wenn wir unsere hohen Qualitätsansprüche mit einer Idee verbinden, die einen echten Mehrwert für das mobile Gaming verspricht. Mit dem Nabu Smartband werden wir beispielsweise in Kürze ein Gerät auf den Markt bringen, das Komfort und Funktionalität vereint und so ein großes Potential hat, unterschiedliche Nutzergruppen im mobilen Markt anzusprechen.
Chillon: Sicherlich ist es für uns wichtig die Entwicklungen auf diesem Gebiet ernst zu nehmen, da sich in vielen Segmenten ein Großteil des Gewinns in den Online Sektor verlagert. Unsere Zahlen zeigen jedoch eine eindeutige Präferenz der Kunden für den Vertrieb im Einzelhandel – gerade im deutschen Markt. Vor allem für Neukunden sind eine gezielte Beratung und ein direkter Erstkontakt mit unseren Produkten von unschätzbarem Wert. Aber auch langjährige Käufer unserer Produkte nutzen die Informationen, die online vorliegen, oft vor allem als Entscheidungshilfe, während der Kauf anschließend beim Retailer vor Ort stattfindet. Dies liegt auch an der Art der von uns angebotenen Produkte. Wer eine unserer Mäuse in die Hand nimmt, spürt direkt, ob ihm ein Modell liegt oder nicht. Die Oberflächeneigenschaften und das Handling lassen sich nicht allein über die online vorliegenden Informationen eruieren. Wir wollen auch in Zukunft nicht darauf verzichten unseren Kunden diesen direkten Service zu bieten.
Chillon: Wir erleben hier wie in vielen anderen Bereichen auch einen Diversifikationsbedarf beim Kunden. Geräte, die auf bestimmte Spieltypen zugeschnitten sind oder sich nach Bedarf personalisieren lassen sind in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden. Entscheidend ist und bleibt aber letztlich immer die Qualität. Unsere Kunden sind gut informiert über die neusten technischen Entwicklungen informiert und haben genaue Vorstellungen von, dem was ein Gerät leisten können muss. Dadurch, dass wir uns das konstante Feedback unserer Nutzer einholen und zusätzlich mit professionellen Spielern während der Entwicklungs- und Designphase zusammenarbeiten, können wir mit diesem Innovationsbedarf Schritt halten.